II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1169

Liebele
5. L d
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Fritz. Verliebte sind wie Kinder. Die harmlosesten Scherze entzücken sie. Ihre
Verliebtheit selbst ist kindlich, spielerisch. Sie trennen sich, wenn sie einander
überdrüssig sind, ohne viel Tränen, um mit lachendem Herzen irgendwo anders
hängen zu bleiben. Das waren Mizzi und Theodor: Schmetterlinge, die, ihren
Lebensweg von Blume zu Blume taumelnd, sich zufällig getroffen hatten und
ein Stückchen des Wegs nun zusammen flogen. Anders dagegen Christine und
Fritz. Sie fühlten die Stärke ihrer Liebesleidenschaft und es war fast, als
fürchteten sie sich vor einander. Während jene, Theodor und Mizzi, unter den
hohen Bäumen, sich griffen und, wie Kinder spielend, die Stille des Waldes mit
ihrem Gelächter störten, saben Fritz und Christine still miteinander, Hand in
Hand, und küßten sich. — Wirkliche Liebe ist doch immer eine verflucht ernst¬
hafte, ja sogar tragische Angelegenheit!
Fritz Lobheimers Dasein ist alse zwei Frauenherzen gewidmet. Hier hält
er sich zurück, aus Liebe, aus Furcht vor der schönen Reinheit eines Mädchen¬
herzens. Dort geben seine Küsse einer Frau die Erinnerung an vergangene
Seiten, in denen sie glücklich gewesen ist! An jene Zeiten in denen
sie vielleicht ebenso hätte lieben können, wie Christine. Diese Erinnerungen
küßt Frau Schroll von Fritzens Lippen und sie merkt dabei nicht, daß ihr
Gemahl auf der Straße steht und scharf zu den Fenstern, hinter denen er
betrogen wird, hinaufsieht. Sie knüpft sich gerade den Schleier, Fritz steht am
Fenster und sinnt. Als sie zum Abschied ihre Arme noch einmal um seinen
Hals legt, erwacht er aus seinem Sinnen, und sein Blick fällt auf Schroll, der
gerade in dem dunklen Gang des gegenüberliegenden Hauses verschwindet.
Schrecken faßt ihn und die Frau. War er es auch wirklich? Noch kann Fritz
es nicht glauben. Er nimmt schneil Hut und Mantel, und während die zitternde
Frau oben wartet, eilt er auf die Straße. — Niemand ist zu sehen. Die
Haustür schließt sich wieder hinter ihm. Wenige Augenblicke später tritt Frau
Schroll tief verschleiert aus dem Hlaus, Fritz ist allein. — Wieder packt die
Unruhe ihn. Wenn sie nun doch entdeckt sind? — Er wird seine Schuld zu
tragen wissen, wie ein Ehrenmann es eben muß. — Es klingelt. Er schrickt