II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1280

Liebele
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5. S
Ausschnitt allledenhurg
er. Zeitung
vom:
Theater.
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Der Freitagabend war ein „Schnitzler¬
Abend“ Es wurde dieses modernen Schrift¬
stellers „Liebelei; gegeben. Der Widerstreit der
leichten, flatterhaften, nnechten mit der ernsten
tiefen, echten Liebe; oder Liebelei und Liebe.
Ein junges, reines, aber armes Mädchen ver¬
liebt sich in einen flotten, leichtfertigen jungen
Mann aus gutem Hause. Glücklich in ihrer
ersten, echten und großen Liebe, ovfert sie
ihm Alles. Während das ganze Milien diev
echte Liebe, die Liebelei als ein Postulat
Daseinsfreude betrachtet, geht sie in
echten, großen Liebe auf und daran zugr.
Ihr Geliebter, den sie wie einen Gott ange##
fallt im Duelle wegen der Frau eines Andern;
und sie, die ihm alles geopfert, darf ihn nicht
einmal im Tode mehr sehen, nicht einmal zu
seinem Grabe wallen.
— Die Handlung wäre
mager zu neunen, wenn der dramatische Dialog
nicht für ihre Ergänzung sorgen würde. Er
ist gewiß interessant, leidet aber manchmal an
der notwendigen Kürze, sowie an lebhaften
Wendungen, erscheint auch zerrissen durch sich
kreuzende Fragen und Antworten und verirrt
sich hie und da in die Breite. — Die Auf¬
führung war zu schleppend; wohl eine Folge
des schwachen Besuches, welcher auf die Am¬
bition der Darsteller lähmend wirken mußte.
Fri. Lili Weinberger, in der Rolle der
„Christine“ gab sich gleich von allem Anfange
zu resigniert, bot aber im III. Akte eine sehr
respektable, dramatische Leistung Sie zeigte,
daß sie die Skala der Empfindungen beherrscht.
Hr. Juhn stattete den Theatermusiker Wei¬
ring mit natürlichen Zügen aus Lebhaft
und frisch war Frl. Hohlstein. Hr. Ottokar
Klang weist gute Qualitäten auf, hatte aber
keine rechte erste Liebhaberrolle, als „Theodor“
Gut war Frl. Kühnau als „Frau Binder:
Hr. Grünwald („Fritz“) war befriedigend,
wollte oder konnte aber seine Rolle nicht voll
ausnützen. Stück und Darstellung fanden gute
Aufnahme. Wir glauben, den schwachen Theater¬
besuch auf die „Künstler=Abende“ im Kasino
zurückführen zu sollen. Nun, die Kunstaus¬
stellung wird demnächst geschlossen. Empfehlens¬
wert aber wäre es, die Theatervorstellungen
um eine halbe Stunde später beginnen zu
lassen.
Ausschnitt aus: Gaere
vom:
Mal 1976
Teeuun
S
Theater, Literatn und Kunst.
Deutsches Theater, Zielona 17. „Liebelei“,
Schauspiel in drei Akten von Artbur Sehnitaler
Wenn ich aufrichtig sein soll, so muss ich ge¬
stehen, dass mir der Zusammenhang des Titels
mit den Ereignissen im Stücke nicht recht klar
hervortritt. Christine Weiring, eines der „lieben
süssen Mädel“ geht zugrunde, nicht weil sie
zu leichtfertig ein Verhältnis mit einem jungen
Stud. jur. angeknüpft hatte, eine „Liebelei“, aus
der sich eine tiefe, das Leben des Mädchens
vernichtende Leidenschaft herausbildet, sondern
weil ihr Liebhaber das Pech hat, sich von einem
Ehemann, dessen Gemahlin auf ihn einen ver¬
hängnisvollen Einfluss ausübt, im Zweikampf
erschiessen zu lassen. Würde Christine die ehe¬
liche Gattin und nicht „Liebelei“ des Herrn
Fritz Lobheimer gewesen sein, so könnte sie
ebenso gut vom harten Schicksal getroffen
werden. Wo ist ihre Schuld? Wo ist die Moral
des Stückes? Soll man sie etwa in den vom
Regisseur gestrichen Worten Theodors sehen.
„Du musst Dein Glück suchen, wo ich es bis¬
her gesucht und gefunden habe, dort, wo es
keine grossen Szenen, keine Gefahren, keine
tragischen Verwicklungen gibt, wo der Be¬
ginn keine besonderen Schwierigkeiten, und
das Ende keine Annalen hat, wo man lächelnd
den ersten Kuss empfängt und mit sehr sanfter
Rührung scheidet.“ Das wäre doch zu banal.
Es bleibt im Stücke trotz allem etwas Unbellag¬
liches, etwas, das den Zuschauer nicht befrie¬
digt. Fritz erscheint als pathologisches Phäno¬
men eines modernen, nervösen, von „ewigen
Aufregungen und Martern“ gequälten jungen
Mannes sehr interessant, erregt aber kein be¬
sonderes Mitleid beim Publikum. Er bewegt
sich zu stark in den Bahnen der lbsenschen
Fatalistik, ohne die Ei, eit jener Gestalten zu
haben, die uns bei den orwegischen Dichter
frappiert. — Die Aufführung war glänzend.
Vor allem sei festgestellt, dass der neue Spiel¬
leiter Herr Hugo Martin, der auch die Rolle
des Hans Weiring spielte, in der einen wie in
der anderen Funktion, als Akteur und Regisseur,
tadellos war, und wir können der Direktion des
Apollo-Theaters nur gratulieren, eine solche
bewährte und erfahrene Kraft engagiert zu
haben. Frl. Lotte Bertran spielte ihre Rolle
ausgezeichnet. Sie war in ihrem Kummer und
Leiden so hinreissend, dass sie die Sympathie
der Zuschauer, die sich anfangs etwas reserviert
hielten, in vollem Masse errang. Frl. Emmy
Bogner als Mizzi brachte durch ihr heiteres
ungeniertes Wesen den wahren Typus des
„lieben süssen Mädels“ zum richtigen Ausdruck.
Ihe sekundierte vortrefflich Herr Hans Gregor
(als Theodor). Herr Rudolf Klausner als un¬
genannter Herr hatte die richtige Maske der
lbsenschen Schicksalsfiguren. Endlich Hess sich
auch Herr Heinz Wittels von seiner besten
Seite kennen lernen.
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