II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1227

5. Liebelei
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besser als im Abschiedssorper, Frl. Hanausek,
die dem Theaterzettel nach statt des Frl. Jaranyi
spielte, holte sich ehrlichen Beifall, auch Fräulein
Wolff muß rühmend erwähnt werden.
Z.
Edmund Eysler: „Die Schützenliesel“.
Die Operette „Die Schützenliesel“ hat im alten
Hause mehr Aufführungen erlebt als jedes andere
Werk, scheint also beim Brüxer Theaterpublikum
in besonderer Gunst zu stehen. Wenn auch unsere
jetzige Theaterleitung sich zu der Einstudierung
und Aufführung dieser Operette entschlossen hat,
so hat sie wohl den Freunden der heiteren Muse
damit vor Schluß der Saison noch eine besondere
Freude bereiten wollen. Leider wußte nur ein
Teil des Publikum für dieses Entgegenkommen
Dank.
Das Textbuch, das von Leo Stein und Karl
Lindau herrührt, hat den Vorzug, daß ihm eine
Handlung zugrunde liegt, deren Stoff wohl für
ein Lustspiel ausreichen würde. Die Musik, die
Eysler dazu geschrieben hat, ist so, daß sie das
Herz aller erfreuen muß, die Freunde leichtbe¬
schwingter Weisen sind.
Der gestrigen Aufführung der „Schützenliesel“
kann man nur Gutes nachrühmen. Unserem
Operettenensemble merkte man es nicht an, daß es
seine Kräfte in der Nachmittagsvorstellung schon
angestrengt hatte. Frl. Gustava spielte und
sang die Liesel, daß es eine Freude war, Frl. El¬
bert (Wilhelmine) ergötzte mit ihrem hellen
wohlgeübten Sopran, Herr Wahle (Blasius)
sang frischer und svielte munterer denn je, Herr
Bertini (Konrad) war sehr gut im Gesang.
Sehr sympath'sch war Fräulein Wolf als Mut¬
ter Margareth, Herr Lerse gewann die Freunde
derber Komik für sich, und Herrn Zich glaubte
man den reichen Polen Daszewski. Daß Herrn
Kapellmeisters Hermann tüchtige Schar, die
schon viel schwierigere Aufgaben, als sie Eysler
stellt, glänzend gelöst hat, auch diesmal das Beste
bot, braucht wohl kaum erwähnt zu werden.
Das Publikum zeigte seine Zufriedenheit in
lebhaften Beifallspenden und erzwang sich einige
Wiederholungen. Die Aufführung wäre
eines
vollen Hauses wert gewesen.
K.
Spielpläue.
Brüxer Stadttheaker.
Montag, den 31. d.: Absch'edsvorstellung des ge¬
samten Personals. Wohltätigkeitsvorstellung.
Zum letzten Male: „Alt Wien“, Operetten¬
neuhen.
Dienstag, den 1. April: Erstes Gastspiel des
Jugend=Operetten=Ensembles „Wiener Kin¬
der": „Der Mikado“.
Mittwoch, den 2. April, nachmittags 3 Uhr: Zwei¬
tes Gastspiel: „Die Kinder des Kapitän
Grant“. Ausstaitungskomödie für Groß
und Klein. — Abends halb 8 Uhr: Drittes
Gastspiel: „Die sieben Schwaben: Operette
von Karl Millöcker.
Donnerstag, den 3. April: Letztes Gastspiel des
Jugend=Operetten=Ensembles
per
Ohn JIWU.,
ni
Pressburger Tagblatt
Ausschnitt aus:
2- 4 1913
vom:
Theater, Musik und Kunst.
Eröffnungsvorstellung. Mit Artur
Schnittlers=Schanspier„Liebelei“ und mit
der Medelsky vom Burgtheater als Gastin
eröffnete. Paul Blasel die kurzbemessene
deutsche Spielzeit an unserem Stadttheater.
Das Stück ist nicht mehr neu und war auch
bei uns keine Novität, doch erinnerten sich nur
wenige, daß es hier schon gespielt wurde. Es
behandelt das eigentümliche Liebesleben jener
Wiener „süßen Mädel“ die hart am Rande
des Lasters wandeln und sich dabei trondem
den guten Kern der kleinbürgerlichen Moral
zu bewahren wissen. Mit einem Fuß in der
Kunstwelt, mit dem anderen in der Demi¬
monde, haben sie das Herz dennoch auf dem
rechten Fleck und behalten die fünf Sinne so¬
lang beisammen, bis ihnen halt die Liebe den¬
Kopf verdreht. Dann muß die Geschichte just
nicht mit einer Heirat enden; sie kann auch
echt tragisch ausgehen. Und dann wird eben
so ein Wiener bürgerliches Schauspiel daraus,
zwie sie Schnitzler recht bühnenwirksam zu ma¬
chen versteht. Die Medelsky gehört zur
jüngeren Garde der „Burg“. Das sagt viel
und doch nicht alles. Man glaubt ihr die große,
die einzige Liebe, weniger aber glaubt man
ihr mehr das süße Mädel. Der tragische
Grundton ist bei ihr stets vorherrschend und
der Selbstmordabgang des dritten Aktes wirft
schon auf die erste Szene seinen düsteren
Schatten. Alles in allem ist sie in Wort, Mi¬
mik und Geste eine Künstlerin von hervor¬
ragender Schule und imposanten Mitteln.
Das wußten denn auch die Preßburger an ihr
zu schätzen; sie spendeten ihr rauschenden Ap¬
plaus und riefen sie nach jedem Akt vor die
Rampe. Auch eine Blumenspende bekam sie.
Das Blaselsche Ensemble führte sich, soweit es in
dem kurzen Personenverzeichnis des gestrigen
Stückes zur Geltung kommt, recht brav ein. Der
Unterschied zwischen dem Burgtheater und'de
Aussterbeetat der Preßburger deutschen Muse
trat nicht so himmelhoch zutage, wie es zu be¬
fürchten stand. Weyrichs umsichtige Regie
wußte das nze Spiel auf den richtigen Ton zu
stimmen. C., den wir schon als tüchtige Kraft
kannten, spielte seinen tragischen Vater mit
einem wohltuenden Stich ins Wienerisch¬
Gemütliche. Die zwei jungen Leute Theodor
und Fritz fanden in Felix Norfolk und
August Herbst ganz tüchtige Vertreter. Letzt¬
genannter scheint ein Bonvivant von sehr
schätzenswerten Qualitäten zu sein. Herrn
Norfolk betreffend wollen wir abwarten, ob
er mehr als Schablone zu bieten imstande ist.
Als, Mizzi Schlager“ — das „süßere“ der bei¬
den Mädel — führte sich Lilly v. Astern sehr
hübsch ein. Sie spielt natürlich und weiß nelt
zu plaudern. Frau Poldi Czernitz stellte eine¬
Bezirksbisgurn von diskret=komischer Wir¬
kung auf di Beine. Das Haus war unten
ausverkauft, in den Logen zur Hälfte leer.
Warum führt die Direktion nicht die Logen¬
sitze ein? Gestern wäre davon ein Hundert
sicher anzubringen gewesen, denn sovfele
Schaulustige bekamen im Parterre mehr keine
Sitze.
E. K.