5. Liebelei
. box 12/4
(Ouellenangebe ohne Gevähr Wien
sschnitt aus:
150K11915
Theater und Kunst.
Liebelei.
Oper in drei Akten, nach Artur SSchau¬
spiel. Musik von Franz Neumann. Erste Aufführung
an der Volksoper.
Den Inhalt des vielgegebenen Schauspiels kennt
man. Der Komponist hat, etwa wie Richard Strauß es
mit der „Salome“ des Wilde gemacht einfach den Text
wie er geht und steht herangezogen. Die Prosa ist Prosa
geblieben, die leichtesten gewöhnlichsten Milieuredens¬
arten sind beibehalten worden, selbstverständlich hat die
Handlung keinerlei Veränderung erfahren und nur
mancherlei Kürzungen hat sich Herr Neumann erlaubt.
Nun verteilt sich das Geschehen folgendermaßen auf die
drei Akte. Erster Akt: In der Junggesellenwohnung des
Fritz lernen wir die beiden ungleichen Liebespaare kennen.
Das leichtfertige Theodor=Mizzi und das sentimentale
Fritz=Christine. Siehe alle die französischen und
italienischen Bohemeopern der neueren Zeit. In den
Schluß des lustigen Aktes, in dem neben dem Weib
auch Wein und Gesang nicht fehlen, fällt der Herr
hinein, der Ih zum Duell fordert Fritz hat sein Frau
oft bei sich gesehen. Der zweite uf i 4.#1
eine lange Liebesszene zwischen Fritz und Christine, in
dem bescheidenen Wohnzimmer Cyristinens. Im dritten
Akte erfährt das liebende Mädchen, daß Fritz mittler¬
weile im Duell erschossen worden ist stürzt aus dem
Hause und ihr unglücklicher Vater spricht die ahnungs¬
vollen Worte: Sie kommt nicht wieder.
Es wird vielleicht einmal wieder die Zeit kommen,
wo das Instinktleben eines süßen Mädels nicht aus¬
reichen wird für ein Opernheldentum nach der heutigen
Geschmacksrichtung aber mögen die in der Handlung
heitig hervorstechenden Stimmungskontraste und Ueber¬
raschungen dem Komponisten und dem Publikum starke
Anziehung bieten. Kennzeichnend für das eigenantige
Talent die flinke Erfindungsgabe und das beträchtliche
orchestrale Können des Komponisten Herrn Neumann ist
es, daß gerade im ersten Aufzuge, mit seinem absichts¬
losen Geplauder und seiner unbekümmerten, jung¬
gesellenhaften Tischlaune die Musik ihre besten Seiten
zeigt. Ein ganzer Orchesterregen von klugen, kleinen,
wohlklingenden und charatteristischen Tonfigürchen geht
nieder über Worte von ausgesuchter Banalität, die im
Schauspiel die Wahrhaftigkeit für sich haben, in der
Oper aber doch über die Grenze des Möglichen gehen.
Im Kleinsten ist Herrn Neumanns Musik am besten.
Es ist wie die Spritztechnik in der gewerblichen
Malerei. Die umgebenden Pünktchen sollen die Gestalt
hervortreten lassen.
Die trotz ihrer Schwächen interessante und wirksame
Oper, die Schöpfung einer wertvollen Begabung,
findet im Volksoperntheater eine gute, temperament¬
volle Wiedergabe. An die erste Stelle tritt Fräulein
Engel, eine persönliche und künstlerische Verkörperung
der Christine, die hohe Anforderungen erfüllt. Dem Fritz
gibt Herr Lußmann seine sicher und kräftig an¬
sprechende Stimme und den gebührenden tragischen
Zug. Im Gegenpaar ist Herr Brand als Theodor der
vom Komponisten weitaus besser begabte Teil. Er singt
ausgezeichnet. Einige Töne der oberen Mittellage sind
ausnehmend wohllautend. Auch Fräulein Roeder¬
wird der ihrem Wesen weniger zusagenden Partie der
Mizzi auf gefällige Weise gerecht. Fräulein Macha in¬
der Nebenpartie der tratschenden Katharina ist mit Erfolg
bemüht, mit dem ihre Zungendrescherei ironisch ver¬
spottenden Orchester im Gleichschritt zu bleiben.
Christinens Vater und der betrogene Ehegatte werden
von Herrn Bandler und Herrn Klein dankens¬
wert gegeben. Viel Verdienst um die eifriges Studium¬
voraussetzende Aufführung hat sich Herr Kapellmeister“
Tittel erworben, der die Vorstellung auch mit Leb¬
haftigkeit führte.
Die Mühe war von schönem Erfolg gelohnt. Nach¬
dem ersten. dem wirktamsten Akte wurden die Mit¬
wirkenden und der Komponist allgemein und anhaltend
akklamiert. Einen ihm überreichten Lorbeerkranz schwang
der Komponist mit sympathischer Handbewegung in das
Orchester. Auch nach den folgenden Aufzügen blieb der
Beffall auf sehr ansehnlicher Höhe.
. box 12/4
(Ouellenangebe ohne Gevähr Wien
sschnitt aus:
150K11915
Theater und Kunst.
Liebelei.
Oper in drei Akten, nach Artur SSchau¬
spiel. Musik von Franz Neumann. Erste Aufführung
an der Volksoper.
Den Inhalt des vielgegebenen Schauspiels kennt
man. Der Komponist hat, etwa wie Richard Strauß es
mit der „Salome“ des Wilde gemacht einfach den Text
wie er geht und steht herangezogen. Die Prosa ist Prosa
geblieben, die leichtesten gewöhnlichsten Milieuredens¬
arten sind beibehalten worden, selbstverständlich hat die
Handlung keinerlei Veränderung erfahren und nur
mancherlei Kürzungen hat sich Herr Neumann erlaubt.
Nun verteilt sich das Geschehen folgendermaßen auf die
drei Akte. Erster Akt: In der Junggesellenwohnung des
Fritz lernen wir die beiden ungleichen Liebespaare kennen.
Das leichtfertige Theodor=Mizzi und das sentimentale
Fritz=Christine. Siehe alle die französischen und
italienischen Bohemeopern der neueren Zeit. In den
Schluß des lustigen Aktes, in dem neben dem Weib
auch Wein und Gesang nicht fehlen, fällt der Herr
hinein, der Ih zum Duell fordert Fritz hat sein Frau
oft bei sich gesehen. Der zweite uf i 4.#1
eine lange Liebesszene zwischen Fritz und Christine, in
dem bescheidenen Wohnzimmer Cyristinens. Im dritten
Akte erfährt das liebende Mädchen, daß Fritz mittler¬
weile im Duell erschossen worden ist stürzt aus dem
Hause und ihr unglücklicher Vater spricht die ahnungs¬
vollen Worte: Sie kommt nicht wieder.
Es wird vielleicht einmal wieder die Zeit kommen,
wo das Instinktleben eines süßen Mädels nicht aus¬
reichen wird für ein Opernheldentum nach der heutigen
Geschmacksrichtung aber mögen die in der Handlung
heitig hervorstechenden Stimmungskontraste und Ueber¬
raschungen dem Komponisten und dem Publikum starke
Anziehung bieten. Kennzeichnend für das eigenantige
Talent die flinke Erfindungsgabe und das beträchtliche
orchestrale Können des Komponisten Herrn Neumann ist
es, daß gerade im ersten Aufzuge, mit seinem absichts¬
losen Geplauder und seiner unbekümmerten, jung¬
gesellenhaften Tischlaune die Musik ihre besten Seiten
zeigt. Ein ganzer Orchesterregen von klugen, kleinen,
wohlklingenden und charatteristischen Tonfigürchen geht
nieder über Worte von ausgesuchter Banalität, die im
Schauspiel die Wahrhaftigkeit für sich haben, in der
Oper aber doch über die Grenze des Möglichen gehen.
Im Kleinsten ist Herrn Neumanns Musik am besten.
Es ist wie die Spritztechnik in der gewerblichen
Malerei. Die umgebenden Pünktchen sollen die Gestalt
hervortreten lassen.
Die trotz ihrer Schwächen interessante und wirksame
Oper, die Schöpfung einer wertvollen Begabung,
findet im Volksoperntheater eine gute, temperament¬
volle Wiedergabe. An die erste Stelle tritt Fräulein
Engel, eine persönliche und künstlerische Verkörperung
der Christine, die hohe Anforderungen erfüllt. Dem Fritz
gibt Herr Lußmann seine sicher und kräftig an¬
sprechende Stimme und den gebührenden tragischen
Zug. Im Gegenpaar ist Herr Brand als Theodor der
vom Komponisten weitaus besser begabte Teil. Er singt
ausgezeichnet. Einige Töne der oberen Mittellage sind
ausnehmend wohllautend. Auch Fräulein Roeder¬
wird der ihrem Wesen weniger zusagenden Partie der
Mizzi auf gefällige Weise gerecht. Fräulein Macha in¬
der Nebenpartie der tratschenden Katharina ist mit Erfolg
bemüht, mit dem ihre Zungendrescherei ironisch ver¬
spottenden Orchester im Gleichschritt zu bleiben.
Christinens Vater und der betrogene Ehegatte werden
von Herrn Bandler und Herrn Klein dankens¬
wert gegeben. Viel Verdienst um die eifriges Studium¬
voraussetzende Aufführung hat sich Herr Kapellmeister“
Tittel erworben, der die Vorstellung auch mit Leb¬
haftigkeit führte.
Die Mühe war von schönem Erfolg gelohnt. Nach¬
dem ersten. dem wirktamsten Akte wurden die Mit¬
wirkenden und der Komponist allgemein und anhaltend
akklamiert. Einen ihm überreichten Lorbeerkranz schwang
der Komponist mit sympathischer Handbewegung in das
Orchester. Auch nach den folgenden Aufzügen blieb der
Beffall auf sehr ansehnlicher Höhe.