II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1313

Liebelei
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5. Snnnnn
20 K#-- Peplitz-Schönaner Ansuiger
Teplitz, Böhmen
a G.) Nach
##gezügelten Tem¬
agner als Magda:
erwies, in welche sie ihre ganze Persönlichkeit legte
und so ihrer Rolle ein weibliches Seitenstück von
Niepescher Herrenmoral ausprägte, mußte ihre Chri¬
stine in Schnitzlers vielgespielter „Liebelei“ eine
Enttäuschung bringen. Stellt doch diese Rolle viel
zu wenig Ansprüche an eine vertiefte Durchführung
irgendeines Problems. Leicht und tändelnd im Ein¬
satz erwächst erst spät und dann allerdings plötzlich
mit aller Macht aus dem leichtfertigen Spiele eine
tiefere, das Leben des Mädchens vernichtende Nei¬
gung. Diese zu einem Kammerstück schauspieleri¬
scher Kunst in Wort, Ton und erschütternder Ge¬
bärde ausgestaltet zu haben war gestern ihr Haupt¬
verdienst. Zu bedauern ist nur, daß wir diesmal
nicht Gelegenheit hatti:, hire ganze Kunst vollauf
entfaltet zu sehen unsdan ihrer Seite Fauren ge¬
sehen zu haben, die ihrer Kraft und ihrem Plane
nicht immer entsprachen. Die Vaterrolle gleich ist
mit eine von jenen, in denen der Psycholog Schnitz¬
ler seine Gestalten nach der seelischen und Verstands¬
seite stützt und nicht alles im kecken Leichtsinn des
Grisettentums des süßen Wiener Mädels flach ver¬
laufen läßt. Diese Rolle war sehr schwach in Auf¬
führung und Durchführung durch Herrn Hof¬
stäbter, der auch als Spielleiter viel Heiterkeit
erntete durch ganz einfache, technische Mängel, wie
ein selbstspielendes Klavier, das mit einer Kerze in
einen angeblich dunklen Gang gebracht wird, wo
strahlende Helligkeit herrscht — Dinge, die hier nicht
notwendig wären. Frl. Linzer gab die leicht¬
fertige Freundin Mizi mit Heiterkeit und Laune.
Herr Serbouset dagegen vergriff durch sein
unglückliches Spiel und sein zweckloses Pathos und
durch den meist falschen Satzton seinen Fritz voll¬
ständig, Überrascht hat Herr Lichtenberg als
Theodor, der eine ganz neue Saite anschlug und in
ein lebensfrisches Spiel Züge eines gutwirkenden,“
leichten Humors einflocht. Er verfügte über einen
reichen Wechsel gut empfundener Stimmungen und
wurde sehr begrüßt. Frl. Jelly wirkte durch un¬
verfälschten Hernalser Dialekt und Herr Grad¬
nitzer sehr diskret wie immer in den kurzen Rollen.
Es gab viel Beifall, der dem Gaste und der Thea,
tralik des Stückes galt.

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Der Humorist. Wien
n.
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[Aus Teplitz wird uns berichtet: „Da die Operetten¬
nenheiten ihren Weg nach der Provinz noch nicht gefunden haben,
sp müssen die alten Schlager herhalten. Kälmäns „Csärdäsfürstin,
fand bei der jüngsten Aufführung eine so stürmisch beifällige Auf¬
nahme, als wenn es sich um die Erstaufführung dieses lustigen
und melodienreichen Werkes gehandelt hätte. Seitens der Darsteller
wurde nur wenig dazu beigetragen, diese Operette lebenskräftig
zu erhalten; bloß Frl. Krainz bot als Sylva eine in jeder Be¬
ziehung einwandfreie Leistung. Frl. Percival sah wohl recht lieb
aus, konnte aber die Komtesse Stasi darstellerisch nicht glaubhaft
gestalten. Von den Herren wäre noch Herr Habeck, welcher den
Edwin elegant spielte, zu nennen, während Herr Brioni als Graf
Boni diesesmal sich zu Uebertreibungen, zu welchen diese Rolle
vielfach Gelegenheit bietet, verleiten ließ und dadurch den Gesamt¬
eindruck beeinträchtigte. Als tüchtige und verläßliche Stützen des
Ensemvles bewährten sich wieder die Herren Schönholf und Golda. —
Gleich mit dem ersten „Schnitzler=Abend“ hatten wir Pech. Unseres
Schauspielträfte verstehen es weder int die Werterdrs wiener Dich¬
#ters sich hineinzuleben, noch bringen sie es fertig, dessen Sprache
zu reden. So konnte es geschehen, daß zwei reizende Stücke
„Liebelei" und „Abschiedssouper“ hier gänzlich versagten. Von allen
Mitwirkenden war nur Her= Wilhelm Heim, vom reichenbergers
Stadttheater, am Platze, der es verstand, den richtigen Stil zu
treffen. Von den Damen waren Frl. Walden (Schlager=Mizzi),
viel zu laut und Frl. Coporcy (Christine) total unmöglich, Herr¬
Lindi (Fritz) zerfahren und Herr Weil schon im Aeußeren nicht
ernst zu nehmen. Herr Brüngger (Weiring) ist zu loben. — Als
Einleitung zum „Ring=Zyklus“ wurde Richard Wagners „Die Wal¬
küre“ aufgeführt. Ueber die Vorstellung läßt sich durchwegs
Lobenswertes melden. Hervorragend in jeder Weise war Fräuleins
Nauneg als Sieglinde und ein gleiches Lob muß der Brunhildes
des Frl. Nabert gespendet werden. Herr Bullinger sang den Sieg¬
mund mit Verständnis und Empfinden. Sehr schön brachte Herr
Hellmuth den Hunding zu Gehör: Herr Nobinson stellte mits¬
seinem Wotan eine wirklich prächtige Figur auf die Bühne. Nicht
zu vergessen die ausgezeichnete Fricka des Frl. Kindermann und die
Sängerinnen der Walküren, welche ihre Aufgaben einwandfrei
lösten. Der Spielleitung des Herrn=Flam gebührt volle Aner¬
kennung. Das Orchester feierte unter Hammerschlags Leitung einen
Ehrenabend. — Mit allen Erfolgen einer gelungenen Erstaufführung
ging das Singspiel „Lang lang ists her', von Robert Stolz, in
S. K.
Szene.“