II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 980

Liebelei
3. LEEE box 11/6

usehen, kehrskonirolleur Pavel ist die Wahrnehmung der! den zwei Kammermusikwerke, von Johaunes
G
leidet] Geschäfte des Vorstandes der Betriebsinspektion] Brahms das Streichquartett C=moll, Werk 511

mungsträger zu sein. Im Cyarakter der Szene] wendet sich in dieser Musik mehr zum Orchester
Franz Neumann hat das Drama nahezu
als an den Gesang. Es kommt wiederholt vor,
liegen die kurzen Wendungen und raschen harmo¬
wörtlich als Textvorlage für seine Oper verwen¬
daß der Komponist den Sänger zum Sprechen
nischen Schwankungen. Bis dann plötzlich die
det. Der Komponist hat in Richard Strauß dafür
veranlaßt und ihn dadurch zum Melodramatiker
Duell=Affäre in jähem Wechsel die Tonsprache ver¬
einen Vorgänger. Aber die „Salome“=Dichtung
macht, dessen Stütze wiederum das Orchester ist.
ändert und die düstren, schweren Akzente des kom¬
Oskar Wildes bewegt sich in poetisch hochgestimm¬
Hier liegt recht eigentlich das, was der Komponist
menden Unheils eintreten. Wie sich hier Schnitz¬
ter Sprache, die von einem im Silbenfall der
dem Dichter hinzugegeben hat.
lers und Neumanns Kunst zu vollkommener Ge¬
Worte zwar versteckten, aber deutlich erkennbaren
Herr Dr. Schreiber leitete die musikalische
schlossenheit vereinigen, ergibt den Höhepunkt
und musikalisch auslösbaren Roythmus beherrscht
Kaiser¬
Das Orchester spielte in leichter
Ausführung.
dieses Aktes.
wird. Artur Schnitzlers Menschen sprechen die
pill mir
Deklamation, flüssig, mit präziser Rhythmik und
Im 2. und 3. Akte kommt die Lyrik zu ihrem
Sprache des Alltags. Solche Reden und Wen¬
poetisch. Die großen Steigerungen waren ausge¬
überall
dungen denken gar nicht an Musik. Es war ein
Recht. Hier gibt der Komponist mauch schönen
feilt, das piano=Spiel rund und blühend im
Sehn=I merkwürdiger Einfall des Komponisten, den poc¬
Beweis von dem Reichtum und der Schönheit!
Klang. Herr Rittersberg hatte für eine stim¬
seiner Melodik. Er umkleidet die Erscheinung
Kraft tisch prunklosen Text des Dramas als Unterlage
mungsvolle Inszenierung Sorge getragen, die den
Stun¬
der Christine mit schwärmerischen Klängen und
für eine Oper zu verwenden. Das macht sich be¬
Vorgängen den richtigen Rahmen gab. Herr
ist ein
bleibt ihr musikalisch treu bis zur Schlußszeue hin,
sonders im 1. Akt mit größter Deutlichkeit geltend.
Stuhlfeld verkörperte den alten Weiring mit
ach der
in der der Heroismus der Liebesqual erschüttern¬
Die vier jungen Leute vereinigen sich in Bohe¬
voller Hingabe und fand auch den rechten warmen
den Ausdruck findet. Die Instrumentierungskunst
inden
mien=Stimmung zu einem lustigen Abendessen.
Ausdruck im Gesange für die stille gütige Mensch¬
bekkreib.
Neumanns ist verblüffend, ist großartig n ihrer
Ein lebhafter Dialog beginnt, meist in kurz abge¬
lichkeit des Weißhaarigen. Frl. v. Encke sang
Vielfarbigkeit, in ihrem Glanz, ihrem Woylklang,
ßnichtrissenen Sätzen. Dabei ist von der Zigarrenkiste
die Christine, die der Komponist förmlich in Musik
in ihrer ganzen Tonschönheit, dabei nirgends der
spielt die Rede, vom Reservelentnant, vom Schematis¬
getaucht hat. Die Künstlerin wußte dies Musika¬
nicht
Eindruck des Gezierten, Gewollten, Gequälten.
mus, vom Stoppenzieher und Lampenanzünder —
lische gar fein auszulösen, ihren Gesang durch alle
s aus¬
Alles klingt wie schönste Notwendigkeit. Kunstvoll
und alles wird gesungen. Das ist zunächst sehr
Phasen des Ausdrucks zu führen, vom leichten
g Toch= ullig und rust das Bild des Klavierhumoristen] versteht sich Neumann auf Figuration, wovon
Parlando der Alltäglichkeit zum Heroismus des
besonders das Vorspiel zum 2. Akt Kunde gibt.
Leben Lamborg wach, dessen Spezialität es war, eine
Schmerzes. Weniger glücklich war Frl. Ambras
nd rei¬
Dem 3. Akt schickt er ein Vorspiel von großzügiger
Petroleum=Annonce oder Speisenkarte improvisie¬
als Mizi, die „dem lieben kleinen Kerl“ nicht in
Konzeption vorauf. Wie die klagende Cellokan¬
nderenrend in Musik zu setzen. Aber bei Franz Neumann
vollem Maße das warme, mollige Wesen nieo.
ist, zu
tilene begleitet wird von düsteren Rhythmen, wie
ist es nur zunächst verblüssend. Man findet sich
Die kindlich gefärbte Fröhlichkeit fand noch zu
sich voll strömender Empfindung die Musik in
Schlager schnell hinein in dieses tönende Rezitieren der
schwere Akzente. Am Erfolge aber ist sie nach Kräften
mächtiger Steigerung über Chromatismen und
Sie ist! Texte. Denn bald erkennt man, mit welch außer¬
ehrenvoll beteiligt. Frl. Schmitz als Frau Bin¬
lustigen
scharf dissonante Klänge hinweg zur Katastrophe
ordentlich mustkalischer Kraft der Komponist auch
der gab die hämische Art des Klatschweibes, die
d. Das
in Tönen erhebt, das ergibt eine smphonische Dich¬
diese, nach landläufiger Auffassung außerhalb
mit halben Sätzen zuviel sagt und mehr als wahr
tung von packender Wirkung. Und dabei immer
#e von aller mustränschen Darstellung liegenden Begriffe
ist, gut wieder. Herrn Dr. Landrys Lobheimer¬
kom
ein rassiniertes Verwenden aller Orchestermittel,
und Worte unter Töne zu zwingen weiß.
war darstellerisch etwas farblos und hätte krästi¬
auch der seltensten, ohne je den Eindruck des Ge¬
er, un
Entschieden ist das neu, solchen absolut unpoe¬
gere Zeichnung vertragen. Gesanglich hielt er sich
slieb¬
künstelten zu machen. Das ist ein meisterlich Stück!
tischen und nicht einmal poctisierend angehauchten
auf erfreulicher Höhe gleich Herrn Kaposi (Kai¬
nWei¬
Diese Musik ist in ihrer ganzen Art nach Anlage,
Text musikalisch zu verwerten, ohne in die Bi¬
ser), der besonders im ersten Akt eine musikalisch
bristine
Erfindung, Klang und Satztechnik vollkom¬
zarrerie zu verfallen. Die Dialog=Musik des 1. Aktes
vollgültige Leistung bot. Dazu war er amüsant
men modern. Sie ist nirgends Nachtreier.
espenst
kom# an einigen Härten der Deklamation denn
im Spiel. Im Schlußakt war die Leichenbitter¬
segen
Sie ist stets selbständig, weder Wagnerisch beein¬
auch nicht vorüber. Aber was Problem schien,
miene zu sehr gemacht, um tragisch zu wirken.
flußt, noch nach anderen Vorbildern sich richtend.
scheint gelöst: Menschen unterhalten sich singend,
Herr Grifft als „Herr“ gab seine kleine aber
Will man für etliche dieser Neumannschen Klänge
bund
ohne daß die Musik als retardierendes Element
sehr eindrucksvolle Partie mit dramatischer Wucht
sich nach Verwandtem umsehen, so muß man sich
Fritz
allzu störend auftritt. Ganz aber — und zwar
und sicherem musikalischen Empfinden.
etwa an Tschaikowsky wenden. Aber um Remi¬
us das
glücklicherweise — kann die Musik ihr Wesen noch
Die Vorstellung als Ganzes gereicht unserer
niszenzen kann es sich dabei keineswegs handeln.
t, weiß
nicht verleugnen. Sie hascht nach jedem noch so
Oper zu Ehre. Das Publikum war über die völlig
Diese Musik ist Franz Neumanns unbestreitbares
kargen Augenblick, wo sie sich in Stimmung er¬
neue Art des 1. Aktes augenscheinlich sehr verwun¬
Eigentum und verblüffend originell.
gehen kann. Dazu gibt ihr nur das Orchester
nd das
dert und konnte sich nicht schnell mit dieser neuen
Die Aufführung hatte eine sehr sorgfältige
die Möglichkeit. An das Orchester wendet sie sich
Is, das
„Tonart“ abfinden, um Beifall zu geben. In der
Vorbereitung erfahren und hinterließ einen tiefen
darum und findet in ihm ein sensibles Insiru¬
folgten
und nachhaltigen Eindruck. Das Werk stellt an die
ment, das der Komponist Franz Neumann mit
das
Akt erstritt sich einen großen, warmen und echten
Ausführenden erhebliche Ansprüche. Nicht nur,
Meisterschaft zum Klingen bringt. Auf der Bühne
gilt.
Erfolg. Das Werk hatte gesiegt. Lang anhalten¬
daß jeder bei diesem schuell die Personen wechseln¬
bewegt sich in diesem Akte alles im Sprechgesang.
fachall¬
der Beifall zeichnete die Antoren und ihr Werl
den musikalischen Dialog seinen Part bis ins
Man kommt im besten Falle über einige melo¬
psycho¬
aus und belohnte die Ausführenden. Der Vor¬
Kleinste beherrschen muß, jeder muß auch ein guter
dische Schnörkel nicht hinaus. Aber wie sollie der
seinen
hang mußte sich viele Male heben und Sängers¬
Darsteller sein. Es handelt sich in diesem Schau¬
Komponist des Dramatikers Worte anders fassen.
de Vor¬
leute, Kapellmeister und Regisseur konnten den
spiel um einen Ausschnitt aus der Wirklichkeit des
Im Orchester spiegelt sich nicht nur die Handlung
is mit
vielgeliebten Beifall in Masse einheimsen. Und
Lebens. Mit theatralischen Gespreiztheiten ist da
wieder, die Musik illustriert nicht nur jedes Wort,
ist, zu
was das Beste daran ist: er war verdient.
nichts zu machen. Die Sprechtechnik verlangt
fiernden sie behält vor allem noch Zeit und zeigt von Neu¬
Sas
ir 9.
manns Gnaden die Kraft, ein eminenter Stime ebenfalls besondere Sorgfalt. Denn das Wort!
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Neietrschten
Keelen chiesfe