Liebelei
box 12/6
5. L. S
Ausschnitt aus:
O-SEP /916
znbad
vom:
VLiebelei.“ Schauspiel in drei Akten von
ArturSch Schauspielerin Alice
Lilardlund des Schauspielers Hugo Riedl.)
Samstag abends ging zum Besten der beiden
beliebten und tüchtigen Schauspielkräfte Lilard.
und Riedl Schnitzlers beste dramatische Leistung"
„Liebelei“ in Szene. Frl. Lilard gab die Christice
Weiring, der die Liebelei mit dem jungen loscht¬
blütigen Fritz Lobmeier zum Verhängnis wird. Sie
wußte die Natur dieses jungen Mädchens, das
ganz selbstlose hingebende Liebe ist, das erfüllt ist
von der Leidenschaft zu dem Geliebten, dem Ein¬
zigen, trefflich zu kennzeichnen. Den Uebergang vom
höchsten Glück bis zum grenzenlosen Schmerz, der
Verzweiflung, wußte sie ausgezeichnet zur Dar¬
stellung zu bringen. Den Höhepunkt erreichte ihre
Darstellungskunst im letzten Akte, als sie erfährt,
daß ihr Geliebter im Duell um eine Andere gefallen
it, in dem unser vor¬
ist. Das war auch der Mom
derr Oberspielleiter
trefflicher Charakterdarsteller
ndsten Lichte zeigen
Nasch sein Können im glän,
konnte. Rührend war es, wie dieser unglückliche
Vater erkennen muß, daß ihm das Herz seines
Kindes, sein Kind selbst verloren geht.
Herr Riedl gab den Theodor Kaiser, den Freund
des jungen Lobmeier. Auch er fand im dritten
Akte bei der großen Szene, als er dem unglücklichen
Mädchen den Tod des Freundes zu verkünden hat,
Gelegenheit, sein reiches vielseitiges Talent zu be¬
weisen. Diese Szene war unvergleichlich schön und
ergreifend.
Noch zwei vortreffliche Rollen besitzt das Stück:
Jene der leichtsinnigen, aber doch gemütvollen Mizzi
Schlager, die das Leben von der leichten Seite
nimmt, und die des gleichfalls lebenslustigen und
lebenshungrigen Fritz Lobmeier. Frl. Han und Herr
Mahr boten in diesen Rollen so Vorzügliches, daß
nur eine Stimme des Lobes herrschte. Herr Schneider
spielte die kleine Rolle des „Herrn“ gleichfalls vor¬
trefflich. Auch Frl. Frolda (Frau Binder) und die
kleine Kramer seien nicht vergessen.
Die Regie führte Herr Oberspielleiter Nasch mit
gewohnter Meisterschaft. Es gab reichen Beifall und
schöne Blumenspenden. Es war ein sehr-Chuner und,
genußreicher Abend.
Ausschnitt aus:
Salzkammergit-Zoitung
vom:
#Rtmnunden
Theater und Kunst.
Saisontheater in Gmunden.
Auf Ibsens John Gabriel Borkmann“, „Hasemanns Töchter“ von
L Arronge, hierauf Morrés „'s Nullerl“ und zum Dessert Schnitzlers „Lie¬
bekei“ ein abwechslungsreicheres Menü wird wohl felten noch zusammen¬
gestellt worden ssein] Wir müssen uns angesichts dieser Fülle der Genüsse
auf das Dessert beschränken, zumal dieses nicht gerade sehr leicht verdaulich
ist. Der Wiener Artur Schni
t in den neunziger Jahren ein
Stück geschrieben, das Dramatiker begründete. Das
Töchterchen eines Theatermusikers hat eine Liebelei mit einem Hochschüler
aus seinem Hause, dem das Studieren Nebensache und das Lieben die
Hauptsache ist. Das Mädchen, ein bisher unverdorbenes Kind, faßt aber
eine wirkliche Herzensneigung zu dem im Grunde blasierten Jüngling,
dem sie doch nur Zeitvertreib und Spielzeug und sonst weiter nichts ist.
Sie muß es erleben, daß ihr Herzallerliebster von einem erzürnten Gatten,
mit dessen Frau der liebebedürftige Jüngling sich gleichfalls eingelassen
Hatte, im Duell niedergeknallt wird. Damit schließt das Stück. Es zeigt die
Dekadenz gewisser moderner Kreise, spricht aber noch viel lauter von der
Dekadenz unserer Wiener Literatur. Der Behandlung derartiger Probleme,
die ihre Wirkung doch nur im Pikanten suchen, hat unsere Bühnenliteratur
den heutigen Tiesstand zu verdanken. Mehr Worte darüber zu verlieren
ist wohl nicht nötig. Eine unbefriedigte, quälende Stimmung und die be¬
rechtigte Frage: „Wozu das Ganze?“ waren das Endresultat der Auffüh=t
rung dieses Schauspieles. Die Darsteller waren noch einmal mit ganzemst
Eiser bei der Sache. Frl. Lilard verstand infolge ihres nicht alltäglichen
Talentes in ihrem Studentenlieb eine Gestalt ergreifender Tragik zu schaf¬
fen und kam durch ihre Darstellung dem Dichter sehr zu Hilfe, Frl. Pistor
verklärte durch ihren Liebreiz die Rolle des Backsisches mit den leichten
Sitten, Herr Rolden und Herr Walter entledigten sich ebenfalls ihrer
Aufgabe mit größtem Geschick, Herr Hübner verkörperte den alten Te¬
atermusiker und Vater in wirkungsvollster und rührender Weise, fürz,
die Vorzüge unseres Ensembles kamen auch bei dieser Schlußvorsteltung
noch einmal voll und ganz zur Geltung.
Dreh.
(Quellenangabe ehne Oewähr.)
Ausschnitt
Fisbader Tagsidt.
von. 9
)( Stadttheater. Dienstag, den 28. November:
„Zibelei“, Schauspiel in 3 Akten von Arthur Schnitzler. —
In „Viebelei“ läßt uns Schnitzler einen Blick in vie ergeerfend.
Tragik des Lebens tun, indem er so erschätternd ein Menschen¬
schicksal entrollt, daß dieses Schauspiel seine Wirkung auf das
Publikum nie verfehlen wird, wie auch dieser Theaterabend
wieder gezeigt hat. Die um ihre Liebe betrogene arme kleine
Christine fand in Fräulein Weinberger eine Vertreterin, welche
den Anforderungen dieser Rolle vollends gewachsen war: zuerst
ganz das auschmiegende süße Wiener Mädel, dann voll echtester
und ergreifendster Verzweiflung in ihrem Schmerze. Fräulein
Telona traf treffend den leichten Ton der Mizzi, und ebenso
Fräulein Schwarz den der boshaften Nachbarin. Die beiden
„jungen Leute“ hatten in den Herren Storm und Olben an¬
gemessene Darsteller, und auch Herr Preiß als zärtlicher Vater
wurde seiner Aufgabe auf das beste gerecht. Gleicherweise
machte auch Herr Walluch seine Sache in seiner kleinen Rolle
recht gut. — Das gut besuchte Haus folgte der Vorstellung
mit lebhaftem Interesse und spendete den Darstellern bei dep
Aktschlüßen wohlverdienten veichen Reifall
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5. L. S
Ausschnitt aus:
O-SEP /916
znbad
vom:
VLiebelei.“ Schauspiel in drei Akten von
ArturSch Schauspielerin Alice
Lilardlund des Schauspielers Hugo Riedl.)
Samstag abends ging zum Besten der beiden
beliebten und tüchtigen Schauspielkräfte Lilard.
und Riedl Schnitzlers beste dramatische Leistung"
„Liebelei“ in Szene. Frl. Lilard gab die Christice
Weiring, der die Liebelei mit dem jungen loscht¬
blütigen Fritz Lobmeier zum Verhängnis wird. Sie
wußte die Natur dieses jungen Mädchens, das
ganz selbstlose hingebende Liebe ist, das erfüllt ist
von der Leidenschaft zu dem Geliebten, dem Ein¬
zigen, trefflich zu kennzeichnen. Den Uebergang vom
höchsten Glück bis zum grenzenlosen Schmerz, der
Verzweiflung, wußte sie ausgezeichnet zur Dar¬
stellung zu bringen. Den Höhepunkt erreichte ihre
Darstellungskunst im letzten Akte, als sie erfährt,
daß ihr Geliebter im Duell um eine Andere gefallen
it, in dem unser vor¬
ist. Das war auch der Mom
derr Oberspielleiter
trefflicher Charakterdarsteller
ndsten Lichte zeigen
Nasch sein Können im glän,
konnte. Rührend war es, wie dieser unglückliche
Vater erkennen muß, daß ihm das Herz seines
Kindes, sein Kind selbst verloren geht.
Herr Riedl gab den Theodor Kaiser, den Freund
des jungen Lobmeier. Auch er fand im dritten
Akte bei der großen Szene, als er dem unglücklichen
Mädchen den Tod des Freundes zu verkünden hat,
Gelegenheit, sein reiches vielseitiges Talent zu be¬
weisen. Diese Szene war unvergleichlich schön und
ergreifend.
Noch zwei vortreffliche Rollen besitzt das Stück:
Jene der leichtsinnigen, aber doch gemütvollen Mizzi
Schlager, die das Leben von der leichten Seite
nimmt, und die des gleichfalls lebenslustigen und
lebenshungrigen Fritz Lobmeier. Frl. Han und Herr
Mahr boten in diesen Rollen so Vorzügliches, daß
nur eine Stimme des Lobes herrschte. Herr Schneider
spielte die kleine Rolle des „Herrn“ gleichfalls vor¬
trefflich. Auch Frl. Frolda (Frau Binder) und die
kleine Kramer seien nicht vergessen.
Die Regie führte Herr Oberspielleiter Nasch mit
gewohnter Meisterschaft. Es gab reichen Beifall und
schöne Blumenspenden. Es war ein sehr-Chuner und,
genußreicher Abend.
Ausschnitt aus:
Salzkammergit-Zoitung
vom:
#Rtmnunden
Theater und Kunst.
Saisontheater in Gmunden.
Auf Ibsens John Gabriel Borkmann“, „Hasemanns Töchter“ von
L Arronge, hierauf Morrés „'s Nullerl“ und zum Dessert Schnitzlers „Lie¬
bekei“ ein abwechslungsreicheres Menü wird wohl felten noch zusammen¬
gestellt worden ssein] Wir müssen uns angesichts dieser Fülle der Genüsse
auf das Dessert beschränken, zumal dieses nicht gerade sehr leicht verdaulich
ist. Der Wiener Artur Schni
t in den neunziger Jahren ein
Stück geschrieben, das Dramatiker begründete. Das
Töchterchen eines Theatermusikers hat eine Liebelei mit einem Hochschüler
aus seinem Hause, dem das Studieren Nebensache und das Lieben die
Hauptsache ist. Das Mädchen, ein bisher unverdorbenes Kind, faßt aber
eine wirkliche Herzensneigung zu dem im Grunde blasierten Jüngling,
dem sie doch nur Zeitvertreib und Spielzeug und sonst weiter nichts ist.
Sie muß es erleben, daß ihr Herzallerliebster von einem erzürnten Gatten,
mit dessen Frau der liebebedürftige Jüngling sich gleichfalls eingelassen
Hatte, im Duell niedergeknallt wird. Damit schließt das Stück. Es zeigt die
Dekadenz gewisser moderner Kreise, spricht aber noch viel lauter von der
Dekadenz unserer Wiener Literatur. Der Behandlung derartiger Probleme,
die ihre Wirkung doch nur im Pikanten suchen, hat unsere Bühnenliteratur
den heutigen Tiesstand zu verdanken. Mehr Worte darüber zu verlieren
ist wohl nicht nötig. Eine unbefriedigte, quälende Stimmung und die be¬
rechtigte Frage: „Wozu das Ganze?“ waren das Endresultat der Auffüh=t
rung dieses Schauspieles. Die Darsteller waren noch einmal mit ganzemst
Eiser bei der Sache. Frl. Lilard verstand infolge ihres nicht alltäglichen
Talentes in ihrem Studentenlieb eine Gestalt ergreifender Tragik zu schaf¬
fen und kam durch ihre Darstellung dem Dichter sehr zu Hilfe, Frl. Pistor
verklärte durch ihren Liebreiz die Rolle des Backsisches mit den leichten
Sitten, Herr Rolden und Herr Walter entledigten sich ebenfalls ihrer
Aufgabe mit größtem Geschick, Herr Hübner verkörperte den alten Te¬
atermusiker und Vater in wirkungsvollster und rührender Weise, fürz,
die Vorzüge unseres Ensembles kamen auch bei dieser Schlußvorsteltung
noch einmal voll und ganz zur Geltung.
Dreh.
(Quellenangabe ehne Oewähr.)
Ausschnitt
Fisbader Tagsidt.
von. 9
)( Stadttheater. Dienstag, den 28. November:
„Zibelei“, Schauspiel in 3 Akten von Arthur Schnitzler. —
In „Viebelei“ läßt uns Schnitzler einen Blick in vie ergeerfend.
Tragik des Lebens tun, indem er so erschätternd ein Menschen¬
schicksal entrollt, daß dieses Schauspiel seine Wirkung auf das
Publikum nie verfehlen wird, wie auch dieser Theaterabend
wieder gezeigt hat. Die um ihre Liebe betrogene arme kleine
Christine fand in Fräulein Weinberger eine Vertreterin, welche
den Anforderungen dieser Rolle vollends gewachsen war: zuerst
ganz das auschmiegende süße Wiener Mädel, dann voll echtester
und ergreifendster Verzweiflung in ihrem Schmerze. Fräulein
Telona traf treffend den leichten Ton der Mizzi, und ebenso
Fräulein Schwarz den der boshaften Nachbarin. Die beiden
„jungen Leute“ hatten in den Herren Storm und Olben an¬
gemessene Darsteller, und auch Herr Preiß als zärtlicher Vater
wurde seiner Aufgabe auf das beste gerecht. Gleicherweise
machte auch Herr Walluch seine Sache in seiner kleinen Rolle
recht gut. — Das gut besuchte Haus folgte der Vorstellung
mit lebhaftem Interesse und spendete den Darstellern bei dep
Aktschlüßen wohlverdienten veichen Reifall