II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1230

Liebelei
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vom: 7. 72.

B
709.
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Staditheater. Der Versuch der Theater¬
kommission) in unserer kleinen Stadt nach dem
Beispiele giößerer Städte eine Art Sommertheater
einzuführen, fand bei der Bevölkerung eine wider
Erwarten günstige Aufnahme. Die Aufführung,
mit der sich Mitglieder des Zürcher Stadttheaters
unter der Leitung von Hrn. Oberregisseur Daneg¬
ger gestern Abend in unserm Stadttheater einführ¬
ten, erntete einen Besuch, welcher der Beteiligung
an den Aufführungen des verflossenen Winters
nicht zurückstand. Das Interesse galt vermutlich in
erster Linie den engagierten Schauspielern, denen
ein guter Ruf vorausging. Die beiden für die Auf¬
führung gewählten Stücke, Schnitzler's „Liebelei“
und Fulde's Lustspiel „Unter Vier-Augen“ waren
dem theaterfreundlichen Publikum von Olten wohl
z wenig bekannt, als daß ihre Auskündung eine
große Anziehungskraft auszuüben vermocht hätte.
Wenn das genannte Schnitzler'sche Schauspiel nicht
zu den bekanntern „Marken“ kleinerer Bühnen ge¬
hört, so kommt das offenbar nicht von ungefähr;
das großstädtisch „verdorbene" Milieu, in das es ver¬
setzt, ist weder auf den Geschmack noch das Ver¬
ständnis schlichter braver Provinzler zugeschnitten.
Dazu gesellt sich der Umstand, daß auch sein lite¬
rarische: Wert nicht sehr hoch einzuschätzen ist. Viel
Gehalt kann man darin mit dem besten Willen
nicht entdecken; die Handlung ist dürftig, die Kon¬
versation namentlich im ersten Akt — banal und
geistles, so daß man sich bisweilen versucht fühlt,
zu fragen, ob die Herrschaften auf der Bühne
eigentlich improvisièren oder einen Dramatiker in¬
terpretieren. Könnte man somit an dem gewählten
Stück eine Reihe berechtigter Aussetzungen
machen, so verdient auf der andern Seite die Auf¬
führung selber alles Lob. Was mit dem Werke
des Dichters auf der Bühne erzielt werden kann,
das haben sämtliche Spielenden restlos fertig ge¬
bracht. Hervorgehoben zu werden verdient vor
allen der Leiter der Aufführung, Hr. Danegger, der
die Rolle von Vater Weiring auf ergreifende Weise
zur Darstellung brachte. Die nicht leichte Rolle der
unglücklichen Tochter Weirings führte Frl. Anny
Ernst mit feinem Verständnis durch; in den senti¬
mentalen Momenten schien sie sich freilich besser
zurechtzufinden als in den heitern. Hr. Louis Rainer
legte als Fritz Lobheimer durch seine souveräne
Beherrschung der verschiedenartigsten Situationen
große Vielseitigkeit an den Tag. Frl. Rosa Klaus
brillierte als frisches lebensfrohes unternehmungs¬
lustiges Wiener „Gspusi“ und Hr. Paul Marx war
ihr als Theodor Kaiser ein ebenbürtiger Partner.
Auch die beiden untergeordneten Rollen lagen in
zuten Händen.
Auf einer künstlerisch entschieden höhern Stufe
ils das Schnitzler'sche Schauspiel steht das Salon¬
lustspiel, das nach jenem zur Aufführung gelangte.
Fulda's Einakter „Unter vier Augen“ enthält Geist
und Witz, ist geschickt arrangiert und darf, wenn
er gut dargestellt wird, eines durchschlagenden Er¬
folges immer sicher sein. Das hat sich gestern abend
gezeigt; wenn das Publikum so zufrieden und ver¬
gnügt das Theater verlassen hat, so ist das in er¬
ster Linie auf die vorzüglich gelungene Aufführung
des Fulda'schen Schwankes zurückzuführen.
Keuchenangabe onne Gewähr.)
Ausschnitt aus: Salzburger Clronik.
Salzburg
vom:
— D
Theater und Konzerte.

Mit Schnitzlers „Liebelei“ eröffnete Direktorsste
Blase#k5. Juli die Sbinmerspielzeit un= W
seres Stadttheaters. Die langatmige Redereister
der Schnitzler'schen Bühnenfiguren mit ihrer Fe
falschen Rührseligkeit, die für Wienertum aus=me
gegeben wird, stellt stets an die Schauspieler auf
große Anspiüche. Es handelt sich auch in dieser M
„Liebelei“ scht darum, Menschen einer dich=tät
terischen Pheutasie darzustellen, sondern Thea¬
tergruppen zu glaubwürdigen Menschen um= 16.
zuformen. Gelang das dem neuen Personal?sfü
Man hätte vielleicht gut getan, mit einem ande¬ S
ren Bühnenwerk welches dankbare Rollen für S
Darstellung echted Menschen bietet, zu begin= M
nen, wenigstens wäre es dem Kritiker leichtersn
geworden, sich ein Urteil über die neuen Büh¬ze
nenkräfte zu bilden. Die „Liebelei“=Auffüh= is
rung verpflichtet zur Zurückhaltung im Urteil. S
Anna Kelsen konnte der „Christine“ noch di
kein rechtes Innenleben geben, mehr Schau= di
spielerei als Darstellung; hoffentlich zeigt sie ins di
würdigeren Aufgaben, daß sie über die Schab¬1?
lone in Sprache und Spiel hinaus kann. Ihrein
Christine berechtigt zu dieser Hoffnung.]1
[Lilly v. Astens „Mizzi Schlager“ zeigtesa
schöne Anlagen. Der „Fritz“ August Herbst's
ließ einen klugen und gewandten Schauspielers1
erkennen; seine Veranlagung scheint noch zwi¬
schen jugendlichem Liebhaber und Bonvivant
zu schwanken. Aus dem „Theodor“ Felix
Norfolks darf man auf die Verwendbarkeit
dieses Schauspielers erfreuliche Schlüsse ziehen.
Mit diesen Worten sind „erste Eindrücke“ wie¬
dergeben, die vorläufig der Sommer=Spiel¬
zeit ein verhältnismäßig gutes Gelingen vor¬
aussagen lassen. Alle die „Neuen“ überragt
unser braver Josef Weyrich mit dem alten
Vater Weiring. Wie viel Gemütswärme und
echtes Leben sprach aus dieser Figur Weyrichs!
(Nicht etwa Schnitzlers.) Die „Frau Binder“
[Marie Lerachs soll nicht ohne Lob bleiben.
Die Aufführung der „Liebelei“ fand Bei¬
fall — möge dieser den Schauspielern mit noch
mehr Recht bei Aufführung besserer Bühnen¬
werke auch zuteil werden.
dt.
Repertoire. Heute Mittwoch wird die Lust¬
spiel=Novität „Ein Paar nach der Mode“
von Paul Auerheimer zur ersten Darstellung
gebracht.
Morgen Donnerstag findet das
bereits angekündigte Gastspiel des bekannten
Wiener Künstlerpaares Frau Jenny Rein¬
gruber und Heren Eugen Jensen, statt. Zur
Aufführung gelangt der überaus lustige
Schwank „Die Welt ohne Männer“ von
Engel und Forst und spielt Frau Reingruber
die Rolle der „Gusti Brandl“ während Herr
Eugen Jensen die Rolle des Dr. Max Wal¬
dek inne hat. In den übrigen Rollen sind die
Damen Lerach, von Asten, Kelsen und die Hex
ren Herbst und Norfolk beschäftigt. Die Rogi¬
hat Herr August Herbst über.
Freitagsber
18. Juli beschließt Frau Jenny Reingrube
und Herr Jensen ihr Gastspiel und elang
Ludwig Anzengrubers Volksstück, „De
Meineidbauer“ zur Aufführung.
„r. —