box 12/2
5. Liebelei
Dr. Max Goldschmidt
025 Bureau für 9
#7
Zeitungsausschnitte
Berlin N. 24
Telsphon III. 1051.
SCIREREREEEA
Ausschnitt aus
Haensversches Tageblat
PIL IN
Der prachtvoll exponierte 1. Akt beginnt in der wickel
mit Recht der moderne Geschmack auf. Was bleibt
ein.
den Komponisten anders übrig, als die HandWehnung des leichtsinnigen Lebejünglings Fritz,
licher
der durch ein Verhältnis zu einer verheirateten
Inach dem rezitierten Drama auszustrecken?
Rönigliche Schauspiele.
mitte
Dame beschwert ist. Neumann trifft hier musikalisch
Schon ein flüchtiger Blick, den wir der Neumann¬
den leichten Plauderton, in dem zwischen Fritz und Atten
Dienstag, den 31. Oktober 1911.
Schnitzlerschen Oper schenken, unterrichtet uns, daß
seinem Freunde Theodor über das strafliche Ver=bilder
Zum ersten Male:
2der Komponist der am meisten drobenden Gefahr,
hältnis verhandelt wird, ausgezeichnet, ebenso wieitalie
tümli
die Prosaismen des Textes musikalisch zu dick zu
„Liebelei“.
er hiernach die kurzweilige Szene, die mit dem Er¬
haup
Puntermalen, im großen und ganzen glücklich aus¬
scheinen der beiden „süßen Mäderln“, der fidelen
Oper in drei Aufzügen von Franz Neumann.
gewichen ist. Er hat unschwer den Weg zu musika¬
Schm
Mizi und der gefühlvollen Christine, anhebt, mit
Text nach dem gleichnamigen Schauspiel von
rende
lisch=natürlicher Diktion gefunden, ebenso weit ent¬
leicht ins Ohr fallenden, einschmeichelnden Motiven
Arthur Schnitzler
wiede
fernt von verwässertem Parlandostil, als von un¬
weffend illustrie Eines löst geschickt das andere
angebrachten Pathos und Schwulst. Wo sich irgend
Schl#
Seit Rich, Sträuß mnit ORlar Wildes „Salome“
ab, das Innige, das die Person der Christine um¬
welche kyrische Ruhepunkte aus der Dichtung von
nd der „Elektra“ von Hugo von Hofmannsthal der
gibt, und das i. Mizis Gestalt verkörperte Leicht¬
salbst ergeben, schreitet natürlich die Musik sofort
#versuch gelungen ist, ein Schauspiel von literarischer
ein
lebige und Naive, und für alles hat der Komponist
zu tieferer Verinnerlichung und läßt das poetische
ledentsamkeit wortgetreu zu komponieren, kann es
das
das geeignete musikalische Material zur Hand.
Moment voll zu seinem Rechte kommen. Gleichviel,
icht weiter auffallen, daß jene verhältnismäßig
gleich
Christine singt das seelenvolle Lied aus dem Loch¬
ob wenig Striche zur musikalischen Illustration ge¬
lücklichen Versuche zer Nachahmung reizten. Ueber
nicht
heimer Liederbuche „All mein Gedanken, die ich
nügen, oder ob die tondichterische Entwicklung grö¬
eBedenken, einen im schnellen unterhaltenden
ie
über
dere Bedeutsamkeit anstreht, in jedem Falle beweist hab“, das hier als Einlage verwandt ist. Mizi lehrt
slauderton dahinfließenden Dialog mit Musik zu
war
Fritz den „Doppeladler“ spielen. Es geht zum
eschweren, die doch von Natur auf Empfindungs= sder Komvonist ein richtiges Urteil und eine sichere
kenn
Tanz — Da klingelt's und der „Herr“ erscheint,
Hand. Nicht in dem Sinne, als ob nun all und
nomente und lyrisches Zerweilen angewiesen ist, hat
zuhl
der den Liebhaber seiner Frau — unter beharr¬
ich auch der langjährig Frankfurter Kapellmeister jider Effekt in dem realistisch angefaßten Dialog
lichem Erklingen des „Nachemotivs“ — zur Rechen¬
des auf schnelle Szenenfolge gestellten Dramas an
Franz Neumann. Wiener von Geburt,
wie
schaft fordert. Noch ein empfindungsreicher Zwie¬
rechter Stelle stünde! Auch das ist schwerlich ab¬
krupellos hinweggesetzt, als er dazu griff, das drei¬
gesang zwischen Fritz und Christine — und unter
zustreiten daß sich das Rezitativische zuweilen in zu
##tige Schauspiel „Liebelei“, das angesehnste und am
trati
erschütternden dramatischen Accenten schließt sich
großer Breite gefällt. Aber derartige Längen
#eisten aufgeführte Bühnenwerk des Wiener
ge
der Vorhang, nachdem sich die beiden Mädchen
sind ja bei der Art des tertlichen Vorwurfs gar
Sichters Arthur Schnitzler, zu vertonen. Was
Brei
nicht zu umgehen. Zudem besitzen sie einen wert¬
ntan auch hagegeneinwenena, ein ursprünglich
Ik
In Christines stille Häuslichkeit führt uns der
vollen Ausgleich in der Tatsache, daß ebenso wie
uf ganz andere Wirkungen als musikalische ein¬
vein
2. Akt. Die Musik schlägt süße, träumerische Töne
bei ihnen Manier und Schablone weit dahinten
zestelltes Drama in Töne zu kleiden, solches Be¬
infoll
an, während heller Frühlings=Sonnenschein in das
bleiben, die musikalische Arbeit, die sich als leitende
zinnen, als von der Sehnsucht nach einem ver¬
regi
Fenster bereinflutet. Das sentimentale Mädchen,
zünftigen Textbuche eingeben, wird schon damit! Gedanken verschiedene Grundmotive zu Nutze macht,
von reger Phantasietätigkeit befruchtet wird. Als die klatschsüchtige Nachbarin und der biedere Vater
Fenügend gerechtfertigt, daß sich bedeutende Autoren
sind musikalisch gut gegen einander abgehoben.
Moderner hält Franz Neumann bei dem lebendigen
vohl kaum zu geschickten Librettisten eignen und sich
Fritz tritt ein. Eine von Wärme und Innigkeit
95
Nachempfinden der Schnitzlerschen Prosa mit leb¬
zuch schwerlich dazu verstehen, Verse zu schreiben,
durchströmte Liebesszene beginnt, die zweifellos den
##e erst von der Musik ihre eigentliche Lebenskrafthaften instrumentalen Farbentönen nicht zurück.
wor
musikalischen Höhepunkt des ganzen Werkes bildet.
nhalten sollen. Gegen schablonenhafte Textbücher, Das Orchester wird zu einer Fülle von Wohllaut
Einige Reminiszenzen an Tschaikowsky und Rich.
wie sie früher gang und gäbe waren, Fabrikware, aufgerufen und bietet mit seinem Reichtum an
ehne einen Dunst von Poesie, dürftige MachwerkeMitteln der musikalischen Zeichnung einen zuver= Strauß dürfen uns hier nicht stören.
Ein längeres Vorspiel, das die tragische Ent¬ acht
iegend welcher abseuren Reimschmiede, bäumt sichlässigen Kommentar zu den Bühnenvorgängen.
5. Liebelei
Dr. Max Goldschmidt
025 Bureau für 9
#7
Zeitungsausschnitte
Berlin N. 24
Telsphon III. 1051.
SCIREREREEEA
Ausschnitt aus
Haensversches Tageblat
PIL IN
Der prachtvoll exponierte 1. Akt beginnt in der wickel
mit Recht der moderne Geschmack auf. Was bleibt
ein.
den Komponisten anders übrig, als die HandWehnung des leichtsinnigen Lebejünglings Fritz,
licher
der durch ein Verhältnis zu einer verheirateten
Inach dem rezitierten Drama auszustrecken?
Rönigliche Schauspiele.
mitte
Dame beschwert ist. Neumann trifft hier musikalisch
Schon ein flüchtiger Blick, den wir der Neumann¬
den leichten Plauderton, in dem zwischen Fritz und Atten
Dienstag, den 31. Oktober 1911.
Schnitzlerschen Oper schenken, unterrichtet uns, daß
seinem Freunde Theodor über das strafliche Ver=bilder
Zum ersten Male:
2der Komponist der am meisten drobenden Gefahr,
hältnis verhandelt wird, ausgezeichnet, ebenso wieitalie
tümli
die Prosaismen des Textes musikalisch zu dick zu
„Liebelei“.
er hiernach die kurzweilige Szene, die mit dem Er¬
haup
Puntermalen, im großen und ganzen glücklich aus¬
scheinen der beiden „süßen Mäderln“, der fidelen
Oper in drei Aufzügen von Franz Neumann.
gewichen ist. Er hat unschwer den Weg zu musika¬
Schm
Mizi und der gefühlvollen Christine, anhebt, mit
Text nach dem gleichnamigen Schauspiel von
rende
lisch=natürlicher Diktion gefunden, ebenso weit ent¬
leicht ins Ohr fallenden, einschmeichelnden Motiven
Arthur Schnitzler
wiede
fernt von verwässertem Parlandostil, als von un¬
weffend illustrie Eines löst geschickt das andere
angebrachten Pathos und Schwulst. Wo sich irgend
Schl#
Seit Rich, Sträuß mnit ORlar Wildes „Salome“
ab, das Innige, das die Person der Christine um¬
welche kyrische Ruhepunkte aus der Dichtung von
nd der „Elektra“ von Hugo von Hofmannsthal der
gibt, und das i. Mizis Gestalt verkörperte Leicht¬
salbst ergeben, schreitet natürlich die Musik sofort
#versuch gelungen ist, ein Schauspiel von literarischer
ein
lebige und Naive, und für alles hat der Komponist
zu tieferer Verinnerlichung und läßt das poetische
ledentsamkeit wortgetreu zu komponieren, kann es
das
das geeignete musikalische Material zur Hand.
Moment voll zu seinem Rechte kommen. Gleichviel,
icht weiter auffallen, daß jene verhältnismäßig
gleich
Christine singt das seelenvolle Lied aus dem Loch¬
ob wenig Striche zur musikalischen Illustration ge¬
lücklichen Versuche zer Nachahmung reizten. Ueber
nicht
heimer Liederbuche „All mein Gedanken, die ich
nügen, oder ob die tondichterische Entwicklung grö¬
eBedenken, einen im schnellen unterhaltenden
ie
über
dere Bedeutsamkeit anstreht, in jedem Falle beweist hab“, das hier als Einlage verwandt ist. Mizi lehrt
slauderton dahinfließenden Dialog mit Musik zu
war
Fritz den „Doppeladler“ spielen. Es geht zum
eschweren, die doch von Natur auf Empfindungs= sder Komvonist ein richtiges Urteil und eine sichere
kenn
Tanz — Da klingelt's und der „Herr“ erscheint,
Hand. Nicht in dem Sinne, als ob nun all und
nomente und lyrisches Zerweilen angewiesen ist, hat
zuhl
der den Liebhaber seiner Frau — unter beharr¬
ich auch der langjährig Frankfurter Kapellmeister jider Effekt in dem realistisch angefaßten Dialog
lichem Erklingen des „Nachemotivs“ — zur Rechen¬
des auf schnelle Szenenfolge gestellten Dramas an
Franz Neumann. Wiener von Geburt,
wie
schaft fordert. Noch ein empfindungsreicher Zwie¬
rechter Stelle stünde! Auch das ist schwerlich ab¬
krupellos hinweggesetzt, als er dazu griff, das drei¬
gesang zwischen Fritz und Christine — und unter
zustreiten daß sich das Rezitativische zuweilen in zu
##tige Schauspiel „Liebelei“, das angesehnste und am
trati
erschütternden dramatischen Accenten schließt sich
großer Breite gefällt. Aber derartige Längen
#eisten aufgeführte Bühnenwerk des Wiener
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der Vorhang, nachdem sich die beiden Mädchen
sind ja bei der Art des tertlichen Vorwurfs gar
Sichters Arthur Schnitzler, zu vertonen. Was
Brei
nicht zu umgehen. Zudem besitzen sie einen wert¬
ntan auch hagegeneinwenena, ein ursprünglich
Ik
In Christines stille Häuslichkeit führt uns der
vollen Ausgleich in der Tatsache, daß ebenso wie
uf ganz andere Wirkungen als musikalische ein¬
vein
2. Akt. Die Musik schlägt süße, träumerische Töne
bei ihnen Manier und Schablone weit dahinten
zestelltes Drama in Töne zu kleiden, solches Be¬
infoll
an, während heller Frühlings=Sonnenschein in das
bleiben, die musikalische Arbeit, die sich als leitende
zinnen, als von der Sehnsucht nach einem ver¬
regi
Fenster bereinflutet. Das sentimentale Mädchen,
zünftigen Textbuche eingeben, wird schon damit! Gedanken verschiedene Grundmotive zu Nutze macht,
von reger Phantasietätigkeit befruchtet wird. Als die klatschsüchtige Nachbarin und der biedere Vater
Fenügend gerechtfertigt, daß sich bedeutende Autoren
sind musikalisch gut gegen einander abgehoben.
Moderner hält Franz Neumann bei dem lebendigen
vohl kaum zu geschickten Librettisten eignen und sich
Fritz tritt ein. Eine von Wärme und Innigkeit
95
Nachempfinden der Schnitzlerschen Prosa mit leb¬
zuch schwerlich dazu verstehen, Verse zu schreiben,
durchströmte Liebesszene beginnt, die zweifellos den
##e erst von der Musik ihre eigentliche Lebenskrafthaften instrumentalen Farbentönen nicht zurück.
wor
musikalischen Höhepunkt des ganzen Werkes bildet.
nhalten sollen. Gegen schablonenhafte Textbücher, Das Orchester wird zu einer Fülle von Wohllaut
Einige Reminiszenzen an Tschaikowsky und Rich.
wie sie früher gang und gäbe waren, Fabrikware, aufgerufen und bietet mit seinem Reichtum an
ehne einen Dunst von Poesie, dürftige MachwerkeMitteln der musikalischen Zeichnung einen zuver= Strauß dürfen uns hier nicht stören.
Ein längeres Vorspiel, das die tragische Ent¬ acht
iegend welcher abseuren Reimschmiede, bäumt sichlässigen Kommentar zu den Bühnenvorgängen.