II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1029

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1Phrasen, der — Doppeladlermarsch und ein gänz= wartsoper als die einzige, in der man Neuartiges
lich unangebracht wirkendes altdeutsches Liedel (wie sagen könne. Ich hatte unter dem Eindrucke von
Leipziger Musikbrief.
kommt dieses in die Behausung des Vorstadttheater= Hauptmanns „Einsamen Menschen“ ein Drama
orchestermusikus? Seine Tochter ist doch nicht entworfen, das, selbstverständlich in Prosa gehalten,
Von Dr. Roderich d. Moisisovics.
Abonnentin des „Kunstwart"!), eine verunglückte ein modernes Liebesdrama behandelte. Damals
Leipzig, im Februar 1911.
sinsonische Dichtung als Einleitung zum dritten konnte ich es auch nicht begreifen, daß Siegmund
Über das Problem der modernen Oper 'mal
Akte — das ist alles. Aber nirgends wird durch die v. Hausegger meine Ideen nicht gutheißen
ernstlich nachzudenken, wurde man nachdrücklichst
hingewiesen durch die jüngst m#r erfolgte Erstauf= Musik das Brutale des Stoffes genommen — weit konnte, — er hatte eben seinen „Zinnober“ in
führung von Neumann=Schnitzters Oper „Liebe= eher verstärkt. Mozart — ich bin so ein „Rückschritt= München herausgebracht — und ich verwies nur
immer darauf, daß man ja auch im heutigen Leben
lei“. Franz Neumann, Theuterkapellmeister inler“, daß ich noch immer auf Mozart verweise —
hat ja auch seine Zeitgenossen auf die Bühne ge=genügend künstlerisch verwendbare Stimmungen —
Frankfurt a. M., hat Artur Schnitzlers Schauspiel,
wie seinerzeit Richard Strauß Wildes „Salome“, bracht; aber wie hat er durch seine ganz einzig= besonders wenn man sich nicht lediglich auf Salon¬
so ohne weitere opernhafte Zurechtbereitung von artige und nach ihm nur noch durch Richard Wagner oder Zimmeroper beschränkt — finden könne. Daß
A bis Z durchkomponiert. Er machte dies mit un=erreichte feinste psychologisch=idealisierende Cha= ich durch dieses Moment eben das Grasse, Nüchterne
leugbarem Geschick, ganz ausgezeichneter Technik, rakterisierungskunst beispielsweise die Figur des des Alltagslebens, was von Hausegger mit abso¬
zu raffinierter lockeren Vogels Cherubin idealisiert, ohne die lutem Rechte als unkünstlerisch verworfen wurde,
beinahe
raffiniertester
so schon zu überbrücken begann, gab dem Stoffe
Orchestration, wenn auch mit wenig oder ganz ohne Glaubhaftigkeit seines Charakters zu untergraben!
seine künstlerische Berechtigung. Neumann hat aber
Eigenart und ohne dabei besondere musikalische[ Glaubhaft muß die Figur bleiben — aber doch
nun in Schnitzlers Schauspiel einen Stoff gefun¬
Fähigkeiten zu entwickeln. Nun, dies mag in seinem mit einem künstlichen Fluidum umgeben, denn wie
den, in dem diese Seite fast gar nicht vorhanden ist.
Talente liegen. Aber stellen wir uns einmal die wir uns im Leben bewegen, wie wir „Kellner,
Außer in obbezeichneter Szene, wo das breit herein¬
Frage, ob ein mit melodischer Erfindung gesegneter zahlen!" oder „Piccolo, einen Schwarzen!“ rufen,
flutende Sonnenlicht unglaublich stimmungssör¬
Vertoner auch ein musikalisches Ergebnis erzielt taugen wir nicht auf die Bühne. Es war im Ge¬
folge des Verismo gelegen, daß wir so weit kommen dernd wirkt. Und darin liegt das Widermusikalische
hätte? — Ich glaube: Nein! Der Stoff ist eine
des Stoffes. Daß die Oper nun mit Sensation über
Alltagsepisode, nicht ohne berechnete Wirkung auf würden — leider kamen wir auch so weit.
die Bühne spaziert, aber überall wie auch hier bald
Der geneigte Leser verzeihe, wenn ich als „noch
ein empfindsames Publikum, aber ganz ohne Poesie.
wieder verschwindet, sagt gar nichts, denn Freunde
Die einzige Stelle, wo diese hereinbricht — ich nicht akkreditierter“ Opernkomponist eine Episode
aufregender, nervenquälender Situationen gibt es
meine die ergreifente Szene zwischen Vater und aus meiner Entwicklungszeit einschalte. „Aber als
Tochter im dritten An— hat auch dem Musiker schöpferischer Künstler — ob man nun ein guter überall, und die Musik ist nur dazu angetan, diese
wärmere, innigere Töne eingegeben, die einzigen oder schlechter ist, ist dabei einerlei, man muß nur „angenehmen". Empfindungen noch gründlicher
Klänge, bei denen ich mir sagen konnte, diese Stelles ein innerlich wahrhaftiger sein — emp= auskosten zu lassen. Eine geringe Naivität, echte,
sei musikalisch von Wert. übrigens spricht dies ent- findet man doch künstlerische Probleme viel inten= keine kokettierende, muß jeder Künstler haben
schieden für den Komponisten (aber gegen seine siver als der gescheiteste, nicht schöpferisch tätige und hat sie auch, wenn er imstande ist, Herzens¬
Oper). Sonst nichts als Phrasen und noch einmal Kunstschriftsteller. Auch mir schien einst die Gegen=musik zu schaffen. Gegen die Prosa im Text hin¬