Liebelei
5. Lna
box 12/1
und den Kern des Musikdramas
Natürlich treibt Strauß auch hier
zu erfassen.
seine Späße, kichert und kitzelt,
Dus Wunderbarste an diesem
macht manchmal Radau und öfter
„neuen“ Strauß ist, daß er das hat
allerhand Narreteien nach berühm¬
zeigen können, ohne von seiner her¬
ten Mustern und in noch eigenerer
gebrachten Technik abzugehen. In
Manier. Aber diese Dinge sind, was
dieser Hinsicht findet sich gar nichts
sie immer im Musikdrama nur sein
Neues im „Rosenkavalier“. Sogar
können: Außerlichkeiten, neben¬
Floskeln und Motive aus seinen
sächliche Beigaben, würzige Sauce,
früheren Werken kehren wieder.
in der der Braten schwimmt. Nicht
Man sieht: Strauß brauchte nur
viel anders steht es mit einigen
den ihm adäquaten Stoff, um sein
Schwankfiguren, sogar mit dem
Genie allen kundzutun. Sein Pfef¬
Freier Ochs von Lerchenau und mit
fer ist noch nicht verschwunden,
dem neugeadelten und altbeschränk¬
braucht auch nicht ganz zu ver¬
ten Schwiegerpapa Faninal. Sie
schwinden, denn Spaß muß auch
sind nicht viel mehr als Stafsage,
bei der Musik sein. Aber jetzt über¬
Füllsel. Näher schon steht dem Her¬
wiegt in der Würze das Salz, und
zen des Musikdramatikers der
alles dies sinkt zum Nebensäch¬
Rosenkavalier Oktavian selber, ohne
lichen herab vor der überschwäng¬
aber entfernt die Teilnahme bean¬
lichsten Phantasie und dem innig¬
spruchen zu können, die der Feld¬
sten Empfinden. Das macht, daß
marschallin und der Braut Sophie
Leute, wie ich, die bis zur „Feuers¬
Faninal gewidmet ist. Hier liegt
not“ begeistert mit Strauß gegan¬
der Punkt, der die Komödie in die
gen sind, um dann scharf Kehrt¬
Sphäre des Reinmenschlichen er¬
um rechts zu machen, nun freudig
höht. Denn ihr eigentlicher Sinn,
zu ihm zurückkehren können.
musikalisch, also wesentlich, genom¬
Aber man kennt seine Über¬
men, geht darauf hin, das Weib
raschungen. Das nächstemal kann's
zu besingen, wie es in der Liebe
anders sein. Epater war bisher ein
endigt und wie es beginnt: die
Hauptwort im Straußschen Lexikon.
alternde, in Liebessachen erfahrene
Die Dresdner Uraufführung war
Feldmarschallin, die wehmütig ent¬
mustergültig in jeder Hinsicht und
sagt, und die Braut Sophie, deren
bedeutet ein neues Ruhmesblatt in
unschuldigem Sinne das seligste
der Geschichte dieser Bühne.
Fühlen erblüht. Das ist der Ein¬
Friedrich Brandes
heitsgedanke, der die Partitur von
A bis Z durchzieht, den das mit¬
Humperdincks „Königs¬
fühlende Herz und die reife Kunst
kinder" und Neumanns
des Komponisten zu ergreifender
„Liebelei“
Wirkung ausgestaltet haben, in
Berliner Oper
einer Ausbreitung und psychologi¬
Hurz hintereinander brachten die
schen Vertiefung, die alle Fäden
„Hofoper und die Komische Oper
bloßlegen und zum Miterleben fort¬
zwei neue Werke heraus: Humper¬
reißen müssen. In dieser Hinsicht
dincks zuerst in Amerika aufgeführte
von Schönheiten der Musik zu
„Königskinder" und Franz Neu¬
reden, zum Beispiel von der letzten
manns „Liebelei". Ein Vergleich
Szene des ersten Aktes oder vom
ist nicht gestattet. Denn bei all
Terzett der Frauenstimmen im drit¬
ten, hätte keinen Sinn. Es seinen Schwächen ist Humperdincks
gilt, die Beigaben zu sondern Oper doch das Werk eines Meisters,
2. Sebrnarbelt bu.
1
5. Lna
box 12/1
und den Kern des Musikdramas
Natürlich treibt Strauß auch hier
zu erfassen.
seine Späße, kichert und kitzelt,
Dus Wunderbarste an diesem
macht manchmal Radau und öfter
„neuen“ Strauß ist, daß er das hat
allerhand Narreteien nach berühm¬
zeigen können, ohne von seiner her¬
ten Mustern und in noch eigenerer
gebrachten Technik abzugehen. In
Manier. Aber diese Dinge sind, was
dieser Hinsicht findet sich gar nichts
sie immer im Musikdrama nur sein
Neues im „Rosenkavalier“. Sogar
können: Außerlichkeiten, neben¬
Floskeln und Motive aus seinen
sächliche Beigaben, würzige Sauce,
früheren Werken kehren wieder.
in der der Braten schwimmt. Nicht
Man sieht: Strauß brauchte nur
viel anders steht es mit einigen
den ihm adäquaten Stoff, um sein
Schwankfiguren, sogar mit dem
Genie allen kundzutun. Sein Pfef¬
Freier Ochs von Lerchenau und mit
fer ist noch nicht verschwunden,
dem neugeadelten und altbeschränk¬
braucht auch nicht ganz zu ver¬
ten Schwiegerpapa Faninal. Sie
schwinden, denn Spaß muß auch
sind nicht viel mehr als Stafsage,
bei der Musik sein. Aber jetzt über¬
Füllsel. Näher schon steht dem Her¬
wiegt in der Würze das Salz, und
zen des Musikdramatikers der
alles dies sinkt zum Nebensäch¬
Rosenkavalier Oktavian selber, ohne
lichen herab vor der überschwäng¬
aber entfernt die Teilnahme bean¬
lichsten Phantasie und dem innig¬
spruchen zu können, die der Feld¬
sten Empfinden. Das macht, daß
marschallin und der Braut Sophie
Leute, wie ich, die bis zur „Feuers¬
Faninal gewidmet ist. Hier liegt
not“ begeistert mit Strauß gegan¬
der Punkt, der die Komödie in die
gen sind, um dann scharf Kehrt¬
Sphäre des Reinmenschlichen er¬
um rechts zu machen, nun freudig
höht. Denn ihr eigentlicher Sinn,
zu ihm zurückkehren können.
musikalisch, also wesentlich, genom¬
Aber man kennt seine Über¬
men, geht darauf hin, das Weib
raschungen. Das nächstemal kann's
zu besingen, wie es in der Liebe
anders sein. Epater war bisher ein
endigt und wie es beginnt: die
Hauptwort im Straußschen Lexikon.
alternde, in Liebessachen erfahrene
Die Dresdner Uraufführung war
Feldmarschallin, die wehmütig ent¬
mustergültig in jeder Hinsicht und
sagt, und die Braut Sophie, deren
bedeutet ein neues Ruhmesblatt in
unschuldigem Sinne das seligste
der Geschichte dieser Bühne.
Fühlen erblüht. Das ist der Ein¬
Friedrich Brandes
heitsgedanke, der die Partitur von
A bis Z durchzieht, den das mit¬
Humperdincks „Königs¬
fühlende Herz und die reife Kunst
kinder" und Neumanns
des Komponisten zu ergreifender
„Liebelei“
Wirkung ausgestaltet haben, in
Berliner Oper
einer Ausbreitung und psychologi¬
Hurz hintereinander brachten die
schen Vertiefung, die alle Fäden
„Hofoper und die Komische Oper
bloßlegen und zum Miterleben fort¬
zwei neue Werke heraus: Humper¬
reißen müssen. In dieser Hinsicht
dincks zuerst in Amerika aufgeführte
von Schönheiten der Musik zu
„Königskinder" und Franz Neu¬
reden, zum Beispiel von der letzten
manns „Liebelei". Ein Vergleich
Szene des ersten Aktes oder vom
ist nicht gestattet. Denn bei all
Terzett der Frauenstimmen im drit¬
ten, hätte keinen Sinn. Es seinen Schwächen ist Humperdincks
gilt, die Beigaben zu sondern Oper doch das Werk eines Meisters,
2. Sebrnarbelt bu.
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