II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1128

Schluß des lustigen Aktes. in dem neben dem Weid
auch Wein und Gesang nicht fehlen, fällt der Herr
hinein der Fritz zum Duell fordert Fritz hat seine Frau
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Liebelei
5. LIELELET
o#t bei uch gesehen. Der zweite Akt ist eigentlich nur
eine lange Liebesizene zwischen Fritz und Christine, in
dem bescheidenen Wolinzimmer Caristinens. Im dritten
Akte erfahrt das liebende Mädchen, daß Fritz mittler¬
weile im Duell erschoffen worden ist stürzt aus dem
Hause und ihr unglücklicher Vater spricht die ahnungs¬
vollen Worte: Sie kommt nicht wieder.
Es wird vielleicht einmal wieder die Zeit kommen.
wo das Insti ktleben eines füßen Mädels nicht aus¬
reichen wird für ein Opernbeldentum nach der heutigen
Geschmacksrichtung aber mögen die in der Handlung
heing hervorstechenden Stimmungskontraste und Ueber¬
raichungen dem Komponisten und dem Publikum starke
Anziehung bieten. Kennzeichnend für das eigenartige
Talent die flinke Erfindungsgabe und das beträchtliche
orchestrale Können des Komponisten Herrn Neumann ist
es daß gerade im ersten Aufzuge mit seinem absichts¬
losen Geplauder und seiner unbekümmerten, jung¬
gesellenhaften Tischlaune die Musik ihre besten Seiten
zeint. Ein ganzer Orcheserregen von kingen kleinen.
wohitlingenden und chatalteristischen Tonsigürchen geht
nieder über Worte von ausgesuchter Banalität die im
Schaufpiel die Wahrha#tegkeit für sich haben in der
Oper aber doch über die Grenze des Möglichen gehen.
Im Kleinsten is Herrn Neumanns Musik am besten.
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Es ist wie die Spritztechnik in der gewerblichen: Tittel erworben, der die Vorstellung auch mit Leb¬
Malerei. Die umgebenden Pünkichen sollen die Gestali
haftigkeit führte.
Die Mühe war von schönem Erfolg gelohnt. Nach,
hervertreten lassen. Man merkt überall das Walten
dem ersten dem wirksamsten Akte wurden die Mit¬
einer regen, den Tonsinn beherrschenden Phantasie, die
wirkenden und der Komponist allgemein und anhaltend
auch mit lontrapunktischen Feinheiten gelegentlich zu
akklamiert. Einen ihm überreichten Lorbeerkranz schwang
operieren vermag, auch vor dem Versuche nicht zurück¬
zuschrecken braucht, an die thematische und orchestrale der Komponist mit sympathischer Handbewegung in das
Charakterisierung von Personen und Vorgängen sich
Orchester. Auch nach den folgenden Aufzügen blieb der
heranzuwagen. Man mag da mancherlei Anregung und
B. B—t. n
Beifall auf sehr ansehnlicher Höhe.
jedigung finden, das Hereinbrechen des Ver¬
nisses im ersten Aufzuge gibt Anlaß zu starken
stralen Esiekten, denen sich der Hörer kaum ent¬
en kann. Auch die melodisch etwas mehr belichteten
Stellen wie das Walzerchen und das anspruchslose
Lied Christinens im ersten Aufzuge, mag man als
freundliche Abwechslung zur Kenntnis nehmen. Das
Liedchen ist übrigens eine Ehrwürdigkeit aus dem
alten =Lochheimer Liederbuch.“ Wenn die Situation
zomantisch wird, sich wirklich operngerecht, gestattet,
Liebe und Tragik zu dem Aufbau der großen musikali¬
schen Szenenführung hindrängen, dann allerdings
ist der Komponist weniger Herr der Situation. Da ist
die Musik
mehr aufgeregt als warmblütig
die Anforderungen
ndie
hohen Stimmen.
werden überspannt und die Melodik wird
uns karg zugemessen. Das gibt dann einen Puccinistil
ohne Buccii. Hier hat unseres Erachtens der Kom¬
ponist den Hebel anzusetzen, um seine schöne Begabung
und sein ernstes Wollen auf die Höhe zu bringen. Vor¬
läufig ist auch die große Liebesszene des zweiten Aktes.
trotz der außerordentlich schönen Führung der Begleitungs¬
instrumente. mehr lang #'#stief und neu, auch das weit¬
gestreckte Vorspiel zum dritte. Auszuge läßt trotz aus¬
deutender Anschansichkeit — auch den Schuß. der Fritz
niederstreckt, hören Vir erklingen — manches an organischer
Gestaltungskraft vermissen. Und im entscheidenden Augen¬
blicke da Chrisine die niederschmetternde Botschaft er¬
hält. Fritz sei nicht nur tot sondern auch schon be¬
gieben, äußert sie ihren Schmerz im Schauspielsprech¬
ton. Es ist ein bißchen unvorsichtig uns so darauf zu
stoßen, daß so manches Getungene dieser Oper sich
eigentlich gegen den Gesang sträubt.
Die trotz ihrer Schwächen interessante und wirksame
Oper, die Schöpfung einer wertvollen Begabung
findet im Volksoperntheater eine gute, temperament¬
volle Wiedergabe. An die erste Stelle trin Fräulein
Engel, eine persönliche und künstlerische Verkörperung
der Christine, die hohe Anforderungen erfüllt. Dem Fritz
gibl Herr Lußmann seine sicher und trättig an¬
sprechende Stimme und den gebührenden tragischen
Zug. Im Gegenpaar ist Herr Brand als Theodoi der
vom Komponisten weitaus besser begabie Teil. Er sing!
ausgezeichnet. Einige Töne der oberen Mitiellage sind
ausnehmend wohllautend. Auch Fräulein Roeder
wird der ihrem Weien weniger zusagenden Partie der
Mizzi auf gefällige Weise gerecht. Fräulein Macha in
der Nebenpartie der tratschenden Katharina ist mit Erfolg
bemüht mit dem ihre Zungendiescherei ironisch ver¬
spoltenden Orchester im Gleichschritt zu bleiben.
Cyristinens Vater und der betrogene Ehegatte werden
von Herrn Bandlerund Herrn Klein dankens¬
wert gegeben. Viel Verdienst um die eifriges Studium
voraussetzende Aufführung hat sich Herr Kavellmeister

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