II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1084

Liebele
5.1 box 12/3
Ausschnitt aus
VIENER ABENDPO-
Tam, 17. MAl. 1912
Theater, Kunst und Literatur.
(Deutsches Volkstheater.) Für die
Schnitzler=Vorstellung, die vorgestern das
Deutsche Volkskheater gelegentlich der fünfzigjährigen
Geburtstagsfeier des Dichters veranstaltete, hatte die
Bühne alle liebevolle Sorgfalt aufgeboten. Es sind
schwierige Aufgaben, die das kleine, herzbewegende
Drama „Liebelei“ und die geistreiche Groteske „Der
grüne Kakadu“ stellen, doch darf gesagt werden,
daß die Aufführung einen rühmlichen Eifer bewiesen
hat, den weitgehenden Anforderungen zu entsprechen.
In der „Liebelei“ boten fast sämtliche Leistungen jene
charakteristischen Formen, die wir seit der Erstauffüh¬
rung kennen, und die bereits zu allbekannten Theater¬
typen geworden sind. Weit über dieses Maß jedoch.
steht Herr Kutschera, dessen Musikus Weiring als
eine ganz ausgezeichnete künstlerische Verwirklichung ge¬
rühmt werden muß. Ihm gelang es, die stille Tragik
des kleinbürgerlichen Lebens mit Innigkeit und schlich¬
ter Kraft zum Ausdruck zu bringen. Das gestaltenreiche
Revolutions=Gemälde, das Schnitzler im „Grünen
Kakadu“ entworfen, ward durch eine geschickte Regie
deutlich und wirksam in Szene gesetzt. An Einzel¬
leistungen seien die der Frau Galafrés (Leokadie)
und der Herren Homma und Schreiber hervor¬
gehoben. Inmitten der überlauten und überreizten
Stimmung, die sämtliche Anwesende in der Taberne
umfing, vermochte Herr Kramer seinen Henti nicht
zu starker Geltung zu bringen. Und dies „beeinträch¬
tigte den Eindruck der ganzen Aufführung, man be¬
kam nur Episoden zu sehen. Die Vorstellung fand
eine sehr freundliche Aufnahme.
F. Zw.
*.
Ausschnitt aus: Neuigkeifs-Weltblatt, Wien
18 5. 191)
an ürnnch ihre-Piar
Im Deutschen Volkstheater, der Wiege des
Dramatikers Schnitzler, wurde sein 50. Geburtstag
durch die Aufführung—von „Liebelei" und „Der
grüne Kakadu“ gefeiert. Im ersten Stück war Fräulein
Ehren als Christine neu. Sie unterstrich die Sen¬
timentalität gar zu schwer, war aber im letzten Aufzug, im
Affekt, bis auf kleine störende Außerlichkeiten, sehr wirksam.
„Der grüne Kakadu“ verlor in dem allzu hastigen Tempo,
in dem er heruntergespielt wurde, ein paar seiner schönsten
Federn. Glänzend war wiederum Herr Homma in der
von ihm so sorgfältig herausgearbeiteten Nebensigur des
Vagabunden Grain. Weder der Besuch des Hauses, (noch
der Beifall ließen den festlichen Anlaß erkennen. So=schnell
sollte Schnitzler sich überlebt haben?

aud
Wien
ikante BlAtt
1994 1 1510
om:
—Aim Mitwoch gab es an obiger Buhne
eine „Schnitzlerfeier“ aus Anlaß des fünfzig¬
jährigen G.burtstages des Dichters. Gespielt
wurde das dreiaktige Schauspiel „Liebelei“
und wie gleich betont werden soll, recht flott.
Das leichtgläubige, seelensgute Wiener Mädel
gab Fräulein Ehren in Ton und Gefühl sehr
wirkungsvoll, trotzdem ihr das eigentlich
Wienerische noch nicht ganz eigen ist. Dagegen
war die Figur der Mizzi Schlager durch Fräu¬
lein Waldow äußerst originell und tempera¬
mentvoll verkörpert. Recht warm und schlicht
war Herr Kutschera als Musiker Weiring,
ebenso flott und liebeslustig die Herren Gün¬
ther und Edthofer. Stück und Darsteller
fanden beim Publikum großen Beifall, des¬
gleichen die den Schluß bildende Groteske:
„Der grüne Kakadu“, die mit ihrem
bunten Durcheinander aus der Revolutionszeit
Frankreichs, Schein und Wirklichkeit treffend
charakterisiert. Die Lauterkeit, die, gemischt mit
baualen Spässen, das ganze Stück beherrscht,
hielt die Besucher in reger Spannung, so daß
die wackeren Darsteller, die Herren Homma,
Kramer, Weiß, Russek, Lackner,
Schreiber und Klitsch, sowie die Damen
Galafrés, Waldow und Pellar viel¬
matefür den reichen Beifall danken konnten.
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Wiener Leben
lnsschnitt aus:
19MALLSTZ
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Artur Schnitzlers 50. Geburtstag. Zur
Feier von Artur Schnitzlers—50. Geburtstag
wurden im Deutschen Volkstheater des Dichters
„Liebelei und „Der grüne Kakadu“ aufgeführt,
zwei Werke, die für Schnitzlers Schaffen besonders
charakteristisch sind. Die Darstellung durch die Damen
Waldow um Ehren, sowie die Herren Edt¬
hofer, Kutschera und Günther war durchaus
auf der Höhe. „Der grüne Kakadu“, dieses von
Meisterhand mit wenigen, aber kräftigen Strichen
gezeichnete Revolutionsbild, wurde in erster Linie
von den Damen Galafres und Schweighofer
und den Herren Kramer, Klitsch, Lackner,
Arkonas, Schreiber, Homma und Amon,
wirkungsvoll gespielt. Das Haus war in Festes¬
stimmung und spendete begeisterten Beifall.
Das Theater in der Josefstadt brachte
Schnitzlers „Vermächtnis“ dieses stimmungs¬
volle Allerheiligendrama. Im Mittelpunkt der Auf¬
führung stand Feau Niese, die ihre tiefsten Gefühls¬
töne ausschöpfte Sie war ergreifend und echt wie
immer. Neben Frau Niese boten insbesondere die
Herren Lessen und Maran und die Damen
Kovacs und Joseffy ihr Bestes. Das Publikum
war tief bewegt und dankte vor allem Frau Niese
durch lauten Beifall.