II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1137

Liebelei
5. EssEIE1 box 12/4
S
#thält:
#waren, mit einemmal Musik als neuer Kunstausdruck fassen, daß sie, die dem Genievtenattes gegeben, für ihn
hinzu. Hätte ihn der Dramatiker nötig gehabt, dann wäre nichts gewesen als ein Zeitvertreib, daß er für eine andere
Jahrhundertfeier der
sein Werk eigentlich nur ein halbes gewesen. Hatte er ihn gestorben ist. Solche Worte der Leidenschaft seien auf der
aber nicht notig — um so unbegründeter und unorganischer deutschen Bühne schon lange nicht gehört worden, sagte,
die Oktobertage des
die aufgedrungene Vereinigung. Gibt es doch selost Speidel von dieser Schlußszene draußen in der Vorstadt,
Feldmarschallentnant
wo die Väter resigniert zusehen, wie ihre Töchter an der
Lyriker, die sich die Mitwirkung des Musikers höflichst
Inneren Stadt verderben. Und solche Worte hat Schnitzler
verbitten und, soweit sie ihr Gedicht für ein vollendetes
„Fürst Schwarzen¬
Kunstganze gehalten haben wollen, nicht mit Unrecht.
dem Musiker hingeben können! Fürchtete er nicht, sie an
Schnitzlers Schauspiel hat in seiner gesamten Szenenfolge,
einen kleinen wegzuwerfen, an einen großen zu ver¬
je.“ Von R. Ch., Seite
mit all seiner Prosa, nur mit einigen Dialogkürzungen,
lieren?
Musiküberguß erhalten. Man muß an die wohlbekannten
Die zweite Gefahr war allerdings die geringere. Daß
musikalischen Neigungen des Dichters denken, um sein
anderseits ein Komponist der ihm drohenden Gefahren
Entgegenkommen zu begreifen. Als sich ein begeisterter
Romans „Mutter und
nicht achtete und die Hand nach „Liebelei“ ausstreckte, ist
Komponist meldet#nag es ihn zu erfahren gelockt haben,
leichter zu erklären. Das Werk reicht mehrere Jahre
Humphry Ward.
wie sich Handlung und Worte seines Schauspiels mit
zurück; die realistische Milien=Oper romanischer Herkunft
Musik ausnehmen würden. Hat er doch schon einmal den
erfocht noch immer Siege. Da lag nun ein erfolgreiches
Schauspiel, ein klingender Dichtername und dazu
Schleier einer tragischen Heldin an eine Pantomimen¬
so stark ist sein Interesse für die
ein realistisches Gegenwartsmilieu, ungewöhnlich neu
Pierrette verschenkt —
eion.
Wirkung, auch
für deutsche Opernbegrisse, vor;
musikalische Bühne. Vielleicht könnte es für diese einen
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etwas
Sensation, schien von vornherein verbürgt.
Glücksfall bedeuten, wenn sich Schnitzler zu einem echten
delei.
Freilich die feine Kunst des Dichters hatte das Milien
und rechten Opernbuche entschlösse. Zu einem echten und
zu adeln, den Alltag poetisch zu verklären, das Anmutige
Schauspiel von Artbur Schui#t####rechten Bunde mit der Opernmuse, keiner blozen
i. Aufführung in der Völksover.)
uind das Tragische aus dem Stoffe zu heben vermocht.

Liebelei.
Schnitzlers Schauspiel wollen wir nicht neuerlich be¬
Damit der Musiker einigermaßen gleichen Schritt hielte,
auspiel lebte un hätte alle
hätte er, wenn es schon sein mußte, zumindest gleich
sprechen, so überzeugt wir es neuerlich loben. Eine Ueber¬
zie konnte er sein Werk nur der
Puccini selbst oder eigentlich ein österreichischer, ein
schau, ein Gutachten über Begutachtetes, ist auch im Kunst¬
ugnung solcher Art findet sich
hätte er viel¬
Wiener Puccini sein müssen. Und dann —
leben nach den Gesetzen des guten Geschmackes aus¬
eher bei französischen. Die
leicht erst recht eine Umpflügung des Prosadialogs ver¬
geschlossen. Der Leser hat ohnehin noch das Meiste im
icht gefragt wird; zumeist weil
langt, bevor er die Feder angesetzt hätte.
Gedächtnis, die Vorgänge wie die Gestalten. Erinnern wir
serhindert, gar nicht antworten
Herr Franz Neumann ist Oesterreicher, in Mähren
ihn bloß daran, daß der Dichter in „Liebelei“ die
Musikers erfolgte nach älterer
geboren. Er verleugnet sein gutes Musikantenblut nicht,
Lieblingsfiguren seiner Anfänge, den jungen Genießer
scher Dramatiker, die sich nicht
und man kann ihn einen überaus geschickten Theater¬
aus gutem Hause und das mitgenießende und genossene
si kam es regelmäßig zu einer
musiker mit szenischem Blick und Kenntnis der Mittel
füße Mädel, beide mit Denken und Empfinden in Wien
in ein Libretto, zu einer
Das ist nicht wenig, setzt spezielle Begabung
nennen.
bodenständig, sich dramatisch auseinandersetzen, ihr tragisches
ien Stoffes, wie die Juristen
voraus. Schon sein Buch wies ihn für lange Strecken
Gesicht zeigen läßt. Zwei Pärchen sind einander gegen¬
eine artverschiedene Sache vor,
auf die im musikalischen Theater der Romanen in
übergestellt: Mizzi und Theodor, das leichtlebigere und
Drama um, um es für den
Schwang gekommene Methode, Situationen und Worten
nüchterne, Christine und Fritz, das tiefere und sentimen¬
hen. Die Sonderexistenz des
nur gerade soviel Musik beizugeben, als unbedingt nötig und
tale. Die letzten beiden gehören zu jenen Schnitzlerschen
4 Siehe Figaro“, „Wilhelm
im Grunde überhaupt möglich. Illustrierende Musik
Charakteren, von denen hübsch gesagt worden ist, daß sie
sem drastischen Exempel wie
nennt man das. Eine Erfindung, unbezahlbar für
leichtsinnig handeln und schwermütig denken. In die
sprechen. Erst in neuerer Zeit
Komponisten, die nicht zuviel Erfindung haben. Puccini
Sphäre leichten Lebensgenusses fallen tragische Schatten.
hibeglaubigte Dramen, so wie
weiß alle Ritzen des Dialogs mit Melodie zu füllen; er
Fritz, der auch in jenen Gesellschaftskreisen wildert, in
iers hervorgegangen sind, als
hat eben deren. Hierin wie in der Eigenart, im pikanten
denen man die Ehe bricht, wenn man liebt, kommt im
be¬
sckung mit Musik zu
Reiz und in der Gefühlskraft seiner Einfälle, ist der
Duell um: die Tragödie des Lebejünglings, der sich vor¬
Heispiel: Heinrich. Zöllners
Komponist von „Behome“ allerdings schwerer nach¬
zeitig um das Leben liebelt. Die Tragödie des armen
sensationelles: „Salome“.
zuahmen, als in seiner Dialogtechnik. Manche Elemente
Mädchens folgt, das sich durch Liebelei um die Liebe be¬
en, eben denselsen Worten,
sich selbst zu wirken bestimmt trogen sieht. Christine gcht in den Tod. Sie kann es nicht dieses seines Stils sind in „Lirbelei" zu finden, vorallem der