II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1324

Liebelei
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5. B 4
00 Kunst und Bühne.
Wien. 2. März.
Burgtheater. Als Weiring in der „Liebelei“ tat
gestern Alexander Cirardi seinen zweiten Wurf.
Wer des Künstlers Art und die Rolle kennt, war von
vornherein von dem Gelingen überzeugt. Girardi über¬
raschte nur insoferne, als er noch schlichter, inniger und
wärmer war, als man es erwartet hatte, und man
darf es ruhig sagen, daß jetzt erst, dreiundzwanzig
Jahre nach dem Entstehen des Stückes, die Rolle des
Weiring an den berufenen Darsteller geraten ist. Was
Schnitzler vom guten Geist des Wiener Volksstückes
übernommen hat, lebt in der Darstellung Girardis
wie eine Mahnung zur Rückkehr aus dem Ueberspitzten
und Ueberwitzten auf und diese Mahnung wirkte ge¬
stern um so stärker, als auch Frau Medelsky in der
erschütternden Wiedergabe der rührenden Christine
von gleicher volkstümlicher Schlichtheit war. Die neu¬
wienerische Welt Schn
#fand in Fräulein Ku¬
tschera und in Herrn Läckner keck zugreifende
Vertreter. Nur Herr Gerasch war weder alt= noch
neuwienerisch, sondern unwienerisch wie ein junger
Werther, der sich nach Lichtenthal verirrt hat.

(Burgtheater.) „Liebelei“. Den braven Vater der un¬
glücklichen Christine, jenes süßen Mädchens, dem zum Schicksal
wurde, was doch nur Episode war, spielt jetzt Herr Girardi,
Einfach und schön, die ganze Figur tief in weiches, warmes
Abendsonnenlicht getaucht. Etwas wahrhaft Urväterliches ist in
seinem Wesen. Etwas prinzipi Väterliches, das gar nicht der
Christine allein gilt, sondern al
Menschen, Tieren und Dingen.
Der liebe Mensch ... so ausg
rochen wie man sagt: der liebe
Gott. Am besten gefiel er mir
enn — das geschah manchmal —
sein Humor so sachte durchb!
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übers Burgtheater hinweg.
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tun muß, ich spiele ja Lit¬
aber eigentlich bin ich doch
der Girardi. Rührend der
espreizter Theatralik, den er in
den hochdramatischen Aug
hatte. Gegen Pathos reagiert
eben seine prächtige Natu
mit einem unwillkürlichen leisen
Einschlag von Parodie.
in nach dieser Liebelei ganz be¬
ruhigt. Girardi ist kräftig das Burgtheater. Seine Echtheit
trotzt allen Dichtern. E
Natur ist gottlob stärker als die
Kunst. Sie werden sie m anterkriegen!
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(Burgtheater.) „Liebelei“. Den braven Vater der un¬
glücklichen Chtistine, jenes saßen Mädchens, dem zum Schicksal
wurde, was doch nur Episobe war, spielt jetzt Herr Gixardi.
Einfach und (schön, die hanze (Figur tief in weiches, warmes
Abendsonnetzhcht gefticht, E##as#, wahrhaft Urväterliches ist in
seinem Wesen. Etwas prinzipiell Väterliches, das gar nicht der
Christine allein gilt, sondern allen Menschen, Tieren und Dingen.
Der liebe Mensch ... so ausgesprochen wie man sagt: der liebe
Gott. Am besten gefiel er mir, wenn — das geschah manchmal —
sein Humor so sachte durchblinzelte. Es waren Erkennungszeichen,
übers Burgtheater hinweg. Es sagte: ich tu so, weil ich hier so
tun muß, ich spiele ja Literatur . . . aber eigentlich bin ich doch
der Girardi. Rührend der Ton gespreizter Theatralik, den er in
den hochdramatischen Augenblicken hatte. Gegen Pathos reagiert
eben seine prächtige Natur sofort mit einem unwillkürlichen leisen
Einschlag von Parodie. Ich bin nach dieser Liebelei ganz be¬
ruhigt. Girardi ist kräftiger als das Burgtheater. Seine Echtheit
trotzt allen Dichtern. Seine Natur ist gottlob stärker als die
p.
Kuust. Si##m#den sie nicht unterkriegen!
Graser Tagblatt, Grat
4. 3. 19 8 Abendblatt
#alexunder Giratdi) hat als zweite Antritts¬
rolle im Wiener Hofburgtheater den alten Musiker
Weiring in der „Liebelei“ ###
Das Stück bemüht sich bekannklich, ein wienerscher
Volksstück vorzutäuschen. Mit Hilfe der Mit¬
wirkung Girardis gelingt es ihm beinahe, sobald
dieser auf der Bühne steht, vollständig. Er über¬
sonnt aber von den beiden Auftritten, die ihm
vorgezeichnet sind, mit seiner köstlichen Schlichtheit
und seinen ungekünstelten Herzenstönen das ganze
Stück. Diesmal hat er gezeigt, daß er sich nicht
nur als Halbgott der Feenwelt Raimunds, sondern
auch als Stein unter Steinen, die des Burg¬
theaters Größe aufbauen, zu fügen weiß. Das war
vielleicht die schwerere Aufgabe, unser großer Lands¬
—nn.
mann hat aber auch sie restlos gelöst.
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