II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1086

Liebelei
box 12/3
5. S
Ausscnnitt aus
CC#mije Bombe, Wien
an:


Neben dem toten Nestroy hat man den
lebenden Schnitzlenwürdig gefeiert. Das
Deutsche Volkstheater brachte eine sehr
abgerundete und wirksame Vorstellung der
„Liebelei“, in welcher Kutschera deg'
alten Rührungsmusiker ausgezeichnet darstellte
und Fräulein Ehren endlich einen Ehrenabend
hatte. Edthofer war sehr lieb.
Und wieder sah man, daß die „Liebelei“
Schnitzlers bestes, ja einziges Drama ist.
Die anderen Stücke sind nur Skizzen, die
in großem Maßstab ausgeführt sind, Ansätze und
Variationen, aber keine einheitlichen Schöpfungen
von wirklicher dramatischer Sprungkraft.
Besonders das „weite Land“ ist nur eine
Sammlung feuilletonistischer Plaudereien über die
Liebe oder vielmehr das, was man darunter auf
der Ringstraße versteht.
Für das Drama ist Schnitzlers literarischer
Wuchs zu zierlich und wenn man jetzt von den
Berlinern Hauptmann'sche Werke aufgeführt
sieht, beginnt man einzusehen, daß auch die
dramatische Kultur ihren Schwerpunkt im Norden hat.
Aber Schnitzlers Geschmack, Ehrlichkeit
und Selbstzucht sind hochwillkommene Gaben,
die man im österreichischen Milieu nicht
genug anerkennen kann.
Ansschnitt aus: Wiener Montags Journal. Wien
7am1
B
(Deutsches Volkstheater.] Den 50. Geburtstag zu feiern,
ist geschmacklos, weil es ja weder ein Verdienst ist, noch auch
ein Vergnügen, die 50 zu erreichen. Derum hat Schnitzler Ge¬
schmack bewiesen, daß er sich diesem probeweisen Leichenbegäng¬
nisse durch die Fucht entzogen hat. Halbvolle Häuser, die den
Tribut dem Genje zollen, für einen Dichter eher eine Pein, denn
eine Ehrung. Daäs Volkstheater hat gezeigt, daß es dem Dichter
gerecht werden willl# hat sein stärkstes Stück „Liebelei" und
gut ansgrführt. Man kennt die Leistungen Kutscheras als
alter Violinspieler, Kramers als künstlerischer Revolutionär
im Grünen Kakadu. Frl. Ehren gab die Christine zugut. Die¬
ser künstlerischen Zucht und mannesstarken Zurückhaltung stellt
sich die sichtliche Jugend der Dame entgegen. Sollte da nicht der
Regisseur etwas zuviel getan haben? Sehr gut war Fraulein
Waldow in der Rolle der lebenslustigen Mizzi. Das war
echt und zwangslos keck. Alle anderen taten ihr Bestes, dem
Dichter zu Ehren, manche darunter sogar etwas darüber. Der“
„Grüne Kakadu“ hat mir in der Premiere besser gefallen.“
bschalt aus: WiEheR, Cahlcarungy
W 122

Uber die diversen Schnitlerfeiern¬
fler vergangenen Woche wäre zu berichten,
faß im Deutschen Volkstheater eine
sehr abgerundete Vorstellungder, Liebelei“
geboten wurde. Frl. Ehren gab das
tragische Vorstadtmädel und hatte viele
gute Momente, die Waldow war fesch
und degagiert und Kutschergproduzierte
als alter Musikus die yörgeschriebene
Menge von Rührung,
Auch die Josefsfadt feierte Artur
Schnitzler sehr würdig und so konnte
Wien in einer Woche zwei Genien feiern,
Nestroy und Schnitzler, Eine hübsche
Zusammenstellung, letwg wie Grinzing
und Ischl oder FrangJosefs-Kai und
Gumpendorf.