II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1116

5. Liebelei
# bos 12/4
— K.
uelenangabe onne Gewahr.)
Wienan D###e!
sschnitt aus: Mistrieries wine: Baudhlatt
Wien
n: 153411912.
wollte. Gewit: Strauß hat vom Texie der Wildeschen, Dreiklaugs mit zweimaligem Secondsturz ist äußerst def
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„Liebent.
„Salome“, der Hofmannsthalschen „Elektra“ kein Wort wirkungsvoll. Hier meldet sich schon das dah
weggelassen. Aber erstens war's auch nicht schön und dramatische Talent des Komponisten. Er vermeidet
(9
Oper in drei Akten (nach dem gleichnamigen Schauspiel
nicht immer erträglich, dann aber ist es doch Straußens
überflüssigen Lärm, wird knapp und prägnant im
Artur Schnitzlers) von Franz Neumanz.
der
ureigenster Stil gewesen, dem die einzigartige Technik
Ausdruck. In den chromatischen Läufen flammt die
auf
Durch Artur Schnitzlers =Liebelei“
des genialen Komponisten zustatten kam. Das Unheil
Erragung der Szene auf, glüht haßerfüllt in breiten
zieht ein leiser Ton für den, der heimlich lauscht. Der
wird ja immer erst durch die blinde Nachahmung klar
Bläserakkorden und löst sich langsam nach dem Ab¬
Ton des Wieneriums. Nicht jener der Heutigenstimmung,
und erkennbar.
gange des „fremden Herrn“ in dem wehmütigen
der von Ouöttern io gerne als die einzig giltige Lebens¬
Des-dur, das Priz am Klaviere anstimmt. (Nebenbei der 9
Allein es soll Herrn Neumann nicht mehr
und Kunstman# der Phäakenstadt bezeichnet wird.
erste Moment in dem die nicht unbedeutende melodische
Unrecht geschehen, als er verdient. Gerne stellen wir
der
Im Gegenteil! Die Wonne und Seligkeit des Wiener
Begabung #enmanns Gels##heit zur Entfaltung jen
die zweifellose Begabung des jungen Komponisten
Frühlings, der vom Kahlenberg und Cobenzl leise
findet.) Abermals ein paar Walzertakte und mehrfache die
fest und möchten sie mit einigen Beispielen belegen:
heruntergleitet, durch Straßen und Gassen schwebt und
Versuche zum Liebesduett, also zur Cantilene, die aber erst Lu
Mit ein paar im Lustspielion gehaltenen
in allen empfindsamen Gemütern das Gefühl des
im zweiten Akte Erfüllung finden. Ihn leitet ein
Takten sind wir in Fritzens Zimmer. Der Dialog
Ver
Glückes und der stillen Freude entzündet, dieser
famos geführtes Fugato ein, das gewiß die üble
zwischen Fritz und Theodor rollt leicht ab, bis bei
Unterton schwingt in dem Schnitzlerschen Schauspiel
Nachrede von Christivens wohlgesinnter Nachbarin
Erwähnung Christinens ein zartes Thema sich
gleichsam als Dominante zur Tonica der Liebe. Nur ein dem Parlando entwindet und selbständig macht.
symbolisieren soll. #felleicht auch nicht. Trau' einer
Wiener Musiker, einer, dessen Herz vom Zauber des ###izzi erhält munter
nur den Komponisten von heute!) Papa Weiring wird
naccatierte Quartolen
Wienerwoldes durchtränkt, von dem unsäglichen Reize des
bei Neumann durch breite, aber melodisch. Aus¬
#uls Erkennungszeichen. Auch sonst das starke
Wiener Frühlings ergriffen wäre, hätte diesen Ton
spirnung seiner Güte fast zu redselig. Wenn Fritz
Bestreben zur Illustrierung, aber doch nur
einfangen, die „Liebelel“ so in Musik setzen können, wie
erscheint, versteigt sich Christinens Freude beinahe sin
immer wieder Ansätze zum Gesang, Melodien¬
sie dem Wesen und Sinne des Dichters entsprechen
zur Isolde=Ekstase. Dann aber fließt der Dialag und
bogenstücke, kein Ganzes, kein Aufbau und Höhepunkt
würde. Herr Franz Neumann, ein junger Komponist
der Beiden melodisch-freundlich dahin mit der
in dem ruhelos fließenden Orchestergewässer, noch
aus Böhmen, derzeit Lapellmeister in Frankfurt,
steigender Wärme bis zum stimmungsvollen tum
weniger in der Singstimme, die sich mit Deklamation,
konnie das nicht. Ihn pockte bloß der Stoff des
Abschied. Dem dritten Akte geht ein langes wor
zwar mit melodiöser, bescheidet, jedoch zur Selbst¬
Schauspiels, dessen Tragik in der knappen, er¬
Vorspiel voran. Es schildert das Duell und Fritzens dau
ständigkeit nicht recht den Mut findet. Da plötzlich:
schütternden Steigerung. Von diesem Ausgangspunkte
Ende, in seiner packenden Wirkung an das ähnlich ge= übe
Christine singt auf Fitzend Wunsch ein Lied, ganz
schritt er an die Vertonung der „Liebelei“
dachte Zwischenspiel in Massenets „Werther“ erinnernd, #at
einfach, im Volkston, über bescheidener, ruhiger
Die Arbeit schien nicht leicht. Zunächst war der
nur noch dramatischer im Ausdruck und geradezu tr#
Harmonie. Aber es ist leiber nicht vom Komponisten,
Stil fürs Ganze festzulegen. Hier setzt gleich der
ergreifend in der Wiederaufnahme jener schönen Des¬ vom
sondern entstammt, wie er selbst im Text¬
Grundfehler der neuen Oper ein. Neumann mußte sich
dur-Cantilene, die schon im ersten Akte dem kurzen
buche*) gesteht, dem Lochheimer Liederbuch.
entweder für eine Appretur des Textes zur alten
Glücke Christinens Abschied gesungen. Der dritte Lkt w
Näher dem Empfinden des Hörers kommt
„Nummernoper“ entscheiden, was allen Fanatikern des
selbst ist ganz von der wehmütigen Stimmunz Do
ein nettes Walzerchen. Auch F. Wagners „Doppeladler¬
Durchkomponierens zu Trotz kein übler Gedanke
erfüllt, die Schnigler hier angeschlagen hat, von jener sich
marsch“ muß, dem Texte entsprechend, zum Zitate her¬
gewesen wäre. Oder er hätte die Schwierigkeit der
Resignation, die als Ahnung im Gemüte Christinens ga#
halten. Bis hierher läuft also die Musik mehr neben
Presa melodramatisch umgehen können, oder er hätte
sich allmählig festsetzt, bis sie sich zum erschütterndene B#
der Handlung. Das Erscheinen des betrogenen Gatten
sich für ein leichtes, flüssiges Parlando entscheiden
Aufschrei steigert, als Theodor das Zimmer betritt Fr
aber macht nicht bloß der heiteren Stimmung in
müssen, wie es Puccini in seiner „Bohème",
durch seine Miene schon die Katastrophe kündend. Hier
Fritzens Zimmer, sondern auch der glatten, farblosen
Richard Strauß im „Rosenkavalier“ getan. Neu¬
freilich überragt die Kraft und Gewalt des Dramas
Musik Neumanns ein Ende. Der Uebergang vom
jeden Versuch, ihm mit Musik nahe zu kommen. Eine
mann entschied sich für das glatte Fort= Scherz zum furchtbaren Ernst, das Ablöschen der
Steigerung dieser packenden Szene wäre selbst einen
komponieren von Wort zu Wort, von Zeile Gemütlichkeit und die wachsende Spannung bis zum
zu Zeile, gemischt mit melodramatischen An¬
größeren Musiker wie Herrn Neumann nicht geglückt
jähen Eintritt des in tortissimo erdröhnenden B-moll¬
wandlungen und einer Pathetik, die stellenweise dort
Doch hat er ansonst die Tragik des Buches wie dessen ge
satirisch wirkt, wo sie ernst gemeint ist, und voll
lyrische Stimmungsmomente glücklich erfaßt. Anc
Textbuch und Klavierausz sind im Verlage von
genommen wird, wo sie illustrativ=parodistisch werden! B. Schotts Söhne, Mainz, erschienen.
sein technisches Können steht außer Frage. Seine Mus