II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1246

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Liebelei
5. Annennnnn
(Quellenangabe ohne Oewähr.)
Ausschnittf##e Mitlags-Zeitung.
:7.5EP 1915
vom:
10.
(Deutsches Volkstheater.) „Liebelei" und „Komtesse
Mizzi“. Neueinstudierung. Gerechtigkeit erfordert, dem Ausdruck
des Mißvergnügens, vorauszuschicken, daß das Werk Schnitzlers,
in Jahren ansteigender Entwicklung hingebreitet, andere Be¬
ziehungen zur Gegenwart hat., Diesmal wars ein melancholisches
Erkennen der Distanzen, In der „Liebelei“ färbt noch Dichter¬
tum den Dialog. Schöne menschliche Akkorde, Klugheit und Fein¬
heit der Raison bestechen. Doch mehr nun denn je erscheint diese
Tragik künstlich und ihre Spruchweisheit, einst die Philosophie
der elegischen „Jeunesse dorée“, gleichgültig, weil aus Unwahr¬
scheinlichem und Ueberschwänglichem hergeleitet. „Komtesse Mizzi“
aber ist ärgerlich. Ein Witz, der die äußerliche Ironie des gerne
belächelten hocharistokratischen Milieus borgen muß, um nicht
dabei ertappt zu werden, wie frivol er um der Frivolität willen
ist. Witz gewiß, und kein übler. Aber keiner, der der lächelnden
Schwermut des „Einsamen Weges“, nicht einmal der anspruchs¬
losen Anmut des „Anatol“ würdig wäre. Daß dazwischen wirklich
Geist und Gefühl walten, verdirbt das glänzende Entrefilet fast,
das sonst Dutzende von Librettisten mit gleichem Schmiß hin¬
gehaut hätten. In der Aufführung Fräulein Waldow als
Schlager=Mizzi wie als Komtesse an der Tete. Ihre spitze Munter¬
keit, ihre gewandten Improvisationen voll zeichnerischer Echtheit
und Laune, ihre köstlich säuerliche Zierlichkeit. Alles stets eine
virtuose Einheit von Grazie und Groteske. Dann Edthofers
Fürstensohn. Karikatur, aber mit versöhnendem Humor gearbeitet.
Die meisten Mitwirkenden tragen in ihren Rollen die durchschnitt¬
lichen Etiketten ihrer Marke; sie ziehen sich sozusagen selbst auf.
Herrn Kutscheras gemütvolle und zärtliche Mühe um die
unglücklichste Figur des Süßen Mädel=Dramas fand schon mehr¬
mals Würdigung. Herr Huber, dessen Begabung sichtlich reift,
hatte sowohl überraschend seriöse wie burschikose und drollige
Momente. In seiner Haltung und Stimme ist oft die gute Plötz¬
lichkeit des unbewußten freien Spiels.
L. U.
Ausschnitt aus: Deutsches Tagblatt
Hische Rundschan
vom:
81I
Wien
Wien, 6. September.
Deutsches Volkstheater. In einigen Rollen
„neubesetzt erschienen Sonnabend Artur Schnitzlers
Schauspiel „Libelei“ und seine Komöde „Komtes##e#
Mizzi“ wieder im Spielplan des Deutschen Volks¬
theaters. Erika v. Wagner als empfindsame Christine
lvoll schlichter Innigkeit und Herr Huber als Theodor
Kaiser, an dem das Beste die glaubhafte Jugend ist,
fügten sich zwanglos in das lebendige Zusammenspiel, das
nach wie vor vom Musikus Weiring des Herrn
Kutschera, vom Fritz Lobheimer des Herrn Edt¬
nsrag
hofer und von der Mizzi Schlager des Fräulein
Waldow den Schein wienerischer Echtheit empfängt.
Durch den Abgang Willy Thallers hat sich in der satiri¬
schen Komödie „Komtesse Mizzi“ die Notwendigkeit er¬
geben, die Rolle des Grafen Herrn Lackner zuzu¬
teilen. Er fand sich nicht übel mit der neuen Aufgabe ab.
Dennoch bedauerte man, daß er durch die Standes¬
erhöhung um eine seiner köstlichsten Darbietungen ge¬
kommen ist: um den verliebten Fiaker, den jetzt Herr
Huber spielt. Die Herren Kramer und Edthofer,
sowie Frau Glöckner und Fräulein Waldow sind
im Besitze ihrer alten Rollen geblieben und machten sich
über die innere Verschlagenheit des von ihnen dar¬
gestellten Gesellschaftskreises mit der gleichen ironischen
Lässigkeit lustig, die von den Verehrern Schnitzlers schon
bei der Erstaufführung dieses Einakters genügend be¬
wundert und mit schier boshaftem Behagen an der Herab¬
setzung des Hochadels geschlürft wurde. In diesen harten
Zeiten, wo es um Höheres geht, als um geistreich aus¬
geheckte Folgen flüchtiger Liebschaften von vornehmen
Müßiggängern, schien sich die Zuhörerschaft des Deutschen
Volkstheaters ihres früheren Behagens doch ein wenig zu
schämen.;
teuchcnangast
Ausschnitt aus:
Wiener Bilder
vom: L#6515
Wiener Theakerbilder.
Deutsches Volkstheater. „Liebelei“ hat Artur
Schnitzlers Popularität begründet. Es ist sein volks¬
tümlichstes Stück geworden und gebliehen, weil es ein
Stück Wiener Leben ist und — man mag so viel Moral
man will dagegen aufbieten — Leben bleiben wird, so
lange eben Menschen jung und leichtlebig sind. Das
Wiener Sittenbild fand eine gerundete Aufführung. =
Alle Mitwirkenden sanden den richtigen Ton, der die
Anteilnahme mitvibrieren läßt: Frau Bagner (Chri¬
stine) den der ergreifenden Innigkeit, ebenso wie Herr
Kutschera den der begreiflichen Herzensqual. Natur¬
wahr wie immer war Herr Edthofer als Fritz; er
hatte in Fräulein Waldow als Mitzi ein schauspie¬
lerisch wertvolles Pendant. Nicht unerwähnt soll die
sympathische Jugendfrische des Herrn Huber als
Theodor bleiben. — In der darauffolgenden Komödie
ebenfalls der Liebelei „Mitzi“ kamen wieder die Herren
Kramer, Edthofer und Huber, zu denen sich
noch Herr Lackner gesellte, sowie die Damen Glöck¬
ner und Waldow zur vollen Geltung durch die
lebendige Charakterisierung der von ihnen dargestellten
Figuren.