II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1296

Liebelei
5. L box 12/7
Wanun
mungsdrama wie „Liebelt“ nicht allen Duft zu nehmen
vermocht. Denn es hat nicht nur die Farbe einer be¬
stimmten Zeit, sondern den bleihenden Duft der Jugend.
In dem Erleben Christinens, die ohne die Leichtigkeit de¬
Wiener „Süßen Mädels“ an der alles entwertenden E
täuschung einer ersten, tiesen Liebe zugrunde geht, liegt
dieses Unzerstörbare, weil sich diese Erlebnisform in jede
Gewande wiederholen kann und muß. Und weil
Motiv vom Musikus Miller und seiner Tochter,
Faust=Gretchen=Motiv in modern=bürgerlicher Ver##
rung hineinklingt, so schwingen in Schnitzlers „L###tei“
Gemütstöne, die im deutschen Drama besonde# innigen
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Nachhall finden. Mag man dem Schauspiel Schnitllers als
Fehler nachsagen, daß es seine stärkste Wirkung sihnn im
ersten Akt ausgibt, es hält die Schmerzlichkeit des Liebes
erlebnisses doch bis zum Schluß in so voller Stimmungs¬
kraft festdaß es, als Ganzes genommen, ein rundes, reise¬
Kunierk
Drescher Nachrichten
ist und dauernde Bühnenwirkung bewahr:
Für die Darstellung hat man im Schauspiel die trefflichsten
Kräfte, Ob der wienerische Ton in voller Echtheit getroffen
Königliches Schanspielhaus. Es müssen wohl Gründe wird, wage ich mangels genauer Kenntnis nicht zu er
Rußerricher Art gewesen sein, die uns in der letzten Woche scheiden; der überzeugende Schein ist im ganzen da. Will.
der Spielzeit eine Neueinkudierung
Schnitzlerssgleindschegg, der Oesterreicher, färbt jedenfalls als be¬
„Li
i“ beschert haben, wobei sygar
stere der beiden jungen Leute gut wienssisch und ha¬
bolungsvorstellung verzichtet wird. Zu hoffen bleibt, daß auch die nötige Schwere und Gefühlskraft für die Rolle
das Stück im Spielplan der Winterszeit wieder erscheint, [Alexander Wierth findet sich mit gewohnter Sicher
denn die Aufführung ist get und gehaltvoll, und Schnitzlers heit im Milieu zurecht. Den besonderen Grisettentov schein
Schausviel, das sein erster großer Bühnenerfolg war, kenn=Imir Aurelia Jank nicht in aller Farbenechtheit
zeichnet noch immer seine dichterische und dramatische Art Gehabens zu erfassen, so frisch sie auch wirkt. Dagegen
sam besten. Gewiß hat er die anfänglich so einseitig erotischefschafft Maximiliane Bleibtreu als Frau Binder
Thematik seines Kunst erweitert und hat mit Wersen wie
etwa „Professor Bernhardi“ oder „Der junge Megardus“ eine geschwätzige Kleinbürgersfrau von ergötzlichster Lebens¬
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gezeigt, daß er auch anders kann; menn man aber Schnitz= wahrheit. Die Seele des Stückes und der Aufführung
die Christine, die Alice Verden mit vollster Gsfü
1lers Namen nennt, so klingt er doch mit der Erinnerung aushinagse und einer Keuschheit spielt, in der alle seelische
be, weiche, melancholische, aber auch grausame und un=Tiefe der Schnitzlerschen Dichtung ergreifend zutage tritt
serbittliche Erotik seiner Frühwerte innig zusammen. Die
haben nun schon den Reis vergangener Stimmungen aus Hanns Fischer schafft als Mustkus Weiring ei
einer Zeit vor mehr als zwei Jahrzehnten, wo von Wieneisen, rührenden Vätergestalten. Deu namenlosel Hirr
her eine schloffe, weichliche und doch so bestrickende und ere gibt Lothar Mehnert mit bedrohlichem Ernst.) MZ.
regende Luft in die deutsche Dramatik strömte und ihr den
Auhauch verwischter Farben und schmerzlicher Ironien gab.
Die problemsuchende Technik Ibsens wurde da ins novelli¬
stisch Verklingende und Milde abgestumpft. Inzwischen
haben von vielen Seiten scharfe Winde auch in das erotische
Gesühlsleben geweht; aber sie haben doch einem Stim=?