II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1119

Liebelei
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Wiener
strichen und dadurch zu hochtrabender Lächer.
otischer
lichkeit. Szenen, die im Schnitzlerischen der Wiener Mädchen heraushören würde...
Dann könnte man freilich mit Erfolg den Ver¬
Dori.
Schauspiel durch ihre düstere Knappheit wir¬
such unternehmen, Schnitzlers „Liebelei“ in
äßt sich
ken, wie der plötzliche Besuch des fremden Herrn
Musik zu setzen.
en. Die
bei Fritz, werden breitgetreten und aufgedon¬
Die gestrige Aufführung hat dem anwesenden
etwa
nert. Die Souperszene, die durch das Tempo
Komponisten keinen starken Erfolg gebracht.
ebolei“
des Dialogs wirken muß, mit Bleigewichtern
Wohl hat es beim Erscheinen des Komponisten
die belastet. Der überbildete Walzer mit seiner un¬
an höflichem Beifall nicht gefehlt. Aber die innere
en sich
ruhigen Chromatik und seiner Orchesterpoly¬
Teilnamslasigkeit des Publikums war trotz
itz und
phonie, zu den sich der Komponist in der
aller Anstrengungen, den Applaus zu entfachen,
par¬
Souperszene horabläßt, ist wirklich nichts
nicht zu verkennen. Vortrefflich war die Or¬
melo¬
weniger als lustig, und wer aus der reizenden
chesterleitung Kapellmeister Titils, ge¬
und
Souperszene musikalisch nichts herausschlägt,
schmackvol die Regie des Herrn Mar¬
mente
hat gewiß keinen Witz und keine Leichtigkeit,
kowksr In der Darstellung der Schnitzleri¬
hls die
ohne die man ein Schnitzlerisches Stück nicht
schen Figuren zeichneten sich Fräulein Engel
Musik
in Musik setzen kann.
(Christine), Fräulein Macha (Frau Binder),
d der
Das Lob eines gebildeten Musikers kann man
Fräulein Roeder (Mizzi) und die Herren
über
Franz Neumann, der als Kapellmeister in
Bandler (Hans Weiring), Lußmann
senken,
Frankfurt wirkt, nicht vorenthalten. Er kann,
(Fritz), Brand (Theodor) und Klein (ein
nicht
was sich lernen läßt, schreibt ein Orchester, das
Herr) aus.
der sich
oft vortrefflich klingt, wandelt seine Notive
rieren
nach allen Regeln der Kunst ab, füllt seine Parti¬
rund
tur mit Stimmen und Gegenstimmen, mit
nicht.
effektvollen und nagelneuen Klangmischungen,
das
kurz, er ist ein beschlagener und erfahrener
Ein¬
Musiker mit moderner Technik, wie es deren in
hefter¬
Deutschland bei ders unter den Opernkapell¬
werden
meistern nicht wenige gibt. Manchmal nimmt
iher¬
er sogar einen Pulauf zu breiterer Melodik,
schreibt er eine iftigere Phrase nieder, eine
hnitzle¬
schwungvollere Wendung, aber als Ganzes im
etzt in
ganzen genommen, ist seine Musik vollständig
blasen
unpersönlich. Sie packt nicht und erwärmt nicht,
hat keine eigentliche poetische Stimmung und
Sätze
wenig melodische Substanz. Wie schön wäre es
150f. 1 18 - MKhstrtries Wiener Erif.N u
vom:
tad
aber gewesen, wenn die süßen Mädel den ge¬

Wien
oder
bildeten Kapellmeister zu einer herrlichen Me¬

lodie inspiriert hätten, für die wir alle kontra¬
über¬
punktierenden Nebenstimmen,
die Harfen¬
Volksoper. Die gestrige Erstaufführung der
wie
Schuitzlersche
glissandi, gedämpften Bläserklänge, schnattern¬
„Liebelei“ in der Ver¬
natis.
den Holzbläser, hohe, sordinierte und geteilte
tonung Franz Neumanns brachte dem Komponisten
: alle Geigen und alle die technischen Hausmittel des
und dem Dichter reiche Ehren. Die Oper, über deren
hen so
modernen Musikers gern hingeben würden. Und
Wert und Darstellung wir im Feuilleton des heutigen
werden
wenn diese Melodie auch noch poetisch und aus¬
Blattes ausführlich sprechen, schien dem Publikum
sehr zu gefallen. Nach allen Aktschlüssen gab es
rmalt, drücksvoll wäre, wenn sie ein wenig wienerische
unter= Anmut besäße, wenn man aus ihr das Lachen
stürmische Hervorrufe des Komponisten, der Darsteller,
des Kapellmeisters und Regisseurs. Nach dem letzten
Aufzuge mußte auch Schnitzler, trotz seinem Sträuben.
vor die Namve. Lorbeerkränze ergänzten den großen
äußeren Erfolg. Erzherzog Eugen wohnte der Vor¬
stellung bis zum Schlusse bei.