II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1117

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5. Liebelei
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stockt niemals, fließt hald im breiten Bogen, bald in
ßerst heftigen, durch die Szeue bedingten Stromschnellen
dahin. Häufige Strauß= und einige Wagn=Färbungen
(Reminiszenzen wäre zu viel gesagt dü fen ihm nicht
verübelt werden. Verstehter sich d## sonst vortrefflich
auf's Instrumentieren, auf leichtflüssige und klingende
leiten Orchestrierung. Und ein großer Vorzug: Er bekennt
sich zur Melodie, zur uneußlichen meinetwegen, wie
igen
wir sie vom großen Baireuther gelernt, aber item zur
ider
Melodie, Er muß nur den Mut haben, diesen Hang,
ische
der sich selbst in der Deklamation niemals ver¬
tung
leugnet, weiter auszubilden. So wäre er dann
fache
dielleicht auch der richtige Bann für das musikalische
rerst
Lustspiel, von dem wir alle träumen, und das seit
Verdis „Falstaff“ etwa nur in d'Alberts „Abreise“, in
üble
Wolf=Ferraris „Neugierige Frauen“ wieder viel¬
erin
versprechende Anfänge gefunden hat.
Die Aufführung der Volksoper kam den
a
Intentionen des Dichters zum großen Teil, jenen des
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Fritz
Kömponisten restlos entgegen. Zunächst durch das
nahe stimmungsvolle Interieur der beiden Bühnenbilder
alog und durch zarte Beleuchtungseffekte. Herr Markowsky,
der Regisseur des Abends, hat hier überaus lobenswerte
künstlerische Arbeit geleistet. Von den Solisten entsprach
wohl nur Fräulein Engel ganz ihrer schwierigen, aber
s dankbaren Aufgabe. Ihr frischer, quellender Sopran
ges überschritt leicht die Klippen des dramatischen Rezi¬
rnd, lativs, blühte voll auf in den Ariofostellen. Sie allein
dezu traf auch in der Darstellung den leichten Wiener Ton,
Des.
van dem wir eingangs gesprochen. Fräulein
Roeder und die Herren Lußmann und Brandt
waren noch zu wuchtig im Ausdruck und Spiel.
Doch sangen sie alle vortrefflich und werden
rsicherlich auch dem Geiste ihrer Rolle bald
ganz nahe kommen. Rührend war Herr
ben Bandler als Weiring, von scharfer Charakteristik
tritt. Fräulein Macha als Frau Binder, durchaus würdig
Hier Herr Klein in der Partie des fremden Herrn.
Gerad=zu verblüffend gut hielt sich das Orchester unter
schwungvollen Leitung des Kapellmeisters Tittel.
lückt So gestaltete sich der große Erfolg, den der Komponist
essen gestern errungen, auch zu einem Ehrenabend der Volks¬
Auch oper und ihres rührigen Leiters.
Muß
Paul Stauber.
DAr

Hu
I
1501
vom:
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Theater und Kunst.
Volksoper. Schnitzlers Liebelei“ hat auf einen
jungen Komponisten namens Franz Nrumann solch unaus¬
löschlichen Eindruck gemacht, daß er beschloß, diese Tragödie in
Musik aufzulösen. Man muß Neumann dankbar sein, daß er
uns nicht nach modernem Mu### eine symphonische Dichtung
gao, bei der die Textworte nachträglich gestrichen werden, ebenso¬
wenig eine, bei der die Texiworte zufällig siehen bleiben, sondern
daß er versuchte, daraus eine regelrechte Oper zu bilden. Wollte
man fragen, ob die „Liebelei“ einer Musik in Tönen fähig
oder bedürftig sei, so müßte man darauf mit einem klaren
Rein antworten. Allein hat die „Liebelei“ nicht eben gewonnen,
*, dach die musikalische Weit einen Mann ron unzweisel¬
hafter Begabung, die dauernder Aufmerksamkeit nicht unwert
scheint. Dieser Franz Neumann, der sich vor Selcher¬
lehrling zum gerühmten Kapellmeister (in Frankfurt
am Main) hinausgearbeitet hat, kann etwas — das
ist das Entscheidende. Sein Können ist dem Theater zugewendet.
Soll man nach der „Liebelei“ allein urteilen, und wir sind in
dieser Zwangslage, so muß man wohl sagen, daß dieser Art
Musik ner, das tiefere Fundament fehlt. Aber welcher Sinn fürs
Thenter ht hier zu finden, welch sichere Hand für alle Möglich¬
#eiten! Das ist, mindestens an einzelnen Punkten, schon mehr
als bloße Geschicklichkeit, obwohl diese an sich schon nicht un¬
beträchtlich ist. Immer dort, wo das Wort des Dichters Pausen
ließ, wo ein Gefühl, eine Stimmung ohne Worte sich aus¬
breiten kann, gibt Neumanns Musik viel an Ausdeuck und
treffender Zeichnung her. Es ist sörmlich eine Zwischenaktsmusik
zwischen den Worten. Das Wort selbst wird natürlich in der
Musik ersäuft. Nicht als ob der Komponist nicht verstünde,
zu deklamieren und zu betonen; aber das Wort, der Dialog
widerspricht hier aus seiner eigenen Natur der Musik. Neumann
hat den Text bis auf geringe Kürzungen unyerändert gelasen.
Diese lobenswerte Treue wird leider nicht belohnt. Die Hurtig¬
keit des Dialogs macht es unmöglich, bei einzelnen Gefühls¬
momenten zu verweilen; sie alle aber doch zur Einheit zu binden,
dazu fehlt es hier denn doch gerade an der — symphonischen
Verknüpfung. So stellt das Werk eine Mischung dar, die beide
Teile, Wort und Ton, zu gesondert enthält, mag auch jeder Ton
jedes Wort nachzubilden versuchen. In dem Werk aber, so wie
es ist, steck. soviel respektables Talent, daß seine Bekanntschaft als
Gewinn gerechnet werden muß. Die Vollsoper hat das Werk recht
gut herausgebracht. Die Vorstellung hatte Fluß, nicht zuleßt ein
Verdienst des Dirigenten Herrn Tittel und des Regisseurs
Herrn Markowsky. Herr Lußmann, der Sünger des
Fritz, hat zwar stimmlich viele Fortichritte gemacht, als Dar¬
steller vergißt er leider keinen Augenblick, daß er ein Tenor ist.
Recht gewandt gab Herr Brand den Theodor. In der Rolle
des alten Weyring erwies sich Herr Bandler abermals als
guter Charakteristiker und geschmackvoller Sänger. Die besten
Stimmmittel zeigte Herr Klein (fremder Herr). Fräulein
Engel war als Christine recht tüchtig; wir haben sie ge¬
legentlich schon reiner singen gehört. Sehr mäßig als Mizzi
Schlager Fräulein Roeder; vielleicht ist die Dame, die wir
zum erstenmal hörten, in anderen Rollen besser. Das Publikum
nahm das Werk mit großer Begeisterung auf. Die „Liebelei“
macht nun im musikalischen Gewand neue Eroberungen. Der
Komponist wurde vielmals gerusen, zum Schlusse mußte auch
der anwesende Dichter erscheinen.
D. B.