II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1193

5. Liebele
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Husschnitt aus: Schlesische Zeitung, Brasht
vom; 2aräian
Schnitzler im Film.
Vor ein pagrWeIrthur Schniplers „Liebelei“
Thaliatheater gespielt und das süß=traurige Werk hat dank
glänzenden Besetzung der beiden weiblichen Hauptrollen die
Zwhörer wieder genuckt und erschüttert. Jetzt kann man die
„Abelei“ auch im Kino, und zwar in den Tauentzien=Licht¬
splelen, sehen, und dabei Vergleiche anstellen zwischen der Wirkung
der Bühne und der Wirkung der Films. Dieser letztere steht als
solcher, vom technischen Standpuntte aus, durchaus auf der Höhe: die
Bilder sind tadellos, erstklassige Schuspieler, darunter der Kopen¬
hagener Künstler Waldemar Psilander, haben bei der Aufnahme¬
mitgewirkt, die Inszenierung läßt nichts zu wünschen übrig. Gleich¬
wohl: gegenüber der lebendigen Dichtung Schnitzlers mutet der
Film wie eine Gespensterkomödie an. Was verleiht gerade der
„Liebelei“ ihren unvergänglichen Reiz, durch den sie vielleicht alle
Schöpfungen ihres Autors überleben wird? Die wundervolle
Stimmung, die über dem Stück lagert, diese Wienerische
Atmosphäre mit der Mischung von Frivolität und „Gemüt", von
heiterer Ausgelassenheit und bitterstem Ernst. Alles das kann
einfach der Film nicht geben. Für ihn mußte die vom Dichter so
glücklich konzentrierte Handlung wieder in ihre einzelnen Bestand¬
teile aufgelöst werden, aus dem Schnitzlerschen Drama ist hier
ein Roman in Bildern geworden. Man sieht, wie Fritz Lobheimer
und Theodor Kaiser die beiden „süßen Mädel“, Christine und Mizi.
in einer Tanzstunde kennen lernen, begleitet den alten Violinisten
Weiring, Christines Vater, in sein Theater, wohnt dort der Vor¬
stellung in der Loge bei, wo Fritz der Frau seines Bekannten (die
im Stück nicht vorkommt) den Hof macht und dabei vom Gatten,
der ihn später erschießt, argwöhnisch belauert wird; die zwei Liebes¬
paare unternehmen eine Fahrt ins Freie usw. usw., kurz, es vergeht
ein ganzer Akt bis zu jener Szene, mit der Schnitzler beginnt, dem
Souper zu Vieren mit der Unterbrechung durch den betrogenen
Ehemann. In derselben Art wird die Handlung weitergeführt und
man ließe es sich noch gefallen, daß der Schauplatz offenbar nicht
Wien, sondern Kopenhagen ist, wenn nicht gerade das Feinste und
Tiefste des Werkes, der Dialog, hier sich doch als ganz unentbehrlich
herausstellte. Es mag Schauer= und Kriminaldramen à lu Pauk
Lindau geben, bei denen man auf das Wort verzichten kann und
die sich darum für den Film ebenso eignen, wie für die Bühne.
Einer Dichtung wie der „Liebelei“ raubt man mit dem Wort
geradezu die Seele — sie wird tot, nichtssagend, leer, im Höchst¬
fall eine schöne Attrappe. — Voran geht ein Posse „Don Juan
heiratet“ mit Joseph Giampietro in der Titelrolle und
mit etwas beklommenem Gefühl sieht man (im Rahmen einer
witzlosen Farce) diesen in Wirtlichkeit bereits der Erde wieder¬
gegebenen Körper wieder in seiner ganzen Volubilität sich bewegen,
sieht dies moquante Lächeln und die charakteristischen Gesten.
kurz nach dem Tode eines Künstlers, den man liebgeyonnenütet
seine Wiederauferstehung im Film fast ein wenig nh#lich an.
A. D.
Husschnitt aus:
22FE. e Morgent Secm
vom:
Tauenßien=Theater.
7Von den vielen Theaterstücken, die in der letzten Zeit verfilmr
worden sind. ist das erfolgreiche Drama „Liebelei“ des Wiener
Autors Schnitzler das neueste, dessen Vorführungsrecht sich das
hiesige TälenhreneTheater gesichert hat.
Das Personenverzeichnis dieses Filmwerkes weist gegenüben
demjenigen des Bühnenstückes einige kleine Veränderungen ai.
Di Gestalt der Frau Katharina Binder, die wir auf dem Theater
ledigsich in den Expositionsszenen zu sehen bekommen, brauchte bei
der Bearbeitung für das Kino nicht berücksichtigt zu werden; da
gegen bemerken wir auf der Leinwand eine andere handelnde Figur,
die im Theater hinter den Kulissen bleibt: Adele Schroll, die Frau¬
Herr“ figuriert. Alle die Ereignisse, deren im Theater im Dialog
Erwähnung getan wird, spielen sich natürlich im Film chronologisch
vor unseren Augen ab. Tief ergreisend ist der von dem Original
einigermaßen abweichende Schluß des Kinostücks, zu dessen vorzüg¬
licher Darstellung sich eine Anzahl hervorragender Künstler — unter
ihnen Pfylander=Kopenhagen — vereinigt haben. —
Der dem Drama vorausgehende Film „Don Juan hei¬
ratet“ ist, obwohl eine Posse, doch eine wehmütige Erinnerung.
Die Hauptrolle spielt hier kein anderer als der dahingeschiedene
Josef Giampietro, und so löst das Stück trotz seines Humors
ein schmerzliches Gedenken aus an den Mann, der zwar da auf der
weißen Fläche zu leben scheint, in Wirklichkeit aber nicht mehr auf;
stehen wird, um dem Publikum seine Kunst zu geben.
Die „Rundschau aus aller Welt“, eine prächtige Naturaufnahne
von den schwedischen „Trollhättanfällen“, sowie eine lustige Komödie
ergänzen das sehenswerte optische Programm.
Tagesbete aus Mähren und Schlesien
Husschnitt aus:
Bünn.
Z3FEB191 Abendblatt
vones Wäntigen zu sichern.
„Liebelei“ von Artur Schuitzler im Empire Bio Co.,
Großer Platz. Gegen alle Befürchtung ist Schnitzlers¬1
wundervolle „Liebelei“ durch die Verfilmung nicht verzer#t
und vergröbert worden, wenn man von dem letzten Bild,
dem hinzuerfundenen Herzschlag Christinens am offenen
Sarge Fritzens, absieht. Was in der Dichtung notgedrungen
berichtete Vorgeschichte bleiben mußte, tritt hier plastisch
und packend gestellt an den Anfang. Fritzens und „Chri¬
stinens Bekanntschaft in einer Tanzstunde, das erste Ren¬
dezvons im Freien, das Verhältnis mit der Fabrikantens¬
gattin und dessen Entdeckung durch den Mann. Dann folgen
die bekannten Szenen des ersten Aktes, die Forderung zum
Duell, der Besuch in Christinens Zimmer und das
Duell selbst. Christinens langes Harren auf die Rückkehr
des Geliebten, die Todesnachricht und der neu hinzugekom¬
mene Tod des Mädchens im Trauerhause bilden den auch
im Kino ans Herz greifenden Ausgang dieser stimmungs¬
gewaltigen Liebestragödie. Waldemar Pfylander spielt den
Fritz mit vollendeter mimischer Kunst und auch die anderen
Darsteller kommen dem Geist Schnitzlers möglichst nahe.
Leider ist der Film nicht in Wien ausgenommen und so
fehlt das uns allen vertraute liebe Milieu. Dem ernsten
Schauspiel geht ein Possenakt voraus: „Don Juan hei¬
ratet.“ Man lacht zwar, aber ein wehes, melancholisches
Gefühl beschleicht den Zuschauer: denn der köstliche Josef¬
Giampietro, der hier in den drolligen Situationen so be¬
zwingend komisch umherschwirrt, liegt schon viele Wochen
unter der Erde. — Der Besuch des Liebeleifilms wird
sicher auch alle die nicht reuen, die dem Kino ablehnend
gegenüberstehen.
Großzer Einhr####:#