II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1220

Liebelei
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utsche Tageszeitung, Berlin
Ausschnitt aus:
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VEIN:
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lers Schauspiel „Liebelei“ zugunsten des Deutschen Frauen¬
Vereins vom Roten Kreuz für die Kolonien aufgeführt. Als
Christine stand nach längerer Zeit wieder Agnes Sorma auf
der Bühne. Von ihr kann man in gewissem Sinne wie von Harry
Walden sagen, daß sie sich seit den Tagen ihres ersten Glanzes
nicht merkbar verändert hat. Wie immer in dieser Rolle, über
deren literarischen und künstlerischen Wert man sehr gut ver¬
schiedener Meinung sein kann, riß sie das Publikum auch gestern
zu dankbarem Beifall hin. Neben ihr zeichnete sich Fritzi
Massary als Miezie aus. Wir haben an dieser Stelle häusig
darauf hingewiesen, daß diese Künstlerin bei einiger strenger
Zucht ein großer Gewinn für die deutsche Bühne werden könnte.
und wir bedauern es heute mehr als je, daß sie einen großen
Teil ihrer Kraft an Freundsche Revuen und ähnliche Nichtig¬
keiten vergeudet hat. Von den anderen Meistern, die den Abend
zu einer schauspielerischen Großtat machten, seien besonders
Max Pallenberg, Karl Pfann und Kurt Stieler er¬
wähnt. Das zahlreich erschienene Publikum spendete ihnen allen.!
gleich seinem Lieblinge Sorma lebhaften Beifall. Nach der Be¬
setzung des Hauses darf man hoffen, daß der wohltätige Zwecks
in vollem Umfange erreicht worden ist.
t.
teuerenangabe Villie Gewaur.)
Berliner Börsen Coumer, Berhin
Lusschnitt aus
Morgenausgabe
12 Arnit 1913
vom:
Theater und Musik
„Liebelei“ zu wohltätigem Zweck.
Aufführung fürs, „rote „Kreuz“, am Nöllendorfplatz.
Wie für ein Witzblatt schien, der Theaterzeitel des
Schnitzlerschen Schauspiels zusämmengeftellt, dessen
Personalien zum größen Teil die Hauptkräfte einer
Operettenbühne in Anspruch nahm und dieses Kurio¬
sum mit Agnes Sorma, Curt Stieler, Rosa Valetti und
Leinem die Ueberraschung liebenden Literaturvirtuo¬
sen ergänzte. Dieser Besetzungsscherz erzeugte, ohne
gerade das Werk zu ruinieren, eine erträgliche Stim¬
mung, die aber gern in die Höhe ging, so oft sich hierzu
Gelegenheit bot. Dramurgisch konnte man hierbei
seine interessanten Beobachtungen machen. So habe
ich mir z. B. bei einer Soubrette von der Art der
Massary immer gedacht, daß ihr Bühnentempe¬
rament auch etwas Schauspielkunst einkreist, ausrei¬
chend, um die Mizzi Schlager vor Gott und Menschen
angenehm zu machen. Seit gestern traue ich mich
auch, es auszusprechen. Dagegen ein Operettentenor
bleibt ein schwieriger Fall fur die dramatische Kunst.
Im besten Fall spielt er den Theodor Kaiser wie Herr
Pfaun, teils verständig und in Worten wie „Nosch¬
kaz“ recht Wienerisch, teils unverständlich, teils so, als
ob er sich sehr freuen würde, von Tanzen und Singen
einmal ausruhen zu dürfen.
Für den Fritz Lobheimer war als Berufener Herr
[Stieler da, der von Brahm gesteigerte (durch
Brahm gedämpfte) Liebhaber des Lessingtheaters. Aber
er kam sich in seiner Umgebung so sicher vor daß er
sie nicht durch besonderes Aufgebot druckte. Die Epi¬
sode des betrogenen Gatten linierte Franz Blei so¬
scharf und präzis, daß man nur den Zorn auf Kosten
des Schmerzes hörte. Für einen Amateur war aber
diese Leistung sehr repräsentativ.
„ Das Fragen, Staunen und Bangen der Christine
fälbte Agnes Sorma und durch Schleier kamen
Illusionen. Häufig fühlte man, daß ihr Blut di
melancholischen Vogel einst singen machte. Insg
wunderte man sich und fragte, warum tut si
Ein solches Künstlergeblüt sollte auch zu wohl
Zwecke icht mit starkern Erinnerungen kä
Aber die friedigende Antwort gab der dritte A
sie mit fingter Kraft durchs Zimmer hetzte
den Tumult# nes verzweifelten Herzens mit tragische
Schrecken schü#e. Jetzt wußte man, warum sie nicht
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Nein gesagt hat.#“
Ein verbrieftes Komikerrecht ist, den alten Musi¬
kanten Weiring zu spielen, auch wenn der Darsteller
nicht Pallenberg heißt. Im zweiten Akte sah
man, was man von diesen Gestalter erwartete. Er
spielte ihn ergreifend knitterig und mit einem merk¬
würdig konzentrierten Unterbewußtsein, welches in
den Hausrat vertieft war, während die Worte schlichtes
Zwiegespräch hielten. Nicht so gut war er im Schlu߬
akt, wo seine tragisch scharfen Geberden durch unruhige
Wiederholung das Komische streiften. Er halbiere
seinen Ueberschuß und es wird etwas Ganzes.
Für eine improvisierte Wohltätigkeitsporstellung
waren das immerhin stärkere Wirkungen, als ein
Operettentheater dem Schauspiel zu geben verpflichtet
E. F.
ist.