5. Liebelei
box 12
— I — —
Ausschnitt aus:
en
tenblatt, Wien
4371913
vom:
Chrater und Runst.
(Volksoper.) Der Reigen der tiefwinterlichen Opernnovitäten
wurde von der Volksoper mit der „Liebelei“ von Franz
Neumann eröffnet. Das Werk des in Frankfurt wirkenden Kapell¬
meisters, eines gebürtigen Mährers, wagt nichts Geringeres, als
Schnitzlers gleichnamiges Drama, wie es liegt und steht, ein paar
Kurzungen abgerechnet, mit Haut und Haar in Musik zu setzen. Dies
ist denn auch mit unleugbarem Geschick geschehen. „Liebelei“ ist also
eine deutsch=veristische Dialogoper. Freilich nur ein Beweis mehr für
die ästhetische Unhaltbarkeit des Experiments, ein als Dichtung seinen
Zweck schon erfüllendes Drama noch mit Musik zubekleiden.
Aber die Art, wie Neumann das Unzweckmäßige versucht,
verrät Talent, Geschick und künstlerischen Ernst. (Wir kommen auf das
Prinzipielle der Saché noch ausführlicher zurück.) Die Aufführung
unter Herrn Kapellmeister Dietl war gut vorbereitet und die Damen
Engel und Rocder nebst den Herren Sußmann, Brand
und Klein boten in ihren Rollen Tüchtiges. Fehlte der von Herrn
Markovsky gut inszenierten Vorstellung nur eines: der spezifisch
wienerische Ton, den niemand von den Mitwirkenden beherrschte und der
auch in der Partitur eigentlich mehr gewollt als erreicht ist. Das
Publikum nahm die Novität mit lautem und lebhaftem Beifall auf
und rief nach jedem Aktschluß Autor und Mitwirkende zur Parade
R. B.
oftmals vor die Rampe.
63
4r a
eitung. Wien
2
Lusschnitt auf
vom
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k.
Oper
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ist
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weg
der
bißche
erfä
Christin
das Mäde
verschaffe
und teile
kann es nich
den Tod gega
zu seinem Grab
Boden und jamn
nicht wieder!"
Dieses Drama benützte de
änderter Form. Die Vertonung strebt darn
Stück
beherrschenden Konversationston möglich
zu werden
manche Themen können wohl als Leitmot
e bezeichnet
werden, die Hauptsache liegt jedoch in der Untermalung der
einzelnen Szenen, welche vorgüglich gelungen ist und sich bei
gesteigertem Ausdruck, wie zum Beispiel bei der Schilderung
der hingebenden Liebe Christinens, des herannahenden Um
heiles, des Abschiednehmens und der Verzweiflung
Christinens auch zu dramatischer Wirkung erhebt. Die Dar¬
steller waren mit liebevollem Eifer bemüht, den Intentionen
des Dichters und des Komponisten vollauf gerecht zu werden.
Fräulein Engel verkörperte die weibliche Hauptrolle der
Christine und brachte deren sentimentales Wesen zu vor¬
trefflichster Geltung; nicht minder gut war Fräulein Roeder
in der Gestalt der Mizzi, einem echten Wiener Mädel. Die
Herren Lußmann (Fritz und Brand (Theodor) paßten sich
ihnen glänzend an; sie erfreuten das Publikum nicht nur
durch ihr charakteristisches Spiel, sondern auch durch ihre ge¬
radezu prächtigen Stimmen. Die übrigen Typen waren durch
die Herren Bandier (Vater Weiring), Klein (Ehemann),
Schneeweiß (Diener), Fräulein Macha, Frau eines Strumpf¬
wirkers) bestens vertreten. Die Zuhörer verfolgten mit
Spannung den von Herrn Mariowsky inszenierten und von
Herrn ittel geleiteten Abend und belohnten alle Beteiligten
durch den reichsten Beifall. Direktor Rainer Simons aber
zebührt besondere Anerkennung für die Vorführung des
nteressanten Werkes, das sich auch schon an auswärtigen
sühnen eines großen Erfolges erfreute.
ging
nann in
gleich¬
ittel¬
imer;
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erhält¬
itte
soll
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Chrater und Runst.
(Volksoper.) Der Reigen der tiefwinterlichen Opernnovitäten
wurde von der Volksoper mit der „Liebelei“ von Franz
Neumann eröffnet. Das Werk des in Frankfurt wirkenden Kapell¬
meisters, eines gebürtigen Mährers, wagt nichts Geringeres, als
Schnitzlers gleichnamiges Drama, wie es liegt und steht, ein paar
Kurzungen abgerechnet, mit Haut und Haar in Musik zu setzen. Dies
ist denn auch mit unleugbarem Geschick geschehen. „Liebelei“ ist also
eine deutsch=veristische Dialogoper. Freilich nur ein Beweis mehr für
die ästhetische Unhaltbarkeit des Experiments, ein als Dichtung seinen
Zweck schon erfüllendes Drama noch mit Musik zubekleiden.
Aber die Art, wie Neumann das Unzweckmäßige versucht,
verrät Talent, Geschick und künstlerischen Ernst. (Wir kommen auf das
Prinzipielle der Saché noch ausführlicher zurück.) Die Aufführung
unter Herrn Kapellmeister Dietl war gut vorbereitet und die Damen
Engel und Rocder nebst den Herren Sußmann, Brand
und Klein boten in ihren Rollen Tüchtiges. Fehlte der von Herrn
Markovsky gut inszenierten Vorstellung nur eines: der spezifisch
wienerische Ton, den niemand von den Mitwirkenden beherrschte und der
auch in der Partitur eigentlich mehr gewollt als erreicht ist. Das
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änderter Form. Die Vertonung strebt darn
Stück
beherrschenden Konversationston möglich
zu werden
manche Themen können wohl als Leitmot
e bezeichnet
werden, die Hauptsache liegt jedoch in der Untermalung der
einzelnen Szenen, welche vorgüglich gelungen ist und sich bei
gesteigertem Ausdruck, wie zum Beispiel bei der Schilderung
der hingebenden Liebe Christinens, des herannahenden Um
heiles, des Abschiednehmens und der Verzweiflung
Christinens auch zu dramatischer Wirkung erhebt. Die Dar¬
steller waren mit liebevollem Eifer bemüht, den Intentionen
des Dichters und des Komponisten vollauf gerecht zu werden.
Fräulein Engel verkörperte die weibliche Hauptrolle der
Christine und brachte deren sentimentales Wesen zu vor¬
trefflichster Geltung; nicht minder gut war Fräulein Roeder
in der Gestalt der Mizzi, einem echten Wiener Mädel. Die
Herren Lußmann (Fritz und Brand (Theodor) paßten sich
ihnen glänzend an; sie erfreuten das Publikum nicht nur
durch ihr charakteristisches Spiel, sondern auch durch ihre ge¬
radezu prächtigen Stimmen. Die übrigen Typen waren durch
die Herren Bandier (Vater Weiring), Klein (Ehemann),
Schneeweiß (Diener), Fräulein Macha, Frau eines Strumpf¬
wirkers) bestens vertreten. Die Zuhörer verfolgten mit
Spannung den von Herrn Mariowsky inszenierten und von
Herrn ittel geleiteten Abend und belohnten alle Beteiligten
durch den reichsten Beifall. Direktor Rainer Simons aber
zebührt besondere Anerkennung für die Vorführung des
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