II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1184

5. Liebelei
box 12/5
Scelicnangabe —e
Miener Allgemeine Zeitung, Wien
Husechnitt aus:
28. 1. 1914
I„Liebelei“ im Film.] Es ist nicht einzusehen,
„weshalb Arthur Schnitzlers „Liebelei“, die so
ganz aus der wienerischen Amosphäre gewachsen ist, die
in allem Charakter und Eigenart dieser Stadt verrät,
Kopenhagen gesilmt worden ist. Von der „Nordisk Film
Compagni“, die zwar schon eine stattliche Anzahl Films
allerbester Qualität verfertigt hat und die auch diesmal
was die Ausführung der Bilder anlangt — aus¬
gezeichnete, scharfe Bilder gibt, die aber naturgemäß Ton,
Stimmung und Milieu des Origina's nicht ganz treffen
konnte. Es fehlt diesen vier Akten das chatrkieristische
Parfum, es feilt die eigentümliche Weichheit und die
Figuren — allerdinas trefsich gezeichnete Figuren — si#en
fremd, scharf konturiert in einer kalten Lu#t. Fritz werd
von dem fabelhaft esegenten, noblen Wildemar Psy¬
lander gespielt, der den lieben Jungen wohl zu sehr
als Bel mann aufsaht. Auch die anderen Rollen sind
trefflich besetzt. Es gibt hübsche Naturaufna men, wenn
auch die wienerische Landschaft empfindlich fe'lt. Die un¬
bekümmerte Fröhlichkeit wagt sich nur ganz schüchtern vor
uid wird von Anbeginn, wie man's von Psylanders
Zügen unschwer ablesen kann, von einem schweren,
schwarzen Schicksal überschattet. Im Ganzen ein wobl¬
geungenes, dem Orieinal so weit als möglich ähnliches,
auff Fürchaus kultivierte Art und mit geschmacpollen
Wileln erzeuetes Filmwerk.
Ausstellung im Zentral=Forthildungst###
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Ausschnitt aneues Wiener Tagblatt, Wien
20 10 1911
vom:
Kinematographische Nachrichten.
(Liebeiei.) Artur Schnitzlers Einzug ins
Kine bed#utet sicherlich eine Sensation für das Kino
im allgemeinen und ist ein Ereignis von gerabezu
literarischer Bedeutung für die Entwicklung der Kine¬
matographie in Oesterreich selbst. Kein andres Ex¬
periment hätte die Darstellungsmöglichkeiten durch
den Kinematographen hervorragender dokumentieren
können als die Verfilmung dieses Bühnenwerkes
eines Wiener Autors. Daß dieses Experiment ganz
ausgezeichnet gelungen ist und daß tatsächlich der
kinematographischen Darstellungskunst von heute
nichts mehr nicht erreichbar ist, beweist die gestern
stattgehabte Probevorführung vor einem kleinen
Kreise Angehöriger der Literatur und Kunst im
Wiener Elite=Kino. In diesem Blatte wurde bereits
der Versuch der Verfilmung von Artur Schnitzlers
Bühnenwerk eingehend erörtert; die gestrige Vor¬
führung hat nun all das bestätigt, was bisher über
diese neueste und hervorragendste Filmsensation er¬
zählt worden ist. Ergreifender und packender wirkt
kaum das Bühnenwerk selbst als der Film, und ohne
Uebertreibung darf gesagt werden, daß durch die
meisterhafte Darstellung und durch die geradezu
meisterhafte Inszenierung des Filmwerkes das
lebende Wort nicht eutbehrt wird. Auch für den¬
jenigen, der „Liebelei“ nicht im Burgtheater gesehen
hat, ist der Film durchaus verständlich, und in
scharfen Umrissen treten in dem Kinobilde uns die
von Artur Schnitzler gezeichneten Menschen entgegen.
Vom Anfang bis zum Ende diskret in der Dar¬
stellung, diskret in der Handlung, wirkt der Film
durch seine geradezu schlichte Aufmachung, die lebens¬
wahr die Geschehnisse der Dichtung an unserm Auge
vorüberziehen läßt und uns auf das tiefste ergreift.
Die Darstellung ist — wie schon gesagt — durch¬
weg“ eine ganz vorzügliche. Waldemar Psilander,
der Kinoliebling und bedeutendste Filmschauspieler
des Nordens, ist in der Rolle des Fritz geradezu
einzigartig. Christel Holch als Christine Weiring
weiß gleichfalls ihre Rolle auf das beste zu lösen
und zeigt uns auch im Film das liebe Mädel, das
Schnitzler in seinem Bühnenwerk so wunderbar zu
formen verstand. „Liebelei“ im Kino dürfte übrigens
nicht nur deshalb eine Sensation für das Kino be¬
deuten, weil es sich um das Bühnenwerk Artur
Schnitzlers handelt, das hier verfilmt worden ist,
sondern deshalb, weil hier ein Filmwerk geschaffen
wurde, das sicherlich zu den schönsten gehört, die
bisher auf der Projektionswand gesehen wurden.
Und dies will nach den Erfahrungen der letzten Zeit
viel sagen.