II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 969

Liebelei
5. box 11/6
Telophen 12.581.
„UDSERTER
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leaf, Kopenhagen, London, Madrid, Malland, Minnenpolts,
bw-Verk, Paris, Rsen, San Francisco, Stockholm, St. Petess¬
burg, Toronso.
(Geengabe ehne Gewünr.
weschnitt aus:
vom: 20 1. 1910
Theater, Kunst uns Titeratne.
(Brünner Stabttheater.) Als „Christine“
Artur Schnitzlerz „Liebelei“, dieser vortreff¬
ds „kleinen Mädchens“ in einer
liche
Rolle, die soviel Gretchen= und Herohaftes auf den
Boden des „Wiener Grundes“ überträgt, setzte
Fräulein Leonore Ehn vom Klagenfurter Stadte
theater ihr hiesiges Probegasispiel fort. Es scheint,
daß diese talentierte Schauspielerin in der klein¬
bürgerlichen Sphäre am sichersten und wirksamsten
zu gestalten vermag. Für Christine ist bekanntlich
die Liebelei eine große Liebe, die ihr ganzes Wesen
erfüllt, sie nimml alles furchthar ern#t ihre schran¬
senlose Hingebung und ihre Rechte auf den Gelieb¬
jen. Sie sagtes nicht, aber man hört es aus ihrem:
naiden Geplauder heraus, aus der Anbetung, mit
der sie an dem Studenten hängt, aus der Sorge,
mit der sie in alle Lebensverhältnisse des Geliebten
eindringen möchte, aus der Eifersucht gegen jene
vorgehme Dame, um derentwillen Fritz sie jüngst im
Theater vernachlässigt haf. Die Darstellerin brachte
Vertrauen, Hingebung, Schmerz und ging doch in
keinem Tone über die Einsalt unb Einfachheit der
Verhältnisse, aus denen Christine hervorgegangen
rin, ymäus. Sie gelangt auf die Höhe, die Tragtk,
ohne das schlichte Mädchen aus der Wiener Vorstadt
einen Moment vergessen zu lassen. Am besten war
ihre Leistung in den leidenschaftlichen Ausbrüchen
der letzten Szene; für die träumerischen und amp
findsamen Anwandlungen der ersten Auftritte fehlte
bisweilen noch der richtige Ausdruck. Alles in allem
war ihre Darbietung eine schöne Talentprobe und
der ihr vom Publikum, besonders nach dem letzten
Akte intensin gespendete Beifall ein wohlverdienter
An der „Mizzi“ des Fräuleins Richter hatte die
Debütantin eine sehr glückliche Kontrastfigur; das
seichte, leichtfertige, in seiner Oberflächlichkeit leicht
komische Naturell war in der Darstellung des Fräu¬
leins Richter charakteristisch ausgeprägt und
auch die Lokalfärbung der Gestalt eine durchaus ge¬
lungene: das richtihe Wiener Mädel „von einer ei¬
genen Rass'“, ohne Grundsätze, und dabei innerlich
eigentlie unverdorben. Auch Fräulein Richter wur¬
de mit Applaus bedacht. Die gutmütige Leichtfertig¬
keit „Theodors“ fand in Herrn Bowarz einen

Verti
dete, wie er sollte, das belebende Ekement des gesten
Aktes. Der „Fritz“ des Herrn Recke hatte die rich¬
tige Farbe der Charakteristik. Am besten gelang ihm
die letzte Szene, in der er die weiche Stimmung, die
allgemach in das Gespräch eindringt, gut anzudeu¬
ten wußte. Herr Moser, der den alten Geiger
darstellte, brachte diese kleine Rolle zur besten Wir¬
lung; er charakterisierte mit Erfolg nach der Seite
der resignierten Schlichtbeit und der grenzenlosen
Milde hin. Die zudringliche Hausfreundin wurde
von Frau Wiesner recht resolut gegeben. Der
betrogenen Ehemann, der kurzen Prozeß ma
stellte Herr Strauß mit Kraft unt chart
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scher Haltung dar. Den Abend beschloß der E#
akter „Komtesse Mizzi“
berse Titel
Stückes erinnert wohl sebhaft an##ie gleichnamige
Heldin eines Romanes aus ben Wiener Nachtlebe