II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 978

Liebelei
5. Lissssel box 11/6
Sonnabend zum Kontre=Admiral beforderten Oberwerft¬
1 der Tond. Ztg. zufolge 180000 K genannt.
ig geschlossen.
Sinne und Grade Franz Neumann getan in seinem] auch des betrogenen Gatten, liegt vor uns wie ein aufge¬
schlagenes Buch. Und dann im 3. Akt, wo die von Sehn¬
musikalischen Schauspiel „Liebelei". In der Tat haben
sucht nach dem Geliebten sich verzehrende Christine der
sik-Matinee.
wir es hier zunächst mit einem regelrechten Schauspiel zu
Freundin Zweifel begegnet mit dem Hinweis darauf, daß
tun, genau wie in Schnitzlers gleichnamiger dramatischer
l am Hause Fritzens die Jalousien heruntergelassen seien,
Brahmschen C-moll=Streich¬
Dichtung; hier also mit einem musikalischen Schauspiel.
er also doch, wie er vorausgesagt, abgereist sein müsse, da
tag haben sich die Herren
Hat ein solches überhaupt eine Bevechtigung? Gelingt:s
verständigt uns ein leise vom Orchester herauftönender
Habenicht, Reitz und
dem Tonkünstler vermittelst der Musik, die feineren
Trauermansch den wahren Grund er beobachteten Tat¬
leichte Aufgabe gestellt. Von
Fäden des Kunstwerks bloßzulegen und damit das Werk
s nordischen Meisters ist das
sache.
dem Hörer sogleich, oder doch mindestens ungleich schneller
So ließe sich eine Fülle feiner Beziehungen und Er¬
nwenigsten einer äußerlichen
als der reflektierende Verstand das vermag, nahe zu
läuterungen durch ddie Musik nachweisen. Diese selbst zeigt
ur der wirkliche Künstler, der
An
bringen; geliggt es ihm, die Psyche des Kunstwerks zu
sich von edler Erfindung, gedankenreicher Verarbeitung,
knähert, dem die Ausübung
fassen und dieses damit von innen heraus dem Hörer zu
schöner, harmonischer, modulatorischer und farbenpräch¬
rfnis geworden ist, und bei
beleuchten, so schafft er zweifellos neue Werke und die Art
tiger instrumentaler Behandlung und würde in manchen
den technischen Aufgaben spie¬
Teilen des Werks auch ohne Bühnenbild wirksam sein.
seines Schaffens hat damit ihre Berechtigung.
n Rhythmus die Seele siegen
Wie sicht es nun, von diesem Gesichtspunkt betrachtet,
Jedenfalls haben wir es mit einem in jeder Hinsicht ernst¬
lcher nach innen gewandten
mit Franz Neumanns „Oper“ aus? Es würde mich
zunehmenden, zur überwiegenden Hauptsache schönen Werk
serzen quoll, ein beredter Für¬
hier viel zu weit führen, wollte ich der an Hand der mir
zu tun. Mag man, wie bereits eingangs erwähnt, — diese
inunsere heimischen Quartett¬
Art der Weiterentwicklung der Oper beklagen, — ihren
vorliegenden Partitur und in Anlehnung an die gang aus¬
ben den poesievollen Gestalten
mancherlei Schönheiten wird jeder, der sich bemüht, ihr
gezeichnete, künstlerisch geradezu hervorra¬
In der stimmungstiefen Ro¬
gende Aufführung des Werks im einzelnen davtun.
vorurteilsfrei gegenübenzutreten, nicht entziehen können.
gestatteten dem Hörer auch
Nur die Hauptsache sei hervorzuheben. Neumanns
Das Werk chinterließ auch einen starken Eindruck.
wunderbare Kraft sder Har¬
Die Auffirhvung am Sonntag abend war — von
Musik bemüht sich nicht allein, der Charakteristik der ein¬
1 den beiden Ecksätzen offen¬
folgt zugleich dem
Kleinigkeiten abgesehen — allerdings glänzend, was um so
grüblerische Eigenart Brahm¬
zelnen Personen beizukommen, sie
feinen Rhythmus der Szene mit nicht selten geradezu ver¬
mehr uneingeschränkte Anerkennung verdient, als hinsicht¬
Nur bei einer solchen Dar¬
lich des Zusammengehens von Bühne und Orchester außer¬
blüffendem Erfolg. Neumanns Musik leuchtet seinen Men¬
borgenen Schönheiten gehoben
schen ins Herz, rafft an entscheidenden Stellen das bereits
ordentliche Schwierigkeiten zu überwinden waren. Umfang
er Gegenüberstellung des tief¬
und Bedeutung dder Partie berücksichtigt, stand Inesvon
früher in Tönen gesagte kurz und treffend zusammen und
den schlichten innigen Ton¬
läßt daher nicht allein über die Art der zu charakterisieren¬
Encke als Christine ebenan, ihr zur Seite Dr. Landry
ische Es-dur=Diventimento für
den Situation keinen Zweifel, sondern weiß das Interesse
Fritz). Im weiteren dürften — es sei denn bei Ein¬
offenbaren, zustimmen. Auch
(2
der Hörer mit besonderem Nachdrick wachzuhalten. Wenn
schätzung der kleinen Pavtie der Frau Binder (Anna
Herren Darmstadt, Reitz
beispielsweise zu Beginn des 3. Abtes Christine über eine
Schmitz) — wesentliche Unterschiede kaum zu machen
ich auf allseitige Anerkennung
Arbeit gebeugt still und scheinbar in seelischem Gleich¬
sein; ich nenne daher in gleicher Linie neben Fanny
enen Publikums.
gewicht am Fenster sitzt, die Musik verrät's uns; das
Ambras (Mizi Schlager), die Herren Grifft (ein
schöne Eingangsthem erzählt's: „All' meine Gedanken,
Herr), Kaposi (Theodor) und Stuhlfeld (Hans Wei¬
— Und endlich sei auch der verdienstvollen Leiter
die ich hab'“ es ist die Weise des Liedes, das das Mädchen
adttheater.
ring.)
in froher Stunde dem Geliebten gesungen. Uebrigens
nicht vergessen: Kapellmeister Dr. Schreiber, ein¬
n von Franz Neumann.
weist gerade die musikalische Thematik der Christine ein
schließlich seines trefflichen Orchesters, und Oberspielleiter
ganz reizendes Grundmotiv zu, das in wechselnder Klang¬
Schauspiel von A. Schnitzler.
Theodor Rittersberg.
farbe und Harmonie bei gewissen melodischen Verände¬
Und nun zum Schluß noch einen Wunsch: dieselbe
r betonen ein schrankenloses
rungen sie durch das Wenk oft begleitet. Oder man nehme
Mühe und Sonafalt, ddie man — mit Recht an die Ein¬
krischen Gestaltung. Aber was
die überaus wirkungsvolle vierte Szeme des ersten Aktes,
studierung des hier in Rade stehenden Werkes gegeben,
besondere veranlaßt durch die
I die das Auftreten des beleidigten Herrn bvingt. Hier gibt
wende man auch einmal an anerkannte Meisterwerke. Und
orwürfe, mit gewaltigen, nicht
die Musik mit unheimlicher Präzision den Grundton des
man wird vielleicht hinsichtlich des Theaterbesuchs ganz
(Tristan) zu fassen sucht, das
W. O.
ganzen Auftvitts; der anfänglich angenommene leichte
neue Erfahrungen machen.
rmaßen aus höheren Regionen
stäglichen Lebens. Ich erinnere Konvevsationston der sich Unterhaltenden erscheint sofort
hime“. Das hat in besonderem als Lüge das Innere der beiden Redenden insbesonder¬
Rieler Tesdine