II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1312

5. Liebelei
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Wien, I., —#.
Toltschegner Ansgen
Tepits, Böhmen
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Theater und Mulik.
Asichelei“. — LApschifdssouper“]
Es ist gebißsehreschme#### e Enfemble, das
sich aus Ka#herschen Fräften zusammensetzt, den
Reiz und d#e übenswarme Anmut des Wienertums
zu perdolmetschen. Mit der Unkenntnis Wiener
Mundart fällt ein gutes Stück der erfrischenden
Wirkung, die den Häuptwert Schnitzlers ausmacht.
Doch auch das, was sonst noch zu dem gutbeobachte¬
ten psychologischen Slizzenhaften seiner Art gehört,
würde durch mangelndes darstellerisches Vermögen
schon von Anfang an gründlich verdorben. Auch
der zu erwartende Heiterkeitserfolg, welcher dem
erträglichen, flotter aufgefaßten und gespielten „Ab¬
schiedssouper“ zuteil wurde, konnte nicht über das
gerabezu peinliche Versagen der Hauptdarsteller
der „Liebelei“ hinweghelfen. Eine Beurteilung der
Einzelleistungen ist hiebei überflüssig. Für den ver¬
hinderten Herrn Huttig übernahm Herr Heim
aus Reichenberg die Rollen des Theodor und Max,
denen er auch mühelos gerecht wurde. Auch Frl.
Rode gefiel durch lebhaftes, frisches Spiel. Gab
sich Herr Lindt auch Mühe, den vornehmen Lebe¬
mann zu markieren, so war ihm wenig Gefolg be¬
schieden. Alles übrige war mittelmäßig oder noch
darunier. Frl. Copony ist eine hier ganz un¬
mögliche Anfängerin, die durch die aufgewandte
Mühe und Effekthascherei gegen Schluß nicht im¬
stande war, die Ausdruckslosigkeit, die allgemeine
Heiterkeit erweckte, zu erwischen. Es war wohl die
schwächste Vorstellung seit langem. Die Spielleitung
hatte ausnahmsweise den Anfang auf 8 Uhr ver¬
schoben, dafür ende
anerst um halb 11 Uhr.
Mit großem Woylwollen haben bisher Publikum
und Berichterstattung über gelegentliche Schwächen
und Fehler hinweggesehen, doch muß man sich
schließlich dagegen verwahren, im Schauspiele Lei¬
stungen und Aufführungen derart zweifelhafter
Güte geboten zu erhalten.
[Wohltätigkeitskonzert in Brüx.
Am Mittwoch den 5. Dezember halb 8 Uhr abends
findet in Brüg im Saale des „Hotel Roß“ ein
Wohltätigkeitskonzert zu Gunsten des Roten Kreu¬
zes sowie des Witwen= und Waisensonders statt. Die
Leitung hat der auch hier bekannte Schauspieler
Herr Fred Landerer vom Leipziger Schauspiel¬
haus übernommen. Bestellungen auf Karten zu
K 4 und K 3 nimmt schriftlich die Buchhandlung,
Gustav Gabert, Brüx, entgegen.
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Teplitzer Zätupg
Teplitzer Stadttheater.
Schnitzler=Abend.
„Liebeier„Abschiedssouper“.
Der gestrige Abend war alles nur keine Ehrung
des liebenswürdigen Wiener Dichters. Die Auffüh¬
rung Schnitzlerscher Stücke setzt vollendete Sprech¬
technik und gewandteste Sicherheit bei jedem Mil¬
wirkenden voraus. Wo aber die Gabe feinerer
Nuanzierung oder die Fähigkeit fehlt, sie mit Ge¬
schmack und im Sinne des Dichters zu geben, da muß
man auf die Aufführung von Salon= und Gesell¬
schaftsstücken verzichten. Den Städten Teplitz und
Aussig darf man einen solchen Verzicht nicht zumuten.
Beide Städte haben ein Schauspielpersonal und sind
berechtigt, künstlerische Anforderu gen an die¬
ses zu stellen. Was uns aber gestern geboten wurde,
steht tief unter dem Durchschnitt einer Provinzbühne.
Namentlich fehlt den derzeitigen weiblichen und
männlichen Liebhaberkräften zu viel, als daß es ihnen
gestattet sein sollte, auf unserer Bühne in Konver¬
sationsstücken in größeren Rollen hervorzutreten.
Eine ganz neue Kraft gab die Christine mit einer er¬
staunlichen Unzulänglichkeit, die sich gleicherweise auf
die Sprache (die Dame kann nicht wienerisch reden)
und auf das Spiel erstreckte. Im „Abschiedssouper“
vergriff Frl. Rode ihre Rolle. Nur Frl. Walden
vermochte als Mizzi Schlager zu befriedigen. Auch
Frl. Maylor ließ Dialektkenntnis vermissen und
verschärfte als Frau Binder allzusehr den Ton, in
den sie zuviel Verbitterung legte. In Herrn Heim
vom Reichenberger Stadttheater, der in beiden Stük¬
ken den lebemännischen Freund gab, konnten wir ei¬
nen hier wohlbekannten, gewandten Darsteller be¬
grüßen, den einzigen, der neben Herrn Brüngger
(Weiring) seiner Aufgabe gerecht zu werden ver¬
mochte. Herr Lindt bestätigte als Fritz Lobheitser
und noch mehr als Anatol unsere frühere Beurtei¬
lung. Herr Weill gab den beleidigten Gatten.
Herr Mordo hatte den Geschmack, als Oberkellner
eines erstklassigen Restaurants mit einem grauen
Vollbart zu erscheinen. Trotz der Verzerrung der bei¬
den Schnitzlerstücke durch die Träger der Hauptrollen
fehlte es bei den Aktschlüssen nicht an Beifall. Es
gibt eben noch immer Leute, die den Wiener Dichter
nicht kennen. Die anderen waren aufgebracht oder
lächelten mikleidig.