II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1153

Liebelei
box 12/4
5. Sen
usschnitt aus:
Ochbtschte Heutsche Worte, Wien
I:
Fränz Neumann, Liebelei. Oper
3 Akten nach dem gleichnamigen
Schauspiel von Schnitzler. Vollständiger
Klavierallszugmit Textvom Komponisten
Mk. 10.—. Verlag B. Schott's Söhne,
Mainz.
(uns leder Kriit über Schnitlers Schau¬
„piel enthaltend, fragen wir: welcher Grund
lag vor, es zu vertonen? Die Freunde des¬
selben sind gewohnt, es gesprochen zu hören;
warum wirbt Herr Neumann um Freunde für
eine musikalische „Liebelei“? Der Erfolg der
Erstaufführung an der Wiener Volksoper
war schwächer als die dort gewohnten Erfolge.
Wir kommen gelegentlsch darauf zurück.
(Quellenangabe onne Gen
Ausschnitt aus:
M6
Mode, Wien
L NUVEHDER 13/13
vom:
Musikalische Streifzüge.
Arthur Schuitz#=ab vor zwei Jahren einen jungen, bis
dahin so ziemlich unbekannten Musiker, Franz Neumann mit
Namen, die Erlaubuis, seine
Dichtung „Liebelei“ in Musik
zu setzen. Er hatte anfänglich
dagegen Bedenken, doch als der
Komponist, der unbeirrt an die
Arbeit gegangen war, ihm den
ersten Akt vorspielte, ließ er alle
Einwände fallen und willigte
ein. Nun, da man die „Oper“
auch in Wien gehört hat, lernt
man beides verstehen, sowohl
die Weigerung als auch die Zu¬
stimmung. Denn prinzipiell ist
die Verquickung der „Libelei“
mit Musik ein Unding. Diese
Wiener Komödie mit tragischer
Untermalung hat ihren stärksten
Reiz und ihre besondere Lebens¬
art in dem leichten Teile des
nur andeutend und doch alles
sagenden Dialoges. Wird Musik
hinzugetan, und wäre es die
beste, so gibt es nur zwei
Möglichkeiten. Entweder der
Komponist schafft das Werk voll¬
ständig um und gestaltet auf
Komponist Franz Neumann.
diese Art ein neues, das mit
der Dichtung vor allem den künstlerischen Inhalt übernimmt, ob
nun die Worte geändert werden oder nicht. Oder aber, der Komponist
bemüht sich, nur den Worten des Dichters zu folgen, dann geschieht
es auf Kosten der Musik ebenso, wie auf Kosten der Dichtung. Herr
Franz Neumann, ein junger Kapellmeister (jetzt in Frankfurt am
Main), der sich durch imponierende Energie von einem Selcherlehrling
in einen Musiker verwandelt hat, geht den zweiten Weg, auch hier
ein Mann der stärksten Energie. Er kennt seine Aufgabe und zwingt
sie nieder, allein er löst sie nicht, weil dies der Natur der Dichtung
sowohl wie der Musik widerstreitet. Man kann weder sagen, daß
die „Liebelei“ jetzt eine andere oder gar bessere geworden ist, daß die
Musik hier etwas hinzugefügt hätte, was nicht ohneweiters entbehrt
werden könnte. Darum versteht man leicht, das Arthur Schnitzler
zunächst seine Einwilligung nicht geben wollte. Nun aber steckt in der
Musik Neumanns ein solcher Wille und ein so hübsches Können, daß Schnitzler
wiederum mit dem Künstler fühlte und ihm die Gelegenheit nicht
wehrte, das, was er innerlich gehört, nun auch erklingen zu lassen.
Das beste an der Musik ist ihr unaufhaltsamer Fluß, der durch bloße
Geschicklichkeit allein niemals erzielt werden könnte. Herr Neumann
ist auch als Komponist ein Theatermensch. Junge Kapellmeister haben
es heute sehr leicht, eine sozusagen moderne Musik zu modernen
Stoffen zu schreiben. Ueber diese bloße Kapellmeisterei hebt Neumann
seine unfehlbare Sicherheit, die mehr ist als Routine, weil sie auf
stärkeren, künstlerischen Voraussetzungen ruht, sein Sinn für dramatische
Steigerungen wohl hinaus. Er hat mit ganz geringen Kürzungen
jedes Wort der Dichtung stehen lassen. Das ist sehr lobenswert, aber
es macht nicht viel aus, da die Worte in der Musik verschwinden,
nicht akustisch, aber inhaltlich. Die wenigen Gelegenheiten, welche der
Dichter zur Ausmalung der Situation läßt, sind von Herrn Neumann
gut genützt worden. Das Werk, das draußen in Deutschland hübsche
Erfolge erzielt hat, wurde auch in Zien in der Volksoper sehr
freundlich aufgenommen. Die Aufführung war von Herrn Markovsky
geschmackvoll inszeniert, von Herrn Tittel voll Sicherheit und Tem¬
verament musikalisch geleitet. Die beste Leistung bot Herr Brand als
heodor. Die anderen-Hauptrollen gerieten zu sehr ins Opernhafte.
In kleineren Rollenbewährten sich die Herren Bandler und Klein
vorzüglich.