box 12/6
5. Liebelei
Aneneteneien enenee Aen
100 oüne Gewähr.)
Schlesische Zeilone, Bresiar
Ausschnitt aus:
vom: 290121975
Chalia-Cheater.
„Liebelei“.
Bei einer Aufführung von Arthur SchnitzlersLi#bllei“
wird es stets darauf ankommen, in welche Akmosphäke das Stück
getaucht wird. Wenn man hier nicht Wiener Luft atmet, dann
verliert das meiste seinen eigentlichen Sinn. Vor einigen Jahren
wurde in Deutschland ein von einer nordischen Gesellschaft her¬
4
gestellter Film gezeigt, der angeblich die Schnitzlersche „Liebelei
zum Gegenstand hatte. Aber nicht, daß man statt Wiener Straßen¬
bilder Kopenhagener erblickte, machte die Sache unmöglich,
sondern daß hier notwendigerweise gerade das fehlte, was den
wunderbarsten Reiz des zarten Werkes ausmacht: die weiche
Wiener Stimmung, eine schwer in Worte zu fassende Melancholie,
die gerade aus heiterstem Lebensgenuß aufsteigt, Bei einem so
durchaus wienerischen und nur wienerischen Stück ist auch der
Dialekt nichts Nebensächliches: man muß ihn unbedingt durchhören
und wenn er falsch und gequält gesprochen wird, gibt das von
vornherein einen Riß in die Darstellung. Das war am Montag
im Thaliatheater bedauerlicherweise der Fall. Von Herrn
Halpern und Herrn Lenoir abgesehen, schien der Wiener
Dialekt keinem der Mitwirkenden so richtig geläufig. Das ver¬
schlug bei dem Lobheimer des Herrn Rotmund ja weniger, da
dieser junge Lebemann sich ja das Dialektsprechen abgewöhnt
haben könnte, aber bei den beiden „süßen Mädeln“, der Christine
des Frl. Wall und der Mizzi Schlager des Frl. Engelhard
berührte es doppelt unnatürlich. Dieser Mangel wurde auch durch
das sonstige Spiel der beiden Damen nicht aufgewogen, indem
Frl. Engelhard mehr lärmend als lustig war, und Frl. Wall noch
nicht den Ton echter, tiefster Leidenschaft hat, den uns die Christine
im letzten Akt hören lassen muß. Der alte Weiring, Christinens
Vater, ist eine der poetischsten Gestalten der ganzen modernen
dramatischen Literatur. Es sind so feine und zarte Dinge, die
der simple grauhaarige Violinspieler sagt, daß man sich ihn nur
als Menschen von besonderer Prägung vorstellen kann. Herr
Lenoir machte einen ziemlich nüchternen Herrn daraus, dessen
Haltung zu seinen Worten in merkwürdigem Gegensatz stand.
Auch war wohl schon die Maske gründlich verfehlt. Letzteres galt
in verstärktem Maße von der Frau Binder des Frl. Stock. Daß
Herr Halpern den Theodor Kaiser ganz im Schnitzlerschen Stil
gibt, haben wir schon wiederholt feststellen können. Herr Bo߬
hard schoß in dem Bestreben, aus der Episodenfigur des „Herrn“
möglichst viel zu machen, übers Ziel hinaus und verdarb so seine
ganze Szene. Recht annehmbar waren die zwei Zimmer, das bei
Lobheimer und das von Christine — aber (und daran trifft den
Spielleiter Herrn Lenoir die Schuld) die Stimmung während
des „Liebesmahles“ im 1. Akt hätte viel, viel ausgelassener sein
müssen. Das Haus war schwach besetzt, jedoch beifallsfreudig.
A. D.
Lellung bei H. Lichtenberg im Museum
ollzog sich in den
Taueler.—
Eichenberger deutsche Volkszeitung
Ausschnitt aus:
Reichenberg, Böhmen
vom: 3002.1975
—
Reichenberger Stadtthfoter
Reichenberg, 30. Dezember?.
„Liebelei.“
Schauspiel in 3 Auszügen von Arthur
Schnitzler.
Der Wiener Arzt Dr. Arlill Schnitzler hat
/1895 die „Lieb lei“ fertiggestel.t, nachdem bereits
eder Einakterzyklus „Anatol“ und das Schau¬
spiel „Das Märchen“ in den beiden vorherge¬
gangenen Jahren herausgekommen waren. Mit
der „Liebelei“ festigte er sich seinen Namen a's
Schriftsteller dramatischer Richtung, den er als
medizinischer Fachschriftsteller schon besaß und
als Novellist später erwarb. Seine vilen Ein¬
akter fanden fast durchwegs die beste Aufnahme.
Die „Liebelei“ ist mit das Beste, was uns der
fruchtbare Autor gegeben. Hohe Anforderungen
werden allerdings an die Darsteller geste l., und
es ist für Svielleitung und Schauspieler ein
ehrtendes Zeugnis, wenn das Werk so heraus
gebracht wird, wie es gestern der Fall war.
Im Vordergrunde der Handlung stand naturge¬
mäß Frl. Kadle als Christine. Sie verkörperte
das wahre, einfache Mädchen, dem die „Liebelei“.
zur ersten, tiefen Liebe wird, in ausgezeichneter
Art und erzielte in der Verzweiflungsszene, in
welcher sie ihr Spiel zu einer hohen Kunstleistung
steigerte, einen nachhaltigen Erfolg. Die
greifende Natürlichkeit packte und ließ das Werk
mit dem vom Dichter gewollten Eindruck schlie¬
ßen. Den Fritz Lobheimer stattete Herr Geb¬
hard mit Innigkeit und Wärme aus; ihm
kam auch diesmal wieder das Aeußere seiner
Persönlichkeit sehr zu statten, und seine Bühnen¬
gewandtheit feierte einen Triumph. Herr Klang
traf den rechten Ton des sorglosen jungen Men¬
schen, der vom Leben nimmt, was es gerade bietet,
ohne sich weiter um das Morgen oder um tiefere
Regungen der Seele zu kümmern; ausgezeichnet
war seine Spielszene vor dem letzten Ak schguß,
Frl. Lian gab diesmal in der Partie der Mizzi
Schlager Gelegenheit, sich ein Urteil über ihre
schauspielerischen Qualiäten zu bilden. Es fehlt
noch Reife und Erfahrung, man merkt, die
führende Hand des Spielleiters noch, aber es
ist da, das geheimnisvolle „Etwas“, das man
gemeinhin immer als Talent bezeichnet, und das
din diesem Falle eine starke Förderung durch
völlige Hingabe an die Aufgabe und durch echte
Begeisterung für die Kunst erfährt. Wenn man
die junge Dame nur auf die erste Sprosse der
Leiter stellt, steigen wird sie schon selbst können.
Herr Martin gab den gütigen Vater Christi¬
nens mit der ihm eigenen, jetzt schon so oft
bekundeten Herzlichkeit in Sprache und Spiel;
man hätte es anders auch gar nicht erwar et.
Frl. Friedericke Schwarz hätte als „Bezirks¬
tratschen“, die doch die „Strumpfwirkerin“ bar¬
stellt, nicht besser sein können. Den betrogenen
Ehemann, der Fritz herausfordert, als er Beweise
für die Untreue seines Weibes in Händen hat,
wurde von Herrn Sima gegeben. In den
wenigen Sätzen, welche über das Schicksal eines
jungen, hoffnungsvollen Mannes, eines lieben,
unverdorbenen Mädels, ja auch einer ungetreuen —
Frau und seiner selbst entscheiden, die mit einem
Wort die „Genugtuung“ fordern, lag verhaltener
Grimm und lodernde Empörung zugleich. Der
kleinen Ebert Szene ging in dem Lärm der zu
spät aus den Wandelgängen zurückkehrenden Be¬
sucher völlig unter. — Das Haus war sehr gut
besucht, der Beifall nach jedem Aktschluß steigend.
Frl. Kadle und Frl. Lian erhielen Blumet¬
spenden. Die Spielleitung tag diesmal in det
Länden des Herrn Direktors Krug, dessen Ver¬
dienst es wohl in erster Linie ist, daß der
Schnitzler=Abend so befriedigen konnte. Siegeh
5. Liebelei
Aneneteneien enenee Aen
100 oüne Gewähr.)
Schlesische Zeilone, Bresiar
Ausschnitt aus:
vom: 290121975
Chalia-Cheater.
„Liebelei“.
Bei einer Aufführung von Arthur SchnitzlersLi#bllei“
wird es stets darauf ankommen, in welche Akmosphäke das Stück
getaucht wird. Wenn man hier nicht Wiener Luft atmet, dann
verliert das meiste seinen eigentlichen Sinn. Vor einigen Jahren
wurde in Deutschland ein von einer nordischen Gesellschaft her¬
4
gestellter Film gezeigt, der angeblich die Schnitzlersche „Liebelei
zum Gegenstand hatte. Aber nicht, daß man statt Wiener Straßen¬
bilder Kopenhagener erblickte, machte die Sache unmöglich,
sondern daß hier notwendigerweise gerade das fehlte, was den
wunderbarsten Reiz des zarten Werkes ausmacht: die weiche
Wiener Stimmung, eine schwer in Worte zu fassende Melancholie,
die gerade aus heiterstem Lebensgenuß aufsteigt, Bei einem so
durchaus wienerischen und nur wienerischen Stück ist auch der
Dialekt nichts Nebensächliches: man muß ihn unbedingt durchhören
und wenn er falsch und gequält gesprochen wird, gibt das von
vornherein einen Riß in die Darstellung. Das war am Montag
im Thaliatheater bedauerlicherweise der Fall. Von Herrn
Halpern und Herrn Lenoir abgesehen, schien der Wiener
Dialekt keinem der Mitwirkenden so richtig geläufig. Das ver¬
schlug bei dem Lobheimer des Herrn Rotmund ja weniger, da
dieser junge Lebemann sich ja das Dialektsprechen abgewöhnt
haben könnte, aber bei den beiden „süßen Mädeln“, der Christine
des Frl. Wall und der Mizzi Schlager des Frl. Engelhard
berührte es doppelt unnatürlich. Dieser Mangel wurde auch durch
das sonstige Spiel der beiden Damen nicht aufgewogen, indem
Frl. Engelhard mehr lärmend als lustig war, und Frl. Wall noch
nicht den Ton echter, tiefster Leidenschaft hat, den uns die Christine
im letzten Akt hören lassen muß. Der alte Weiring, Christinens
Vater, ist eine der poetischsten Gestalten der ganzen modernen
dramatischen Literatur. Es sind so feine und zarte Dinge, die
der simple grauhaarige Violinspieler sagt, daß man sich ihn nur
als Menschen von besonderer Prägung vorstellen kann. Herr
Lenoir machte einen ziemlich nüchternen Herrn daraus, dessen
Haltung zu seinen Worten in merkwürdigem Gegensatz stand.
Auch war wohl schon die Maske gründlich verfehlt. Letzteres galt
in verstärktem Maße von der Frau Binder des Frl. Stock. Daß
Herr Halpern den Theodor Kaiser ganz im Schnitzlerschen Stil
gibt, haben wir schon wiederholt feststellen können. Herr Bo߬
hard schoß in dem Bestreben, aus der Episodenfigur des „Herrn“
möglichst viel zu machen, übers Ziel hinaus und verdarb so seine
ganze Szene. Recht annehmbar waren die zwei Zimmer, das bei
Lobheimer und das von Christine — aber (und daran trifft den
Spielleiter Herrn Lenoir die Schuld) die Stimmung während
des „Liebesmahles“ im 1. Akt hätte viel, viel ausgelassener sein
müssen. Das Haus war schwach besetzt, jedoch beifallsfreudig.
A. D.
Lellung bei H. Lichtenberg im Museum
ollzog sich in den
Taueler.—
Eichenberger deutsche Volkszeitung
Ausschnitt aus:
Reichenberg, Böhmen
vom: 3002.1975
—
Reichenberger Stadtthfoter
Reichenberg, 30. Dezember?.
„Liebelei.“
Schauspiel in 3 Auszügen von Arthur
Schnitzler.
Der Wiener Arzt Dr. Arlill Schnitzler hat
/1895 die „Lieb lei“ fertiggestel.t, nachdem bereits
eder Einakterzyklus „Anatol“ und das Schau¬
spiel „Das Märchen“ in den beiden vorherge¬
gangenen Jahren herausgekommen waren. Mit
der „Liebelei“ festigte er sich seinen Namen a's
Schriftsteller dramatischer Richtung, den er als
medizinischer Fachschriftsteller schon besaß und
als Novellist später erwarb. Seine vilen Ein¬
akter fanden fast durchwegs die beste Aufnahme.
Die „Liebelei“ ist mit das Beste, was uns der
fruchtbare Autor gegeben. Hohe Anforderungen
werden allerdings an die Darsteller geste l., und
es ist für Svielleitung und Schauspieler ein
ehrtendes Zeugnis, wenn das Werk so heraus
gebracht wird, wie es gestern der Fall war.
Im Vordergrunde der Handlung stand naturge¬
mäß Frl. Kadle als Christine. Sie verkörperte
das wahre, einfache Mädchen, dem die „Liebelei“.
zur ersten, tiefen Liebe wird, in ausgezeichneter
Art und erzielte in der Verzweiflungsszene, in
welcher sie ihr Spiel zu einer hohen Kunstleistung
steigerte, einen nachhaltigen Erfolg. Die
greifende Natürlichkeit packte und ließ das Werk
mit dem vom Dichter gewollten Eindruck schlie¬
ßen. Den Fritz Lobheimer stattete Herr Geb¬
hard mit Innigkeit und Wärme aus; ihm
kam auch diesmal wieder das Aeußere seiner
Persönlichkeit sehr zu statten, und seine Bühnen¬
gewandtheit feierte einen Triumph. Herr Klang
traf den rechten Ton des sorglosen jungen Men¬
schen, der vom Leben nimmt, was es gerade bietet,
ohne sich weiter um das Morgen oder um tiefere
Regungen der Seele zu kümmern; ausgezeichnet
war seine Spielszene vor dem letzten Ak schguß,
Frl. Lian gab diesmal in der Partie der Mizzi
Schlager Gelegenheit, sich ein Urteil über ihre
schauspielerischen Qualiäten zu bilden. Es fehlt
noch Reife und Erfahrung, man merkt, die
führende Hand des Spielleiters noch, aber es
ist da, das geheimnisvolle „Etwas“, das man
gemeinhin immer als Talent bezeichnet, und das
din diesem Falle eine starke Förderung durch
völlige Hingabe an die Aufgabe und durch echte
Begeisterung für die Kunst erfährt. Wenn man
die junge Dame nur auf die erste Sprosse der
Leiter stellt, steigen wird sie schon selbst können.
Herr Martin gab den gütigen Vater Christi¬
nens mit der ihm eigenen, jetzt schon so oft
bekundeten Herzlichkeit in Sprache und Spiel;
man hätte es anders auch gar nicht erwar et.
Frl. Friedericke Schwarz hätte als „Bezirks¬
tratschen“, die doch die „Strumpfwirkerin“ bar¬
stellt, nicht besser sein können. Den betrogenen
Ehemann, der Fritz herausfordert, als er Beweise
für die Untreue seines Weibes in Händen hat,
wurde von Herrn Sima gegeben. In den
wenigen Sätzen, welche über das Schicksal eines
jungen, hoffnungsvollen Mannes, eines lieben,
unverdorbenen Mädels, ja auch einer ungetreuen —
Frau und seiner selbst entscheiden, die mit einem
Wort die „Genugtuung“ fordern, lag verhaltener
Grimm und lodernde Empörung zugleich. Der
kleinen Ebert Szene ging in dem Lärm der zu
spät aus den Wandelgängen zurückkehrenden Be¬
sucher völlig unter. — Das Haus war sehr gut
besucht, der Beifall nach jedem Aktschluß steigend.
Frl. Kadle und Frl. Lian erhielen Blumet¬
spenden. Die Spielleitung tag diesmal in det
Länden des Herrn Direktors Krug, dessen Ver¬
dienst es wohl in erster Linie ist, daß der
Schnitzler=Abend so befriedigen konnte. Siegeh