II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 982

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„OBSERVER
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
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Wien, I., Conoordiaplatz 4.
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burg, Toronto.
(Ogeliepangabe ohne Gewähr.)
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men machte, gelang die Schilderung der wech=Meinung, wie die geschwätzige Strumpfn
selnden Phasen dieser Passionsgeschichte einer kersfrau „Lathartna Binder“ findet Fr
euilleion.
Liebe vortrefflich: das völlige Aufgehen im Decker=Segisser stets kräftig wirkende Mitt
Gedanken an den Geliebten, das stete Ban=Chi stinens Vater, der alte Orchestergeige¬
Luzerner Stadttheater.
gen vor irgend einem unbekannten Unheil, vom Josefstädter Theater, hat in langen Sor¬
das ihr Glffk zerstören könnte, und, nach dem genjahren ein wenig Lebensfreude bewahrt
Um Im Empfindungskreis nahe zu kom¬
btungsschlag, die marternde und brachte es nicht übers Herz, seiner Toch¬
gefallenen ?
men, uwelchem Arthur Schnitzler am Mon¬
Christine dem Manne, demster das bißchen Jugendglück, auf das jeder
Liebe=Erkenntnis,
Kerpn
tag Abend gegehener

lei“ entnahm, sollte man Schnitzlers unters sie alles ge## in hatte, im Grunde weniger Mensch ein Recht hat, vorzuenthalten. Diesen
dem Titel „Anatol“ vereinigten dialogisierten gewesen sei als seine Verwandten und alten „Weiring“ hielt Hr. Skal im Tone
Erzählungen (1901, S. Fischer, Berlin) ken= Freunde, die ihn begraben haben, ohne daß österreichischer Resignation und hatte außer¬
dem als Regisseur die drei Akte sehr gut auf
nen. In einer derselben, „Agonie“ überschrie= sie sie nur benachrichtigten.
leinheitliche Stimmung eingestellt.
ben, wo ein Freund den andern aus den Der Gegenstand so tiefer Zuneigung, „Fritz",
Im letzten Akt wacht Schnitzlers Wienertum
Banden eines gefährlichen Verhältnisses zu sein junger Herr aus reichem Hause, wurde
auf. Durch das Fenster der Meusardenwohnung
einer verheirateten Frau befreien will, wo von Hrn. Falb als eine Art Hypochonder der
Weirings schaut der Stephansturm herein, und
also gewissermaßen die in den ersten Szenen Liebe in gut überlegter Ausarbeitung darge¬
der dunkle Streifen in der Ferne, das ist der
angedeutete Vorgeschichte der „Liebelei“ zu sstellt. Dem Gegenstück zu diesem Pessimisten,
Kahlenberg, und durch die Frühlingslust klingts
finden ist, fällt das Wort: „Es gibt manches idem Lebenskünstler „Theodor", lieh Hr. Kurt
wie Schubertsche Weisen. Das ist die eigenartige
Glück, das mit dem ersten Kuß zu sterben be= Walter seine, in derartigen Rollen immer
Dramatik Schnitzlers, auf eigenes und Freundes
gann!" Von dieser Art ist das Glück, das äußerst angenehm auffallende kosmopolitische
Leben, wie durch duftige Schleier zu blicken, von
der Geigerstochter Christine aus ihrer Liebe Gewandtheit. Als das Wiener Mädl, wel¬
der „Loris“ in der Anatol=Vorrede sagt:
zu einem jungen Mann aus reicher Familiesches lustig das Heute genießt und sich über
Also spielen wir Theater,
erblüht. Mit der sonst für speziell franzö=das Morgen keine Sorgen macht, die „Schla¬
Spielen uns’re eig'nen Stücke,
sische Dichtereigenart, z. B. Marcel Prevost's ger Mizzi“, bot die blonde Munterkeit des
Früh gereift und zart und traurig.
in den „Lettres de Femmes“, gehaltenen Frl. Reimers einen scharfen Kontrast gegen
Die Komödie uns'rer Seele,
Gabe, die Dinge aus dem weiblichen Em= die dunkeläugige, still in sich gekehrte Chrl¬
Uns'res Fühlens, heut und gestern,
pfinden heraus darzustellen, läßt Schnitzler stine, was im dritten Akt durch die Farben¬
Böser Dinge, hübsche Formel,
das Bild dieses schlichten, treuen, still be=wahl der Toiletten, Christine in schlichtem
Glatte Worte, bunte Bilder,
glückten und schrankenlos hingebenden Mäd=Schwarz, Mizzi in Weiß mit Rosabändern,
Halbes, heimliches Empfinden,
chens entstehen. Und das Gebilde der dich=noch hervorgehoben wurde.
Agonien, Episoden.
Der „Herr“, welcher von Fritz, als dem
terischen Phantasie wurde von Frl. am Zehn¬
hoff ausgezeichnet verkörpert. Der Darstel=Geliebten seiner Frau, Rechenschaft sordert,
lerin, deren sympathische Erscheinung und wurde von Hrn. Pfeifer mit unheimlich eisi¬
echt wienerisch klingende Rede die Ueberein=ger Ruhe verkörpert. Für die Darstellung von
stimmung zwischen Schein und Sein vollkom= mundfertigen Vertreterinnen der öffentlichen