II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1149

iebelei
5. „ box 12/4
Ausschnitt aus:
Ahipressantes Blatt, Wien
vom: Zä0KI.
Volksoper. „Liebelei“, drei¬
aftige Oper von Franz Neu¬
mann. Die Erstaufführung ge¬
staltete sich zu einem großen Er¬
sola. Es wurden alle herausge¬
rufen: Der Dichter, der Komponist,
der Dirigent, der Regisseur und
sämtliche Darsteller, es blieb schlie߬
lich niemand zum Herausrusen
übrig. Der Text der Oper ist das
nur unwesentlich gekürzte Schau¬
spiel „Liebelei“ von Schnitzler,
die rührselige Geschichte vom Fritz
und von der Ehristine, aus der
Prosa direkt in Musik gesetzt. Seit
Strauß mit Wildes „Salome“ den
Anfang gemacht hat, ist kein
Theaterstück mehr sicher, statt ge¬
sprochen gesungen zu werden. So
will es nun einmal der Ausdruck
modernen Kunstschaffens. Der
Komponist Franz Neumann war
früher Würstelfabrikant, fühlte aber
schon frühzeitig in sich den Drang,
als Tonkünstler zu wirken, studierte
am Wiener und Leipziger Konser¬
vatorium und ist zur Zeit Kapell¬
meister in Frankfurt am Main.
Mit der Vertonung der „Liebelei“
hat er eine außerordentliche Talent¬
probe abgelegt. Von wenigen Mo¬
menten, wo sich dem gleichgültigen
Text keine musikalischen Motiv¬
unterlegen ließen, abgesehen, hat er
dem ganzen Schauspiel eine volltö¬
nende musikalische Illustration ver¬
liehen. Glänzend ist ihm die musika¬
lische Charakterisierung der beiden
Hauptpersonen Fritz und Chri¬
stine gelungen. Trotzdem kann man nicht behaupten,
daß das feinsinnige Schauspiel, dessen Hauptreiz in dem
brillant pointierten Dialog gelegen ist, durch die Ver¬
ionung künstlerische Werte gewonnen hat. Das Ueber¬
flüssige ist stets ein Mangel. Die Inszenierung und
Besetzung des Werkes war hervorragend. Alle Mit¬
wirkenden in den Hauptrollen taten ihr Möglichstes,
und rissen das Publikum zu einem Beifall hin, der
nur als Affektmoment gewertet werden darf.
(Quelsenangabe ohne Dewähr.)
oner Börsen Courier, Berlr
hnitt aus:
N NANA PERYSAAbE
90. Unigern919
1:
Schnitzler und Eugen d'Albert. Unser
Wiener Korrespondent schreibt: Man erfährt jetzt,
daß auch Eugen d'Albert sich mit dem Plane ge¬
Schnitzlers Dichtung
tragen hat, Arthur
„Liebelei“ zu vertonen. Er kam jedoch zu spät.
Schnitzler hatte bereits dem Frankfurter Kapell¬
meister Neumann die Erlaubnis erteilt, die
„Liebelei“ als Textunterlage für eine Oper zu ge¬
stalten. Dem Vernehmen nach soll demnächst auch
Schleier der Beatrice, als Opern¬
„D
libretto Verwendung finden. Es dürfte interessieren
zu erfahren, daß der Komponist Neumann, bevor er
mit Frau Musika ehbare Beziehungen anknüpfte, in
Wien — Selchergehilfe war.