II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1096

Liebelei.
5. Sneenen
box 12/3
Epblenzer #
N# 3. M
Stadttheater.
„Liebelei“.
Schauspiel von Arthur Schnitzler.
zGybferz. 9. Mirz.
„Es ist sonderbar . .. ändert man sich denn so sehr?
Oder was ist es?“ fragte gestern abend eine Theater¬
besucherin. „Vor Jahren habe ich das Stück in Frank¬
furt gesehen und war erschüttert; und heute ging das
Spiel stimmungslos an mir vorbei.“ Nun, an Erschüt¬
#terung im Publikum scheint es auch gestern abend nicht
gefehlt zu haben. Man will am Schlusse viel fließende
Träuenbächlein gesehen haben. Aber etwas richtiges
ist schon an der Meinung: gestern abend ließ das Stück
kalt. Nicht immer, aber doch zu einem erheblichen Teil.
Es mag, wie die kunstliebende Dame meinte, wirklich
etwas an der Geschmacksänderung liegen; aber Szenen
wie das Gegeneinander des Fritz Lobheimer und des
„Herrn“ und die Verschiedenartigkeit der beiden Liebes¬
paare während des ahnungsschwülen Soupers im ersten
Akte sollten bei richtiger Herausarbeitung doch noch im¬
mer eine bei allem Wechsel der Stimmung einheit¬
liche Wirlung erzielen, ein überwiegendes Gefühl
angstverhaltenen Erwartens auslösen.. Aber an dieser
Einheitlichkeit schien es uns zu fehlen. Die Stimmun¬
gen wechselten und verschwanden und flossen nicht zu
einem großen Strome bangen Hoffens zusammen.
Und dieser Mangel scheint doch nur darauf zurückzufüh¬
ren zu sein, daß die letzte Durcharbeitung und die Kon¬
zentration des Zusammenspiels fehlte.
Die Einzelleistungen boten, wenn auch der Souffleur
etwas lebendiger als wünschenswert war, guten Durch¬
schnitt. Frl. Arden, die Benefiziantin, wurde bei
ihrem ersten Auftreten mit langanhaltendem Beifall be¬
glückt und erhielt damit den Beweis, daß man ihre Ver¬
dienste während ihrer zweijährigen hiesigen Bühnentä¬
tigkeit auch im Publikum wohl zu schätzen weiß. Ihre
hristine wurde in derselben saubern Darstellung ge¬
boten, die wir von so mancher Rolle, die Frl. Arden
egehabt hat, kennen. Allerdings an die ganz großen
fgaben, deren Lösung durch die Benefiziantin wir
er in diesem Winter (u. a. im „Flieger“) zu bewun¬
dern Gelegenheit hatten, reichte die gestrige Rolle ja
nicht heran. Die Mizzi Schlager fand in Frl. Hornyk
eine Leben sprudelnde Darstellerin. Wisa Lauth gab
die Katharina Binder aus dem bei ihr gewohnten
Fonds an Erfahrungen. Herr Maur spielte den Va¬
Christinens mit dem notwendigen Maß von Senti¬
ntalität, ohne davon zu viel zu verschwenden. Herr
emars Liebhaber mochte etwas zu jugendlich und
iso wie Herrn Hildebrands Kaiser nicht welt¬
nisch genug erscheinen. Beider Spiel war im übrf¬
durchaus korrekt. Die Regie führte Herr Dr.¬
Kreizler; er bot eine gute Aufmachung des Büh¬
nenbildes.