II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1259

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Liebelei
5. Leauu
lid in Hand ein zerfaserter Dialog, ein flinkes Hin
einem raschelnden Allegro, desse
so Her der Diktion, die nie in die Tiefe geht und auch
dessen Absicht als Proklamation
nisses aber unverkennbar ist.
1 wo sie (bei den „dämonischen“ Weibern) sich philo¬
fugierte, geistvoll sprühende All
shierend anstellt, mehr ein prahlerisches Moment ein¬
zur Verkauften Braut von Smet#
haltet. Die Formung des Schauspiels zum Opernbuch,
manne, als Vorbild gewählt.
jas alles Wesentliche beibehält und besonders den ersten
mit dem Blick des bühnenkundige
Akt in verästelter Konversation auf den ersten Blick opern¬
sich das Pathos vorm dritten
feindlich ausfallen läßt, wird man (obwoohl die Andeutung
sist aber nicht zu über
fehlt) Schnitzler zuschreiben dürfen. Aber schon dieser erste
Anregungen für das Knappe un
Ausklang mit den düsteren Schatten, die sich dann im Ver¬
Pathos und die Redekraft der Ph
laufe immer mehr verfinstern und über die zwei Bilder
Veristen, namentlich von Pucci
im Dachstübchen der Christine schnell die Vorahnung eines
Duktus, die Handschrift ist darum
großen Mädchenleides und Vaterschmerzes breiten, zeigt
gefallen, selbst das Böhmische me
mit seinen Klängen, um was es dem Musiker zu tun war.
W
gen, meist rhythmischer Art.
Liegt doch über dem ganzen Stück etwas von den heim¬
einen Vorzug leiht bei allemReicht
lichen und offenen Wünschen zweier Wiener Madeln und
und bei melodischer Tiefe, die bis
ihren stillen Ahnungen, die an die Bilder aus Murgers
(die um so kräftiger wirken) im
Bohème=Schilderungen erinnern. Ohne die Mimi und
die Wärme der Sprache, das
die Musette dorther und ihre gegensätzliche Anziehungs¬
Komponisten, sich mit seinen
kraft wären Christine und Mizi wohl kaum entstanden.
Tritt zu identifizieren, ihnen
Ohne jene Vorbildlichkeit und ihre zweimalige Operisierung
geben. Das gilt von den motiv
wäre auch wohl Franz Neumann nicht auf den Opernplan
von der kaleidoskopischen Bunthei
verfallen. Ihn, den Oesterreicher — und musikalisch reich
zusammenschließenden Faktor dar
reizte auch das bunt Verzettelte
begabten Böhmen —
ersten Akt nur ein Moment im
in Fritzens Herrenstübchen, der Wiener Grundton, das
sich, aber beziehungsreich zu n
Leichtlebige, Schäkernde und Tändelnde. Vielleicht reizte
rühmtes Zitat aus dem alten Lochh
ihn besonders die Möglichkeit, mit seiner unzweifelhaft
garte Seele frei sich kundtun lä
starken Begabung und seinen bunten, dem Volksron abge¬
banken — sind bei dir“, als re
lauschten Einfällen gerade dieser zerfaserten, in reiner
wirkt vorm letzten Bilde außer
Prosa und ohne Reim dahinhastenden Unterhaltung zu¬
den vielen trefflichen eignen Bild
kammenfassende Grundformen zu schaffen, mit dem Or¬
tamburger Zeitung
usschnitt aus:
stens der Brüderschaft=Walzer in
chester und ner reichen Individualisierung eine sichere
verrät, ü
echte Musikantenn
Basis zu bisten, über der der flinke Dialog und die
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I ganz ungezwung
chuschenden Einfälle im Chambre séparée sich zu Bildern
om:
heute ein Fran
sund mancherlei Einheiten zusammenzufügen hätten. Das
Jahren am Han
Heim, die Aermlichkeit, die Traulichkeit beim alten Musikus
damals eine ver
Weiring — sie brachten die musikalisch tieferen Anregungen
Hamburger Volks-Oper.
führen und hat sich
von selbst. Es ist jedenfalls bezeichnend für die Absichten
sechs Jahren bekannt
Ziebelei, Oper von Franz Neumann;
des starken Mus'kus Neumann, daß er jedem dieser beiden
allerdings. Hier war
nach dem Schauspiel Schnitzlers.
Bilder zwei symphonische Stücke voransetzte. Und es spricht
druck war sehr stark. Di
zu seinen gunster. als Musiker und Theatermann, daß er
Artur Schnitzlers Liebelei= Senen sind neben dem
einrichtung und Ausstat
nicht bloß szenisch bühnengemäß schaute, sondern auch in
Anatoh die meist gegebenen und neben der Gustl=Novelle
jedes Requisits zugunsten
jener Symphonik in ihrer Gegensätzlichkeit die Handlung
und dim Weg ins Freie auch die mit Vorliebe gelesenen
Umwelt im kleinen, aud
des Folgenden als Richtschnur sich bestimmte. „Bescheiden
des Wiener Autors. Trotzdem da „ein Herr“, der Duell¬
lung um einige Jahrz
und nett“ wie Christines Zimmer, so geht es da anmutend
Fordernde, polternd zwischen das harmlose Liebesmahl und
trug neben einer unter
musikalisch zu vorm zweiten Akt. Die zärtlichen Klarinett¬
das nette Geplauder von vieren gerät, trotz dieser stark
und diskret unterstützen
und Violin=Terzen (auch ihr Rhythmus ist bezeichnend)
theatralischen Wirkung ist die „Liebelei“ mehr novellistisch
Von den Einzelleistung
gelten einer Erinnerung des braven alten Weiring, der
geformt und als Lesestoff ergiebig, ist sie in ihrer klein¬
die mit starker, auch vor
seine Schwester vor allen Gefahren behütet hat und doch
malerischen Traulichkeit auf den ersten Blick nicht heraus¬
Gei
mit einer Schauspielleistung
Reue empfindet, sie damit vor — „allem Glück“ bewahrt
fordernd für den, der nach Opernstoffen auslugt und
tklanglicher Frische und m
zu haben. Die innere Erregung Christines, die sich zum
herumhorcht. Mit der in der Hauptfache novellistischen,
aber nicht straff geführten dramatischen Fügung geht eben I Stelldichein vorbereitet, wird dann trefflich illustriert in I Christine gab, und die von He
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