Liebele
5. 1
box 12/2
J 152
vom:
Morchenstern,
Cheater.
„Wann wir altern“ von Blumenthal,
„Liebelei“ von Schnitzler.
In anmutiger Plauderei mit seiner Seelenfreundin
klagt der Marquis über all die kleinen Bemerkungen,
die im gesellschaftlichen Verkehr auf sein Altern hindeuten
und muß gerade von der geliebten Freundin die vollgültig¬
sten Beweise des hereinbrechenden Alters erfahren. Sie
beichtet ihm ihre Liebe zu Gaston, sie ernennt ihn mit
freudiger Zustimmung ihres zukünftigen Gatten zum Haus¬
freund. Ein zarter Hauch der geistreichelnden Courtoisie
des 18. Jahrhunderts liegt über dem Ganzen und wurde
auch von der Aufführung am Donnerstage wohl bewahrt.
Der zierlichen, klangvollen Sprache widerfuhr durch hübsche
Aussprache bei anerkennenswerter Sicherheit ihr volles
Recht. Herr Gebhardt als Marquis, Frl. Werner
als dessen Freundin und Herr Walleck als Gaston ga¬
ben in jeder Hinsicht ein hübsches Trifolium.
Schnitzlers Schauspiel, das in Anteil heischender Weise
die Geschichte eines oberflächlich angesponnenen, allmählich
mehr und mehr sich vertiefenden und tragisch endenden
Liebesverhältnisses zwischen einem Wiener Lebemann und
der Tochter eines Theatermusikers schildert, ist schon unter
Warnecke gespielt worden. Das Paar Theodor—Mitzi
(Herr Walleck und Frl. Meyer) zeichnete sich im
1. Akte durch besondere Munterkeit aus und charakterisierte
leicht und treffend die Liebe „auf Zeit“ in diesen Kreisen.
Aber gerade ihr prickelndes Spiel hat die Aufmerksamkeit
allzusehr von dem Hauptpaare des Dramas abgelenkt, be¬
sonders da dort der weibliche Teil (Frl. Werner) zu
interessieren vermochte. Frl. Werner entwickelte besonders¬
im dritten Akte eine dramatische Gewalt des Schmerzes,
die den Zuschauern bis ins Innerste griff. Ihrem Partner
fehlte dagegen beinahe alles zu irgend einer erfreulichen
Wirkung. Herr Gebhardt war als Theatermusiker ganz
angemessen, und sein die leidenschaftlichen Aeußerungen
der Verzweiflung seiner Tochter begleitendes, stummes
Spiel sehr beachtenswert. Die Spielleitung des Herrn
Schönwald ließ wie immer nichts zu wünschen übrig.
A—m.
— Benefiz des Opernregisseurs Josef Fink. Näch¬
sten Mittwoch findet die letzte Benefizvorstellung der
laufenden Spielzeit statt. Sie ist dem Opernregisseur
unserer Bühne Herrn Josef Fink gewidmet und bringt
den seit Jahren nicht mehr in Gablonz gehörten „Bet¬
telstudent“ von Millöcker. Auf den ersten Blick
mag es befremdlich erscheinen, daß der Opern regisseur
sich eine Operette zu seinem Benefiz erwählt, doch kann
man die Wahl auch gut heißen, wenn man der Ausicht
mancher zustimmt, daß der „Bettelstudent“ ebenso wie
die „Fledermaus“ und der „Zigeunerbaron“ der Spiel¬
oper zugezählt werden können. Herr Fink hat durch
viele geschickt in Szene gesetzte und im Spiele recht glatt
abgewickelte Opern seine Befähigung als Spielleiter
erwiesen und sich zweifellos Verdienste um das Zu¬
standekommen so mancher tadellosen Opernaufführung
erworben, verdient es daher, daß seine Benefizvorstel¬
lung, in welcher fast das ganze Operettenpersonal tätig
sein wird, durch recht regen Besuch aller Theaterfreunde
ausgezeichnet werde.
Zur Aufführung von „Glaube und Heimat“.
Am Dienstag den 4. April geht auf vielseitigen Wunsch
dieses preisgekrönte Schauspiel in Szene, das kürzlich in
Kiel durch den Besuch des deutschen Kaiserpaares aus¬
gezeichnet wurde.
Druckfehler=Berichtigung. In der Bespre¬
chung der „Rigoletto“=Aufführung ist in dem Satze
„Ein Vorzug ist auch sein Bemühen, sich dem Ensemble
anzupassen und wie auf dessen Kosten hervortreten zu
wollen“, das wie durch nie zu ersetzen.
S
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vom:
Morchenstern,
Cheater.
„Wann wir altern“ von Blumenthal,
„Liebelei“ von Schnitzler.
In anmutiger Plauderei mit seiner Seelenfreundin
klagt der Marquis über all die kleinen Bemerkungen,
die im gesellschaftlichen Verkehr auf sein Altern hindeuten
und muß gerade von der geliebten Freundin die vollgültig¬
sten Beweise des hereinbrechenden Alters erfahren. Sie
beichtet ihm ihre Liebe zu Gaston, sie ernennt ihn mit
freudiger Zustimmung ihres zukünftigen Gatten zum Haus¬
freund. Ein zarter Hauch der geistreichelnden Courtoisie
des 18. Jahrhunderts liegt über dem Ganzen und wurde
auch von der Aufführung am Donnerstage wohl bewahrt.
Der zierlichen, klangvollen Sprache widerfuhr durch hübsche
Aussprache bei anerkennenswerter Sicherheit ihr volles
Recht. Herr Gebhardt als Marquis, Frl. Werner
als dessen Freundin und Herr Walleck als Gaston ga¬
ben in jeder Hinsicht ein hübsches Trifolium.
Schnitzlers Schauspiel, das in Anteil heischender Weise
die Geschichte eines oberflächlich angesponnenen, allmählich
mehr und mehr sich vertiefenden und tragisch endenden
Liebesverhältnisses zwischen einem Wiener Lebemann und
der Tochter eines Theatermusikers schildert, ist schon unter
Warnecke gespielt worden. Das Paar Theodor—Mitzi
(Herr Walleck und Frl. Meyer) zeichnete sich im
1. Akte durch besondere Munterkeit aus und charakterisierte
leicht und treffend die Liebe „auf Zeit“ in diesen Kreisen.
Aber gerade ihr prickelndes Spiel hat die Aufmerksamkeit
allzusehr von dem Hauptpaare des Dramas abgelenkt, be¬
sonders da dort der weibliche Teil (Frl. Werner) zu
interessieren vermochte. Frl. Werner entwickelte besonders¬
im dritten Akte eine dramatische Gewalt des Schmerzes,
die den Zuschauern bis ins Innerste griff. Ihrem Partner
fehlte dagegen beinahe alles zu irgend einer erfreulichen
Wirkung. Herr Gebhardt war als Theatermusiker ganz
angemessen, und sein die leidenschaftlichen Aeußerungen
der Verzweiflung seiner Tochter begleitendes, stummes
Spiel sehr beachtenswert. Die Spielleitung des Herrn
Schönwald ließ wie immer nichts zu wünschen übrig.
A—m.
— Benefiz des Opernregisseurs Josef Fink. Näch¬
sten Mittwoch findet die letzte Benefizvorstellung der
laufenden Spielzeit statt. Sie ist dem Opernregisseur
unserer Bühne Herrn Josef Fink gewidmet und bringt
den seit Jahren nicht mehr in Gablonz gehörten „Bet¬
telstudent“ von Millöcker. Auf den ersten Blick
mag es befremdlich erscheinen, daß der Opern regisseur
sich eine Operette zu seinem Benefiz erwählt, doch kann
man die Wahl auch gut heißen, wenn man der Ausicht
mancher zustimmt, daß der „Bettelstudent“ ebenso wie
die „Fledermaus“ und der „Zigeunerbaron“ der Spiel¬
oper zugezählt werden können. Herr Fink hat durch
viele geschickt in Szene gesetzte und im Spiele recht glatt
abgewickelte Opern seine Befähigung als Spielleiter
erwiesen und sich zweifellos Verdienste um das Zu¬
standekommen so mancher tadellosen Opernaufführung
erworben, verdient es daher, daß seine Benefizvorstel¬
lung, in welcher fast das ganze Operettenpersonal tätig
sein wird, durch recht regen Besuch aller Theaterfreunde
ausgezeichnet werde.
Zur Aufführung von „Glaube und Heimat“.
Am Dienstag den 4. April geht auf vielseitigen Wunsch
dieses preisgekrönte Schauspiel in Szene, das kürzlich in
Kiel durch den Besuch des deutschen Kaiserpaares aus¬
gezeichnet wurde.
Druckfehler=Berichtigung. In der Bespre¬
chung der „Rigoletto“=Aufführung ist in dem Satze
„Ein Vorzug ist auch sein Bemühen, sich dem Ensemble
anzupassen und wie auf dessen Kosten hervortreten zu
wollen“, das wie durch nie zu ersetzen.
S