5. Liebelei
— box 12/6
Ausschnitt aus:
Sste zs re Wimg baichten
vom:
Dem rühmenswerten Spieleife: des
Deutschen Volkstheater=Ensembles ver¬
dankte man gestern als Neustudierung einen
Schnützberx Abend. Zuerst die „Lievelei“,
in der jetzt Frau Wagnec die Christine
mit jener zührenden Innigtei und
spielt,
mit ihrem ergreifenden. natürlichen Pathos,
das den wertvollsten Teil ihrer sympathischen
künstlerischen Persönlichkeit bildet. Als Mizzi assistiert
Fräulein Waldow mit gewohntem Temperament
und Charme. Herr Edthoser traf als Fritz den
ahnungsvollen, Herr Huber als Theoder den
ahnungslosen, Herr Kutschera als W##ng, wie
stets, den rührenden Ton seiner Kolle. Frau Thaller und
Herr Klitsch ergänzten den starken Eindruck, den
die „Liebelei“, die in ihrem vollendeten Eimisch von
wienerischer Heiterkeit und Sentime talität — mit
dem tragischen Ausklang im Prospekt — sozusagen
als die dramatische keimzelle des Schnitzlerischen
Schaffens bezeichnet verden kann, auch gestern aus¬
löste. — Die darau; folgende Komödie „Kom¬
tesse Mizzi“ rückt die erwähnte Mischung
um eine soziale Stufe höher ins fröhliche
Ende gut, alles gut“. Den alten Grafen giht Herrn
Lackner mil köstlicher Jovialität und überzeugender
Herrn
*#
emütlichkeit, während Fürst Egon b
Kramer verbneb, dessen Spieleifer zuliebe wohl
die Satire wirder hervorgeholt wurde. Seine
prächtige Leistung lohnt allerdings die Mühe,
und seiner bezaubernden Liebenswürdigkeit
konnte man auch gestern nicht widerstehen. Die Damen
Wuldow und Glöckner, die Herren Edi¬
hofer (sehr drollig in seiner bärenhaften Jugend¬
lichkeit), Klitsch und Hubertrugen mit den Ge¬
nannten zu dem starken Erfolge des Abends bei.
(Juellenangabe oune Gewum!
#ier-Zeitung, Wien
Ausschnitt ausrit
aSel. 1915
vom:
Deutsches Volkstheater. Arthur Schmte#s
„Liebelei" und „Komtesse Mizzi“ wurden gestern, neu einstudiert,
wieder in den Spielplan ausgenommen. Die Vorstellung unter¬
schied sich nicht sehr wesentlich von früheren Aufführungen der
beiden Stücke. Bloß einige Neubesetzungen waren zu ver¬
zeichnen: in „Liebelei“ gab Frau Erika v. Wagner die
früher von Fräulein Hannemann gespielte Rolle der Christine
und in „Komtesse Mizzi“ Fräulein Waldow eine
Rolle, die vor ihr Fräulein Galafrés dargestellt hat.
Neu war in dem Einakter auch noch Herr Lackner in der
Rolle des ungarischen Grafen. Sein Vorgänger war hier Herr
Thaller. Im ganzen kann man sagen, daß sich die Darstellung
auf der alten Höhe erhalten hat. Die Stimmung war denn
auch den ganzen Abend über ausgezeichnet und der Beifall für
alle Mitwirkenden außerordentlich lebhaft.
Praneisto, Stöekiiolin, El.
(Geetangsbe jenne Heri“tung
Wien.
Ausschnitt aus:
137
vom:
1
Kunst.
Theater und
Deutsches Volkstheater. Dem gestrigen
Schnitzlerabend („Liebelei“ — „Komtesse Mizzi“)
leüchteie in seinem ersten Teil ein freuidlicher
Stern. Viktor Kutscheras alter Musikus ist
ein wahres Kabinettstück von Menschlichkeit erfüllter
Darstellungskunst. Aus allen Quellen der Liebe und
Güte entströmen seine Worte, tief aus dem Gemüte
Frau Wagners
quillt sein Schmerz.
Christine hält gleichen Schritt; das kleine
zwar
nimmt
Mädl“
„süße
Wiener
bei ihr etwas aristokratische Linien an, aber die
weiche Anmut der Wienerin und deren warmblütige
Leidenschaftlichkeit kommen eindringlich zum Aus¬
druck. Köstlicher Humor ist in Frau Thallers
alter Binderin und Fräulein Waldows spitze
und g'schnappige Schlagermizzi ist bis in die stets
nervösen Fingerspitzen echt. Die Herren Edthofer
und Klitsch geben ihre nichtigen Nebenrollen in
guter Haltung. Das ausverkaufte Haus sparte nicht
mit Beifall. Den Abend schloß „Komtesse
Mizzi“ seinerzeit mit der Galafres, Thaller,
Kramer und Edthofer, eine der abgerundetesten und
harrsonischesten Darbietungen dieser Bühne. Von
diesem Quartett sind nur Kramers fein¬
stilisierter Fürst und Edthofers urkomischer
Gymnasiast übriggeblieben. Herr Lackner ist als
Graf Parmandy zu derb=rustikal und Fräulein!
Waldow gibt statt der zart instrumentierten Gräfi
L. F.
Mizzi, eine Komtesse Schlagermizzi.
(Gachenangabe Onne Gewanr.)
ner Montags Journal, Wien
Ausschnitt auf
vom:
-6 SEP 1975
1
Theater, Kunst und Literatur.
(Denisches Volkstheater.) Schnitzler bei vollem Haus
in „Liebelei“. Die Kriegsumwertung macht sich auch in der
Kunst geltend. Einige Umbesetzungen bringt die Zeit mit sich,
den älteren Theaterbesuchern sind sie vielleicht etwas beein¬
trächtigend in der Wirkung. Herrn Edihofers Fritz ist
etwas gar zu monoton, seine tiefinnerliche Einfachheit wirkt
auch hier. Fr. v. Wagner ist eine gemütvolle Christine, aber
ohne wienerischen Einschlag, Herr Klitsch als Fremder etwas
zu steif, zu wenig eindringlich. Herr Huber ist als Theodor
gut, nur stört seine Art, die Sätze wie die Getreidesäcke aus¬
zuschütten. Herr Kutschera gibt den alten Musikus voll
Güte und Seelenanel, Fr.k Thaller die Binder wirksam¬
humoristisch. Frl. Waldow ist köstlich. Das spitze Zünglein
der Künstlerin steht mit ihrem beweglichen Geschäftsausdruck
in innigem Kontakt. Das ergibt Gesten, die an sich sprechen.
Die junge Dame wird viel zu wenig ausgenüßt, da ist ein
kkomisches Talent von seltener Wirkung. In der „Komtesse
Mizzi“ wirkt dieselbe Künstlerin durch diese Mimik förmlich
aufklärend. Die charakteristische Art, sich zu bewegen und mit
den Augen ganze Kommentare zu geben, ist ein Requisit, über
das nur wenige Schauspielerinnen verfügen. Herr Lackner
gibt jetzt den Pazmany im Dialekt, mit totsicherer Wirkung,
Herr Kramer den Fürsten sehr elegant, Fr. Glöckner die
„Lolo wirksam wie früher, und Herr Edthofer den Philipp
mit dem Charm seiner jungenhaften Natürlichkeit. Die (beiden
Stücke gesielen wie gute Premieren; sie werden voraussichtlich
sim Repertoir bleiben.
— box 12/6
Ausschnitt aus:
Sste zs re Wimg baichten
vom:
Dem rühmenswerten Spieleife: des
Deutschen Volkstheater=Ensembles ver¬
dankte man gestern als Neustudierung einen
Schnützberx Abend. Zuerst die „Lievelei“,
in der jetzt Frau Wagnec die Christine
mit jener zührenden Innigtei und
spielt,
mit ihrem ergreifenden. natürlichen Pathos,
das den wertvollsten Teil ihrer sympathischen
künstlerischen Persönlichkeit bildet. Als Mizzi assistiert
Fräulein Waldow mit gewohntem Temperament
und Charme. Herr Edthoser traf als Fritz den
ahnungsvollen, Herr Huber als Theoder den
ahnungslosen, Herr Kutschera als W##ng, wie
stets, den rührenden Ton seiner Kolle. Frau Thaller und
Herr Klitsch ergänzten den starken Eindruck, den
die „Liebelei“, die in ihrem vollendeten Eimisch von
wienerischer Heiterkeit und Sentime talität — mit
dem tragischen Ausklang im Prospekt — sozusagen
als die dramatische keimzelle des Schnitzlerischen
Schaffens bezeichnet verden kann, auch gestern aus¬
löste. — Die darau; folgende Komödie „Kom¬
tesse Mizzi“ rückt die erwähnte Mischung
um eine soziale Stufe höher ins fröhliche
Ende gut, alles gut“. Den alten Grafen giht Herrn
Lackner mil köstlicher Jovialität und überzeugender
Herrn
*#
emütlichkeit, während Fürst Egon b
Kramer verbneb, dessen Spieleifer zuliebe wohl
die Satire wirder hervorgeholt wurde. Seine
prächtige Leistung lohnt allerdings die Mühe,
und seiner bezaubernden Liebenswürdigkeit
konnte man auch gestern nicht widerstehen. Die Damen
Wuldow und Glöckner, die Herren Edi¬
hofer (sehr drollig in seiner bärenhaften Jugend¬
lichkeit), Klitsch und Hubertrugen mit den Ge¬
nannten zu dem starken Erfolge des Abends bei.
(Juellenangabe oune Gewum!
#ier-Zeitung, Wien
Ausschnitt ausrit
aSel. 1915
vom:
Deutsches Volkstheater. Arthur Schmte#s
„Liebelei" und „Komtesse Mizzi“ wurden gestern, neu einstudiert,
wieder in den Spielplan ausgenommen. Die Vorstellung unter¬
schied sich nicht sehr wesentlich von früheren Aufführungen der
beiden Stücke. Bloß einige Neubesetzungen waren zu ver¬
zeichnen: in „Liebelei“ gab Frau Erika v. Wagner die
früher von Fräulein Hannemann gespielte Rolle der Christine
und in „Komtesse Mizzi“ Fräulein Waldow eine
Rolle, die vor ihr Fräulein Galafrés dargestellt hat.
Neu war in dem Einakter auch noch Herr Lackner in der
Rolle des ungarischen Grafen. Sein Vorgänger war hier Herr
Thaller. Im ganzen kann man sagen, daß sich die Darstellung
auf der alten Höhe erhalten hat. Die Stimmung war denn
auch den ganzen Abend über ausgezeichnet und der Beifall für
alle Mitwirkenden außerordentlich lebhaft.
Praneisto, Stöekiiolin, El.
(Geetangsbe jenne Heri“tung
Wien.
Ausschnitt aus:
137
vom:
1
Kunst.
Theater und
Deutsches Volkstheater. Dem gestrigen
Schnitzlerabend („Liebelei“ — „Komtesse Mizzi“)
leüchteie in seinem ersten Teil ein freuidlicher
Stern. Viktor Kutscheras alter Musikus ist
ein wahres Kabinettstück von Menschlichkeit erfüllter
Darstellungskunst. Aus allen Quellen der Liebe und
Güte entströmen seine Worte, tief aus dem Gemüte
Frau Wagners
quillt sein Schmerz.
Christine hält gleichen Schritt; das kleine
zwar
nimmt
Mädl“
„süße
Wiener
bei ihr etwas aristokratische Linien an, aber die
weiche Anmut der Wienerin und deren warmblütige
Leidenschaftlichkeit kommen eindringlich zum Aus¬
druck. Köstlicher Humor ist in Frau Thallers
alter Binderin und Fräulein Waldows spitze
und g'schnappige Schlagermizzi ist bis in die stets
nervösen Fingerspitzen echt. Die Herren Edthofer
und Klitsch geben ihre nichtigen Nebenrollen in
guter Haltung. Das ausverkaufte Haus sparte nicht
mit Beifall. Den Abend schloß „Komtesse
Mizzi“ seinerzeit mit der Galafres, Thaller,
Kramer und Edthofer, eine der abgerundetesten und
harrsonischesten Darbietungen dieser Bühne. Von
diesem Quartett sind nur Kramers fein¬
stilisierter Fürst und Edthofers urkomischer
Gymnasiast übriggeblieben. Herr Lackner ist als
Graf Parmandy zu derb=rustikal und Fräulein!
Waldow gibt statt der zart instrumentierten Gräfi
L. F.
Mizzi, eine Komtesse Schlagermizzi.
(Gachenangabe Onne Gewanr.)
ner Montags Journal, Wien
Ausschnitt auf
vom:
-6 SEP 1975
1
Theater, Kunst und Literatur.
(Denisches Volkstheater.) Schnitzler bei vollem Haus
in „Liebelei“. Die Kriegsumwertung macht sich auch in der
Kunst geltend. Einige Umbesetzungen bringt die Zeit mit sich,
den älteren Theaterbesuchern sind sie vielleicht etwas beein¬
trächtigend in der Wirkung. Herrn Edihofers Fritz ist
etwas gar zu monoton, seine tiefinnerliche Einfachheit wirkt
auch hier. Fr. v. Wagner ist eine gemütvolle Christine, aber
ohne wienerischen Einschlag, Herr Klitsch als Fremder etwas
zu steif, zu wenig eindringlich. Herr Huber ist als Theodor
gut, nur stört seine Art, die Sätze wie die Getreidesäcke aus¬
zuschütten. Herr Kutschera gibt den alten Musikus voll
Güte und Seelenanel, Fr.k Thaller die Binder wirksam¬
humoristisch. Frl. Waldow ist köstlich. Das spitze Zünglein
der Künstlerin steht mit ihrem beweglichen Geschäftsausdruck
in innigem Kontakt. Das ergibt Gesten, die an sich sprechen.
Die junge Dame wird viel zu wenig ausgenüßt, da ist ein
kkomisches Talent von seltener Wirkung. In der „Komtesse
Mizzi“ wirkt dieselbe Künstlerin durch diese Mimik förmlich
aufklärend. Die charakteristische Art, sich zu bewegen und mit
den Augen ganze Kommentare zu geben, ist ein Requisit, über
das nur wenige Schauspielerinnen verfügen. Herr Lackner
gibt jetzt den Pazmany im Dialekt, mit totsicherer Wirkung,
Herr Kramer den Fürsten sehr elegant, Fr. Glöckner die
„Lolo wirksam wie früher, und Herr Edthofer den Philipp
mit dem Charm seiner jungenhaften Natürlichkeit. Die (beiden
Stücke gesielen wie gute Premieren; sie werden voraussichtlich
sim Repertoir bleiben.