II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 966

Liebelei
5. box 11/6
Telephon 12.801.

„OBSERVER“
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
schätzte Kupferstecher geschaffen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
jedenfalls behinderten die Kostun
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork.
die Darsteller, und besonder
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
Luise sah recht fatal aus. Au¬
(Quelienangabe ohne Gewähr).
die Nuance, den Präsidenten nid
wie gemeinhin als weltmännische
Ausschnitt aus; Schaubühne, Berlin
Intriganten, sondern als brutale
Emporkömmling aufzufassen, er
vom: 5 Jen 1910
wies sich als störend.
Schnitzlers „Liebelei aber wur
grus München
#unz lebendig, obgleie
Von der Neueinstudierung des
sie nur auf zwei Leistungen
D „Wilhelm Tell' im Hoftheater
stand, von denen die eine sicher¬
braucht nicht gesprochen zu wer¬
lich falsch war. Ich meine die
den; auch nicht von der Auffüh¬
Christine der Fritzi Schaffer.
rung der aristophanischen „Frösche
Die hatte etwas Schwerblütige,
durch den Neuen Verein, in der
Madon¬
Frühlingsopferhaftes,
ein von allen Grazien verlassenes
nenhaftes von Anfang an. Wenn
Ensemble das attisch amöne Spiel
nun aber Schnitzlers liebes, gra¬
zu einem Ruedererschen Bierulk
ziles und trauriges Schauspiel
zu vergröbern sich mühte. Die
eine „Idee hat, dann kann sie nur
Neueinstudierung des „Julius
darauf zielen, wie seltsam Tri¬
Cäsar’, die das Hofschauspiel bot,
viales und Tragisches nebenein¬
ist ein interessantes Beispiel für die
anderläuft, wie tief zweideutig be¬
Mischung von deklamatorisch-reprä¬
langlose Dinge und solche, die an
sentativen und psychologisch=natu¬
unser Letztes, Menschlichstes rüh¬
ralistischen Stilelementen, die un¬
ren, auseinander sich winden, in¬
ser Hoftheater jetzt darstellt, und
einander sich weben. Die Christine
mag als solches Exemplum bei
der Schaffer nun umwitterte ein
späterer Gelegenheit in weiterm
Hauch von Tragik, ein schweres,
Zusammenhang analysiert werden.
schmerzhaftes Ahnen von An¬
Bleibt noch über zwei Abende
beginn, und dadurch ward dem
des Schauspielhauses zu berichten.
Spiel die schöne und wissende Re¬
Zur Schillerfeier spielte man hier
signation geraubt, die ihm sicher¬
„Kabale und Liebe'. Die Auf¬
lich innewohnt. Wie freilich die
führung war mit größter Sorgfalt
Spielerin ihre Auffassung durch¬
bereitet und jede Möglichkeit dieser
führte, das machte diesen Mangel¬
Bühne klug ausgenutzt; aber da
reichlich wett. Alle billige Sen¬
man sich darauf kaprizierte, etwas
timentalität war vermieden; und
Neues, noch nie Dagewesenes zu
einen kleinen Rest Theater ver¬
bringen, verfiel man auf die un¬
gaß man gern über dem Erfühl¬
glückliche Idee, die Schauspieler
ten, das die Schaffer in Ton und
in Kostüme zu stecken nach den
Miene zu geben hatte. Und was
Stichen, die Chodowiecki der ersten
dann außerdem dieser Vorstellung
Ausgabe des Dramas beigegeben.
ihre Note verlieh, das war Wal¬
Diese Stiche aber aus dem König¬
daus Theodor, der Eleganz, Dis¬
lich Großbritannischen Genealogi¬
kretion und Kunstverstand so gut
schen Kalender auf das Jahr 1786
zählen zum Schwachsten, was der wie der Autor zu mischen wußte
Lion Feuchtwanger
übrigens gewiß allzu hoch einge¬
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