II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 976

Liebelei
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5. Sennennn

D.
In Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Clevviahe,
Oeni, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls
New-Vork, Paris, Rom, San Francisee, Stockholm, St. Peten
burg, Toronto.
(üselienangabe okne Dowal!.
Aussehnitt aus:
7 11.1910
Lalacher Zeitung
iom
Theater, Kunst und Literatur.
(Slovenisches Theater.) Vorgestern wurde &
Wihelei“, dieses Kabinettstück moderner Dräuch¬
vor gut besetztem Hause zum erstenmale gegeben. Mit
einfachen Mitteln arbeitend, entrollt das streng logisch
und einheitlich aufgebaute Drama mit seinem scharf zu¬
gespitzten Dialoge, seinem trefflich charakterisierten
Milien und seiner bis ins kleinste Detail liebevoll aus¬
geführten Charakteristik eine aus dem Leben gegriffene
Tragödie, in der nichts auf theatralischen Effekt berech¬
siet ist, die aber gerade durch ihre unverfälschte Natür¬
lichkeit von unwiderstehlicher Wirkung ist. Der vor¬
Züglich gezeichneten Christine verlieh Frl. Bintrova
iin Spiel und Ausdruck eine persönliche Note, wodurch
Isie sie ungemein sympathisch gestaltete. Schlicht und hin¬
gebend, in ihrer jungen Liebe ganz aufgehend, fand ihre
Christine im Schlußakte alle Akzente des verzweifelnden
Schmerzes und bewies, daß Fräulein Wintrova eine
eminente Eignung zu tragischen Rollen besitzt, die sie
mit stets vollkommener werdender Künstlerschaft mei¬
siert. So ehrte man denn die brave Darstellerin mit
anhaltendem Beifalle. Dieser erstreckte sich nach Gebühr
auch auf Herrn Nucis, der sich in seinen Fritz Lob¬
heimer mit Geist eingelebt hatte und sich neben seiner
Partnerin mit allem Nachdrucke behaupten konnte, zumal
er, den seiner Figur anhaftenden Zug des Lebemannes
einigermaßen mildernd, das im Grunde des Herzens
sich regende Gefühl von echter Liebe schärfer hervor¬
treten ließ. Fräulein Setrilova stellte die Modistin,
die sich mit den Wechselfällen der Liebschaften gleich¬
mütig abzufinden weiß, mit Lebenswahrheit auf die
Bühne; Herr Simasek als Theodor hielt sich wacker,
obschon er zuweilen etwas ledern und steif anmutete.
Frau Danilova verkörperte den klatschsüchtigen und
dabei schadenfrohen Typus der Frauen aus dem Mittel¬
stande mit unverfälschter Naturtreue; Herr Skrbin¬
sek gab den Musiker mit guter Haltung, namentlich
am Schlusse, als dieser, von seinem Kinde verlassen,
verzweifelnd zusammenbricht. Das Stück erhielt nach
— Im Anschlusse an
allen Akten ehrlichen Beifall.
die „Liebelei“ gelangte Sudermanns „Fritzchen“ zur
Aufführung. Ebenfalls ein starkes Drama, das aber
theatralische Färbung trägt und neben der „Liebelei“
abfallen muß; zudem ein Tendenzstück mit attavistischem
Einschlage und mit einer gegen das Duellwesen gerich¬
teten Spitz“. Sorgfältig sind darin die Figuren des
Leutnants von Drosse sowie dessen Mutter behandelt;
die übrigen Personen hingegen weisen flüchtige Zeich¬
nung auf. Herr Nudis als der Träger der Haupt¬
rolle war seiner Aufgabe gewachsen. Die infolge des
bevorstehenden Duells, über dessen Ausgang kein Zwei¬
sel obwaltet, qualvoll aufgewühlte Gemütsverfassung
Fritzchens vermochte er mit Routine, ohne Übertreibung
zu kennzeichnen sowie den Abschied von seinen An¬
gehörigen rührend zu gestalten. Frau Danilova war
in Spiel, Sprache und Gebärdenspiel ganz die gebrech¬
liche, liebende Mutter; Herr Verovsek hingegen
hätte den Major markiger gestalten, vor allem aber seine
Rolle etwas besser memorieren sollen. Die Herren Si¬
madek als Hallerpfort und Molek als Diener boten
keinen Anlaß zu kritischen Bemerkungen.
Telephen (2.501.
„ODSERTER
1. Soterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitunge-Ansschnitte
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Cheistianis,
scapolta,
Genk, Kopenhagen, London, Madrid, Mallane
New-Vork, Pari“ Pom, San Prenciseo, Stockhotem, Bt. Petere¬
burg, Torouto.
eanchenengnbe
Ansechaltt aug: Berliner Börsen Courier, Berlin
Abendansgabe
21 11 1910
1
Ein Telegramm aus Kiel meldet uns: Am
Sonntag wurde die neue Oper von dem Frankfurter
Kapellmeister Franz Neumann, „Liebelei.“,
Text von Schnitzler, am Stadttheater in Kiel vor
überfülltem Haufe unter stürmischem Beifall, der sich
von Akt zu Akt steigerte, aufgeführt.