5. Liebelei
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den ein Kompenist damit erreicht,, daß er dem großen! seinder Beleuchtung und Gestaltung, schaltet in wirk¬
FédII.LSCON
Publikum in die Note trifft und dem Verlangen nachl samer Gegensätzlichkeit zu der wort- nd tonreichen
0/74 C4leichten Genüßen entgegenkommt. Und letzteres istPlauderei das schlichte alte Lied Christinens („All
meine Gedanken“) ein und bleibt in dem Umschwung
der Fall Neumann's. Seine Partitur hat manchen tie¬
Böhmische Bühne.
der Stimmung bei Erscheinen des ungebetenen Gastes
A½□ ter jundierten Vorzug; aber sie ist jederzeit bereit,
Milkovani (Liebelei).
(des Rächers seiner Ehre) auch der dramatischen
Oper in drei Akten. Text des gleichna-die bessere Ueberzeugung dem seichteren Geschmacke
Anforderung nichts schuldig. Die Begegnung der Ki¬
migen Schauspiels von Arthur Schnitz-|: opfern und Eifekte zu konstruieren, die vor der
valen ist sehr einfach komponiert; aber jeder Ton
Musik von Franz Nrummm —rßen Meyge nicht versagen, obwohl, oder besser
hät Charakter und bestärkt das Düster der Stimmung.
#„rrere im Nationaltheater am 14. Novem-kesagt, well sie billig sind. Daher die große Anhäng¬
die unheilvolle Perspektive. Neumann hat überhaupt
Tlichkeit Neumann's an den beliebten Typus der veri¬
ber 1911.
viel Sinn für sprechenden Ausdruck in der Musik und
stischen italienschen Oper, daher sein Fußfall vor
Dem neuest erworbenen Werkc ging der Ruf ei¬
weiß auch die Farben für diesen Ausdruck zu mischen.
Puceini und gelegentlich auch vor Mascagni. Man
ner Attraktion voran; es hat sich binnen Jahresirist
Leider stehen die beiden folgenden Akte nicht auf
fühlt, daß bei Neumann auch der deutsche Einfiuß
rasch über d' deutschen Bühnen verbreitet und hat
der Höhe des ersten. Die steigende seelische Erregung
nachwirkt, aber er gewinnt nicht die Oberhand und
nicht Allen — aber überall geiallen. Das Geiallen
wird vom italienischen niedergerungen.
der beiden Hauptpersonen der Handlung, Christine
ist leicht begreiflich. Für's erste bedingt es der Text,
und Fritz, zeitigt in der Musik der Oper ein leiden¬
Das Drama Schnitzlers hat Neuma n — einige
weicher in einem virtucs eingestimmten Wiener Milieu
schaftlicheres Aufstreben der Lyrik, wobei der Kom¬
Kürzungen des Dialogs abgerechnet — Wort für Wort
ein spannendes Drama des verhängnisvoll in lieie
ponist ganz in die Hände der italienischen Veristen
komponiert. Der Entschluß hiezu zwang zu einer
Neigung umschlagenden Flirtes sich ausleben läßt:
gerät, ihre dicken Orchestermelodien nachahmt, den
Beschleunigung der musikalischen Behandlung der
dann hat der Komponist obendrein einen hoch ent¬
wickelten Sinn für wirksame Bühinenmusik und für] Konversation, die der Oper aber nicht nur nicht ab-Senreieffekt protegiert, stereotyp mit dem tonischen
träglich ist. sondern dirckt zu statten kommt. Sie ist Quartsextakkord die, Kulmination des Gefühlsaus¬
jenen Singeffekt, auf den die große Menge stets be¬
die Ursache jener anheimelnden Lebendigkeit und' druckess anzeigt, ungewählte melodische Erfindung
reitwillig eingeht. Von rein künstlerischem Stand¬
leichtlebigen Frische des Tonstroms, welcher über aufbauscht und abhetzt — kurz unbedenklich den
punkte gibt es viele Linwendungen gegen die Kom¬
den ersten Akt der Oper seine bestechenden Wir- Unarten der veristischen Schule huldigt. Hauptsächlich
pesition Neumann's; # allem empfindet man in ihren
hat es ihm Puccini angetan, seine „Tosca“, seine
kungen verbreitet. Keine Ouverture; das Orchester
Aeußerungen den Mangel an Selbständigkeit, den Ab¬
„Madame Butterilg“. Ist schon das Vorbild an sich
bemächtigt sich mit prickelnder Geschäftigkeit sofort
gang jedweden Zuges von Eigenart; weiters kann man
kein hehres, die Nachahmung, auch wenn sie bemüht
der Szeue und ihrer Vorgänge, vergnügt sich lachend
sich nicht mit Allem bereunden, was dem ausgeroro¬
ist, es mit kontrapunktischem Beiwerk (Gegenstim¬
an dem munteren Temperament Mizzis, von deren
chenen Ekieklismus des Komponisten der „Liebelei“
men) zu verfeinern, vergröbert es vollends. Der ge¬
charakteristischem Leitmotiv sich die heiteren Szenen
als Muster vorschwebt und sich ihm zur Nachahmung
empfiehlt. Aber beiderlei Einwand ist nicht entschei-Ides Stückes nähren. umspielt die Konversation bei mütliche Ländlerton und das vive Fugato des Vor¬
dend, vermag nicht ienen Erfolg in Frage zu stellen, Tische mit einem gefälligen Walzerthema in wech- spicles zum zweiten Akte, die diesem Ländlerton zu¬
Tien
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den ein Kompenist damit erreicht,, daß er dem großen! seinder Beleuchtung und Gestaltung, schaltet in wirk¬
FédII.LSCON
Publikum in die Note trifft und dem Verlangen nachl samer Gegensätzlichkeit zu der wort- nd tonreichen
0/74 C4leichten Genüßen entgegenkommt. Und letzteres istPlauderei das schlichte alte Lied Christinens („All
meine Gedanken“) ein und bleibt in dem Umschwung
der Fall Neumann's. Seine Partitur hat manchen tie¬
Böhmische Bühne.
der Stimmung bei Erscheinen des ungebetenen Gastes
A½□ ter jundierten Vorzug; aber sie ist jederzeit bereit,
Milkovani (Liebelei).
(des Rächers seiner Ehre) auch der dramatischen
Oper in drei Akten. Text des gleichna-die bessere Ueberzeugung dem seichteren Geschmacke
Anforderung nichts schuldig. Die Begegnung der Ki¬
migen Schauspiels von Arthur Schnitz-|: opfern und Eifekte zu konstruieren, die vor der
valen ist sehr einfach komponiert; aber jeder Ton
Musik von Franz Nrummm —rßen Meyge nicht versagen, obwohl, oder besser
hät Charakter und bestärkt das Düster der Stimmung.
#„rrere im Nationaltheater am 14. Novem-kesagt, well sie billig sind. Daher die große Anhäng¬
die unheilvolle Perspektive. Neumann hat überhaupt
Tlichkeit Neumann's an den beliebten Typus der veri¬
ber 1911.
viel Sinn für sprechenden Ausdruck in der Musik und
stischen italienschen Oper, daher sein Fußfall vor
Dem neuest erworbenen Werkc ging der Ruf ei¬
weiß auch die Farben für diesen Ausdruck zu mischen.
Puceini und gelegentlich auch vor Mascagni. Man
ner Attraktion voran; es hat sich binnen Jahresirist
Leider stehen die beiden folgenden Akte nicht auf
fühlt, daß bei Neumann auch der deutsche Einfiuß
rasch über d' deutschen Bühnen verbreitet und hat
der Höhe des ersten. Die steigende seelische Erregung
nachwirkt, aber er gewinnt nicht die Oberhand und
nicht Allen — aber überall geiallen. Das Geiallen
wird vom italienischen niedergerungen.
der beiden Hauptpersonen der Handlung, Christine
ist leicht begreiflich. Für's erste bedingt es der Text,
und Fritz, zeitigt in der Musik der Oper ein leiden¬
Das Drama Schnitzlers hat Neuma n — einige
weicher in einem virtucs eingestimmten Wiener Milieu
schaftlicheres Aufstreben der Lyrik, wobei der Kom¬
Kürzungen des Dialogs abgerechnet — Wort für Wort
ein spannendes Drama des verhängnisvoll in lieie
ponist ganz in die Hände der italienischen Veristen
komponiert. Der Entschluß hiezu zwang zu einer
Neigung umschlagenden Flirtes sich ausleben läßt:
gerät, ihre dicken Orchestermelodien nachahmt, den
Beschleunigung der musikalischen Behandlung der
dann hat der Komponist obendrein einen hoch ent¬
wickelten Sinn für wirksame Bühinenmusik und für] Konversation, die der Oper aber nicht nur nicht ab-Senreieffekt protegiert, stereotyp mit dem tonischen
träglich ist. sondern dirckt zu statten kommt. Sie ist Quartsextakkord die, Kulmination des Gefühlsaus¬
jenen Singeffekt, auf den die große Menge stets be¬
die Ursache jener anheimelnden Lebendigkeit und' druckess anzeigt, ungewählte melodische Erfindung
reitwillig eingeht. Von rein künstlerischem Stand¬
leichtlebigen Frische des Tonstroms, welcher über aufbauscht und abhetzt — kurz unbedenklich den
punkte gibt es viele Linwendungen gegen die Kom¬
den ersten Akt der Oper seine bestechenden Wir- Unarten der veristischen Schule huldigt. Hauptsächlich
pesition Neumann's; # allem empfindet man in ihren
hat es ihm Puccini angetan, seine „Tosca“, seine
kungen verbreitet. Keine Ouverture; das Orchester
Aeußerungen den Mangel an Selbständigkeit, den Ab¬
„Madame Butterilg“. Ist schon das Vorbild an sich
bemächtigt sich mit prickelnder Geschäftigkeit sofort
gang jedweden Zuges von Eigenart; weiters kann man
kein hehres, die Nachahmung, auch wenn sie bemüht
der Szeue und ihrer Vorgänge, vergnügt sich lachend
sich nicht mit Allem bereunden, was dem ausgeroro¬
ist, es mit kontrapunktischem Beiwerk (Gegenstim¬
an dem munteren Temperament Mizzis, von deren
chenen Ekieklismus des Komponisten der „Liebelei“
men) zu verfeinern, vergröbert es vollends. Der ge¬
charakteristischem Leitmotiv sich die heiteren Szenen
als Muster vorschwebt und sich ihm zur Nachahmung
empfiehlt. Aber beiderlei Einwand ist nicht entschei-Ides Stückes nähren. umspielt die Konversation bei mütliche Ländlerton und das vive Fugato des Vor¬
dend, vermag nicht ienen Erfolg in Frage zu stellen, Tische mit einem gefälligen Walzerthema in wech- spicles zum zweiten Akte, die diesem Ländlerton zu¬
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