II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1321

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und traulichen Ausstattung eine große Anziehungskraft auf das
einer der letzten künstlerisch abgewogensten Novellen
getauf
vornehme Publikum.
Schnitzlers („Badearzt Gräsler“) wieder zum Kristall¬
mögli
gebilde der Edeleinfachheit wird.
Eindr
und n
Literatur.
Kunst und
Theater,
Nur die alte, wundervolle Figur des Musikers, nur einen
Wien, 2. März.
der Vater Weyring ist nicht wieder auferstanden im der k

weiteren Leben dieser Gestalten bewegien Dichterwelt. Der grand
Burgtheater.
herzensliebe Bejaher von Jugendrausch und Glück, dem verpf¬
Von Naimund zu Schnitzler. Daß das Burgtheater
die tiefe Weisheit geworden war, seiner Christine Gesel
Tag“
innerhalb vierzehn Tagen diesen Weg zurückgelegt hat,
Frühlingstraum mit leisem Herzen zu beglelten, er
„Gese
ebenso monumental im Allverstehen wie Hebbels Meister
mag dem äußeren Zufall angehören. Immerhin konnten
Anion in der düsteren Abwehr seines „Ich verstehe diese Spar
kaum auf eindringlichere Weise Unterströmungen der
Welt nicht mehr“. Die naive Seele des alten Weyring war
Tradition erwiesen werden Die (aus dem allegorischen
flugbereit für viele andere Probleme, die der Dichter von
Beiwerk gelöste) Poesie des schlichten Menschentums, welche
ihr gefordert hätte. Weshalb blieb sie von ihm fernerhin
des Oesterreichers Raimund wundervolles Vermächtnis
unerlöst? Vielleicht weil ihr tiefes Volkstum im schöpferisch
ist, schlägt nach 70 Jahren des Schlafes ihre tiefen Augen¬
sie auch
wieder auf. Ein junger, noch wenig bekannter Dichter
elementaren Sinn niemals lebendig wurde, ist
schreibt im Jahre 1894 das Schauspiel „Liebelei“.
Da= dem späteren Schnitzler entglitten. Sie verlangte nach
begin
einem Darsteller gleichen Blutes.
mals war das Raimund=Theater erbaut worden. Man
Masf
Nun ist Girardi gekommen und hat die tiefe Innig¬
wollte unter diesem symbolisch gewordenen Namen dem
erste
erloschenen Volksstück einen neuen Boden bereiten. An¬
keit der österreichischen Volksgestalt zauberhaft erlöst. Seine ein.
gesagte Literaturprogramme aber versagen stets wie an= hohe Kunst, Kunst zu reiner Menschlichkeit zu erhöhen, unge
gesagte Revolutionen. Es gibt ebensowenig eine „Pflege
zeigte sich in ihrer schlichten Größe. Nur gerabe dieser 50.00
des Volksstückes“ als es eine Pflege der Wald=, Wiesen= und frühlingsliebe Greis mit der kindlichen Seele konnte dieser besu¬
Bergflora, aller wildsüßen Blüten eines besonderen Land= Christine Vater sein. Der herrliche Celloton seiner Stimme, des:
striches geben kann. Weshalb wachsen auf den Abhängen
die Melodie war; die wundervolle Schwingung seiner und
des Bisamberges Blumen, die dieses Stückchens Erds Rede, deren einzelnes Wort durchflutetes Erlebnis ist, die Gem
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Wlleinbesitz sind? (Wie in der Bötanik zu lesen ist.)karge Zurückhaltung seiner erschütternden Trauer. Dies alles Kilo
flei
Warum auf den Wiesen des Kaltenleutgebener Hügellandes heißi Vollendung. Frau Medelskys Christine ist geblieben
trotz
was sie war. Mehr des Lobes ist nicht zu sagen. Lustig Herr
eine Orchideenart, die nur in diesem Himmelsstrich der
wert
Sonne innig Antwort gibts Gleiches Geheimnis natur= Lackner. Forciert lustig Fräulein Kutschera. Herr Gerasch Veri
hafter Kräfte waltet um die Atmosphäre der geistigen war nicht österreichisch. Sondern internationaler Liebhaber¬
zu 1
Kilo
Zeugung völkischer Dichtungsart, die Menschen erblühen theater=Liebhaber. Frau Kalbek aber wußte um das
sind
läßt, wie sie an einem einzigen Plätzchen der weiten Welt Geheimnis der Atmosphäre die der unverwelkliche Zauber
und
einzig gedeihen. Einzigartige Menschen, und doch wieder
des österreichischen Volksstückes „Liebelei“ ist. B. Z.
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durch ihre ungetrübte Wesenhaftigkeit dem Allmenschentum
zu tiefst verbunden. So sind Gestalten unserer echten
(Freivorstellung.) Als Schülervorstellung wurde im steir
Volksdichter Wurzeltriebe dieser österreichischen Erde und
Burgtheater Lessings, vor wenigen Tagen neuinszenierte Tir¬
sind doch noch anderes. Sind Sager und Sänger des
„Emilia Galotti“ aufgeführt. Die Neubesetzungen
— der Träne,
Ewigkeitszuges. Der Liebe, des Glückes -
wurden an dieser Stelle bereits eingehend gewürdigt. den
Das jugendliche Publikum war von dem Stück und der gan
des Todes!
Darstellung gleichermaßen begeistert und gab diesens3w
Und es kam, daß Raimunds Werk nicht im Raimund=] Gefühlen durch stürmischen, herzlichen Beifall nach allen mack
die
Aktschlüssen sichtlichen Ausdruck.
Theater den Fortsetzer fand, sondern daß sich das Volks¬
stück sein neues Recht (dem Recht, mit dem wir geboren
sind,) im Burgtheater erschlich. Weil dort im Jahre 1896
Das Kino-Theater.
Artur Schnitzlers Schauspiel Liebelei“ zur ersten Auf¬
Im Lebenswirbel.“ Alles, was der Film versprach und #e
führung „klangte. Damals, zu Burckbardts Zeiten, empfand noch mehr hält er auch, einzig durch Asta Nielsen. Sie trits
Bez
die Kennerschaft in diesem Stück Talent, Originalität,schon in der ersten Szene auf und von dem einfachen hausfrau¬
hind
Können, Seele, Bühnenwirksamkeit. Zum Volksstück lichen Spiel entfaltet sich in steigenden Konflikten ihre große Wie
erlesener Volksart ist es erst ganz von selbst nach zwanzig Ausdrucksfähigkeit, ihre edle, gemessene Mimik. Die Handlung per
Jahren geworden. Bis Distanz das Pittoreske der Kon= und alle Nebenspieler wollen gar nicht interessieren neben ihr und
turen zu Klassizität rundete und das Schlagwort des erscheinen auch dem Zuschauer von vornherein nebensächlich, lich.
Tages als das Wahrwort einer Menschenart ge= Dennoch sind besonders die ersten beiden Akte des Dramas in Ver
blieben ist. Christine! Kleine, seltsame Orchidee des schönen klaren Linien geführt, stellen Magrit (Asta Rielsen) ani her
die Seite eines kranken Malers und lassen die Leidenschaft zu
gut,
Wienerwaldes. Mit dem duftenden Herzen. Bis zu dem
einem Freund des Hauses entflammen, eine Fülle Stichworte auf¬
übe
Tage, als ein Dichter dich sah und pflückte, haben die
werfend für das komödiantische Gesicht der Nielsen, welches aus
erzi
Menschen nichts von dir gewußt, jetzt aber gehörst du zu
den kleinsten und gewöhnlichsten Empfindungen ein Erleben und Dle
Miterleben für alle macht. Die Nielsen tritt in diesem ersten
den lieben Hausgöltern dieses Landes und aller Liebenden
da
der Welt. Du bist Wahrheit und Symbol. Du bist zu Film ihres Wiedererscheinens mit der charakteristschen Haartracht
erh.
auf, die in allen Bildern von ihr wiedergegeben ist. Sie zeigt sich
höherer Unwirklichkeit — wirklich. Bist Körper und Traum.
auch als Künstlerin der Toilette, denn von Szene zu Szene
Bist Melodie. Man könnte dich als eines Dichters leiden¬
Nr.
wechselt sie das Kleid, und es ist ihr eigenes Geschick, sich jede
schaftliches Erlebnis erkennen. Aber du bist mehr als erlebt.
Toilette so zu unterwerfen, daß man gar nicht merkt, sie habe das
Ari
Du bist durchlebt! Diese Züge edler Sanftmut, weicher Hin¬
Gewand vertauscht, während doch die meisten anderen Frauen
prei
gebung, lässiger Anmut, sinnlich träumerischer Glut und
und selbst Künstlerinnen ihre Persönlichkeit hinter der Toilette
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lau loser Glückserwartung sind nicht eines Einzelnen
K.:
völlig aufgeben. Nach den beiden ersten Akten echter Leidenschaft
Besitz. Sondern eines Volkes, diesem Einen anvertrautes
folgt im Drama ein launisches Quiproquo, das wohl nur den
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Zweck verfolgt, die ohnehin schon durch ihre Darstellerin überaus
Seelengut.
interessante Heldin durch die äußere Handlung noch interessanter
zu machen. Immerhin, der Film ist schön gemacht, zählt viele in
Und ist doch nicht einzig nur Form gewordener
reizvolle Landschaftsbilder und ist in jeder einzelnen Rolle sehr
K.
gut vertreten. Vor allem, er hat uns Asta Nielsen gebracht.
Typus einer Volksart. Denn Christine gehört zu der
K.
großen, weitverzweigten Familie jener Gestalten, die die und es ist eine Freude, sie spielen zu sehen. Man erinnert sich,
Persönlichkeitsmarke eines Schöpferischen krönt. Nicht wenn man ihre Szenen im Film verfolgt, daß sie — und daß sie
anders als mit Familienähnlichkeiten ist ja die Wesens= mit vollem Recht genannt wurde: die Duse des Films. (Burg¬
erinnerung zu kennzeichnen, mit der Natur irgendwiel Kino.)
Repertoire=Stücke.
Menschen oft verbindet, über Grenzen von Zeit und Raumi
hinweg. So ruht auch der Kreis eines schöpfer.schen
„Flammenträume“ mit Waldemar Psilander — Votiv=ges
Lebensgestalters in dunklen Verbundenheiten verstrickt.spark=Kino.
Oft eine Geste nur, ein Laut, der Schimmer eines Blickes
„Des Goldes Fluch“ — Elite=Kino, Johann
weckt dieses mystische Gefühl tiefer Urverwandtheit.] Strauß-Kino.
„Cajus Julius Cäsar“ — Kosmos=Kino.ve
Vielleicht sind Vorstellungen, aus der bildenden Kunst