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Innsbrucker Nachrichten
Oberleutnant Dr. phil. Josef Mayr wurde zum Hauptmann!
i. d. Evid. befördert.
Theater und Wrustt.
Stadtthrater Innsbruck. Heute abends halb 8 Uhr gelangt zum
erstenmale in dieser Spielzeit die dreiaktige Operette „Böccaccio“
von Zell und Genee, Musik von Franz Suppee, zur Aufführung. Die
Hauptrollen der vom Spielleiter Friedrich Pistol inszeylerten Operette
liegen in den Händen der Damen Felsen (Boccaccto), Bischof (Bea¬
trict), Dauber (Fiametta), Selhofer (Petronella) und Wickenhauser
(Isabella), sowie der Herren Betz (Lotheringhi), Schwarz (Prinz),
Pohl (Lambertuccio), Pistol (Scalza), Braun (Leonetto) und Stropp
(Kolporteur und Unbekannter). Die musikalische Leitung hat Kapell¬
meister Max Köhler inne. Nach dem zweiten Aft findet eine größere
Pause statt. Ende nach 10 Uhr. Die Vorstellung findet bei aufgeho¬
benem Stanunsitzvorrecht statt, auch haben Dutzend= und Ermäßi¬
gungskarten keine Gültigkeit. — Morgen Sonntag, den 17. März,
geht nachmittags halb 3 Uhr, bei ermäßigten Preisen zum letztenmale
die dreiaktige Operette „Die Rose von Stambul“ von Leo Fall in
Szene. Abends halb 8 Uhr findet die zweite Aufführung der Operette
„Boccaccio“ statt. — Monlag, den 18. März, wird zum erstenmale
in dieser Spielzeit das fünfaktige Dramg „Die Macht der Finsternis“
von Graf Leo Nikolajewitsch Tolstoi gegeben. Zu dieser Vorstellung
gelten die braunen Stammsitzhefte. Dutzendkarten sind gültig, Ermäßi¬
gungskorten ungültig. — Am Dienstag, 19. März (Josefitag), geht
nachmittags halb 3 Uhr bei ermäßigten Preisen Kalmans Operette
„Die Faschingsfee“ in Szene, abends halb 8 Uhr „Boccaccio“. (Auf¬
gehobenes Stammsitzvorrecht, Dutzend= und Ermäßigungskarten un¬
giltig.)
Liebelei. Schauspiel von Arthur Schnitzler. Die er schon oft gege¬
bene und immer mit großem Interesse aufgenommene Tragödie eines
Wiener „süßen Mädls“ das, für eine bloße Liebelei zu gut, an seiner
ersten, leidvollen Liebe zugrunde geht, war gestern in ihrer sonst
sicheren starken Wirkung anfänglich dadurch bedroht, daß es im ersten
Akte den Darstellern nicht recht gelingen wollte, Milien und Stim¬
mung (beides als Basis für die weitere Handlung sehr wesentlich)
richtig zu charakterisieren. Der Mangel lag vor allem an dem Un¬
vermögen aller Beteiligten, ihrer Sprache die gerade hier unerlä߬
liche leicht wienerisch: Färbung zu geben; durch den allzu merklichen
Zwang, diesen Ton möglichst ungezwungen vorzutäuschen, wobei jedes
natürlich erst recht aus der Rolle fiel, litt in logischer Folge auch das
allgemeine Tempo und Animo. Am ehesten fand sich noch Herr
Braun (Theodor) in seine Aufgabe, aber seine Partnerin Fräulein
Monee (Mizzi) konnte, so sehr sie sich auch bemühte, das leichtblü¬
tige, gemütliche und sorglosheiter liebelnde Wiener Mädel als Typus
im Gegensatz zur ernstgearteten und alles ernst nehmenden Christine
nicht zu überzeugender Geltung bringen. Herrn Ferstl gestattete
es zum Glück seine Rolle als Fritz, sich in dieser Beziehung weniger
Bloßen zu geben, wirkte aber doch immer noch etwas steif. Der
zweite Akt war schon besser. Hier war es zunächst Frau Bellau¬
Felda, die uns als spitzzüngige Frau Binder frische Wiener Luft
atmen ließ und dadurch die Handlung sozufagen erst richtig lokali¬
sierte. Herr Felda hatte es als Vater, in Maske und Spiel sehr
ansprechend, nicht allzuschwer, erfolgreich mitzutun. Bei Frl. Wel¬
ten (Christine) vergaß man das Fehlen des äußerlichen Wienertyps
bald über ihrem echten, aus dem innersten Empfinden dringenden
Spiel, das sich dann im letzten Akt in den leidenschaftlichen Schmer¬
zensausbruch Christinens zu hochdramatischer, erschütternder Wirkung
steigerte. (Angesichts dieser Leistung drängte sich die Frage auf, warum
man denn dem Frl. Welten, deren große Begabung auch von frühe¬
ren Erfolgen her hinlänglich erwiesen ist, in den letzten Monaten gar
so selten eine würdige Gelegenheit gibt, sich hervorzutun. Ein solches
Licht unter den Scheffel zu stellen, ist ein Luxus, den sich eine Spiel¬
leitung, die Ehrgeiz hat, nicht leisten darf.) Das volle Haus wurde
im Laufe des Abends warm und wärmer und spendete nach dem
zweiten und dritten Akte reichen Beifall.
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Liebelei. Schauspiel von Arthur Schnitzler. Die hier schon oft gege¬
jebene und immer mit großem Interesse ungmömmene Tragödie eines
Wiener „süßen Mädls“, das, für eine bloße Liebelet zu gut, an seiner
ersten, leidvollen Liebe zugrunde geht, war gestern in ihrer sonst
sicheren starken Wirkung anfänglich dadurch bedroht, daß es im ersten
Akte den Darstellern nicht recht gelingen wollte, Milien und Stim¬
mung (beides als Basis für die weitere Handlung sehr wesentlich)
richtig zu charakterisieren. Der Mangel lag vor allem an dem Un¬
vermögen aller Beteiligten, ihrer Sprache die gerade hier unerlä߬
liche leicht wienerisch: Färbung zu geben; durch den allzu merklichen
Zwang, diesen Ton möglichst ungezwungen vorzutäuschen, wobei jedes
natürlich erst recht aus der Rolle fiet, litt in logischer Folge auch das
allgemeine Tempo und Animo. Am ehesten fand sich noch Herr
Braun (Theodor) in seine Aufgabe, aber seine Partnerin Fräulein
Monee (Mizzi) konnte, so sehr sie sich auch bemühte, das leichtblü¬
tige, gemütliche und sorglosheiter liebelnde Wiener Mädel als Typus
im Gegensatz zur ernstgearteten und alles ernst nehmenden Christine
nicht zu überzeugender Geltung bringen. Herrn Ferstl gestattete
es zum Glück seine Rolle als Fritz, sich in dieser Beziehung weniger
Blößen zu geben, wirkte aber doch immer noch etwas steif. Der
zweite Akt war schon besser. Hier war es zunächst Frau Bellau¬
[Feida, die uns als spitzzüngige Frau Binder frische Wiener Luft
atmen ließ und dadurch die Handlung sozusagen erst richtig lokali¬
sierte. Herr Felda hatte es als Vater, in Maske und Spiel sehr
ansprechend, nicht allzuschwer, erfolgreich mitzutun. Bei Frl. Wel¬
ten (Christine) vergaß man das Fehlen des äußerlichen Wienertyps
bald über ihrem echten, aus dem innersten Empfinden dringenden
Spiel, das sich dann im letzten Akt in den leidenschaftlichen Schmer¬
zensausbruch Christinens zu hochdramatischer, erschütternder Wirkung
steigerte. (Angesichts dieser Leistung drängte sich die Frage auf, warum
man denn dem Frl. Welten deren große Begabung auch von frühe¬
ren Erfolgen her hinlänglich erwiesen ist, in den letzten Monaten gar
so selten eine würdige Gelegenheit gibt, sich hervorzutun. Ein solches
Licht unter den Scheffel zu stellen, ist ein Luxus, den sich eine Spiel¬
leitung, die Ehrgeiz hat, nicht leisten darf.) Das volle Haus wurde
im Laufe des Abends warm und wärnier und spendete nach dem
zweiten und dritten Akte reichen Beifall.
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Oberleutnant Dr. phil. Josef Mayr wurde zum Hauptmann!
i. d. Evid. befördert.
Theater und Wrustt.
Stadtthrater Innsbruck. Heute abends halb 8 Uhr gelangt zum
erstenmale in dieser Spielzeit die dreiaktige Operette „Böccaccio“
von Zell und Genee, Musik von Franz Suppee, zur Aufführung. Die
Hauptrollen der vom Spielleiter Friedrich Pistol inszeylerten Operette
liegen in den Händen der Damen Felsen (Boccaccto), Bischof (Bea¬
trict), Dauber (Fiametta), Selhofer (Petronella) und Wickenhauser
(Isabella), sowie der Herren Betz (Lotheringhi), Schwarz (Prinz),
Pohl (Lambertuccio), Pistol (Scalza), Braun (Leonetto) und Stropp
(Kolporteur und Unbekannter). Die musikalische Leitung hat Kapell¬
meister Max Köhler inne. Nach dem zweiten Aft findet eine größere
Pause statt. Ende nach 10 Uhr. Die Vorstellung findet bei aufgeho¬
benem Stanunsitzvorrecht statt, auch haben Dutzend= und Ermäßi¬
gungskarten keine Gültigkeit. — Morgen Sonntag, den 17. März,
geht nachmittags halb 3 Uhr, bei ermäßigten Preisen zum letztenmale
die dreiaktige Operette „Die Rose von Stambul“ von Leo Fall in
Szene. Abends halb 8 Uhr findet die zweite Aufführung der Operette
„Boccaccio“ statt. — Monlag, den 18. März, wird zum erstenmale
in dieser Spielzeit das fünfaktige Dramg „Die Macht der Finsternis“
von Graf Leo Nikolajewitsch Tolstoi gegeben. Zu dieser Vorstellung
gelten die braunen Stammsitzhefte. Dutzendkarten sind gültig, Ermäßi¬
gungskorten ungültig. — Am Dienstag, 19. März (Josefitag), geht
nachmittags halb 3 Uhr bei ermäßigten Preisen Kalmans Operette
„Die Faschingsfee“ in Szene, abends halb 8 Uhr „Boccaccio“. (Auf¬
gehobenes Stammsitzvorrecht, Dutzend= und Ermäßigungskarten un¬
giltig.)
Liebelei. Schauspiel von Arthur Schnitzler. Die er schon oft gege¬
bene und immer mit großem Interesse aufgenommene Tragödie eines
Wiener „süßen Mädls“ das, für eine bloße Liebelei zu gut, an seiner
ersten, leidvollen Liebe zugrunde geht, war gestern in ihrer sonst
sicheren starken Wirkung anfänglich dadurch bedroht, daß es im ersten
Akte den Darstellern nicht recht gelingen wollte, Milien und Stim¬
mung (beides als Basis für die weitere Handlung sehr wesentlich)
richtig zu charakterisieren. Der Mangel lag vor allem an dem Un¬
vermögen aller Beteiligten, ihrer Sprache die gerade hier unerlä߬
liche leicht wienerisch: Färbung zu geben; durch den allzu merklichen
Zwang, diesen Ton möglichst ungezwungen vorzutäuschen, wobei jedes
natürlich erst recht aus der Rolle fiel, litt in logischer Folge auch das
allgemeine Tempo und Animo. Am ehesten fand sich noch Herr
Braun (Theodor) in seine Aufgabe, aber seine Partnerin Fräulein
Monee (Mizzi) konnte, so sehr sie sich auch bemühte, das leichtblü¬
tige, gemütliche und sorglosheiter liebelnde Wiener Mädel als Typus
im Gegensatz zur ernstgearteten und alles ernst nehmenden Christine
nicht zu überzeugender Geltung bringen. Herrn Ferstl gestattete
es zum Glück seine Rolle als Fritz, sich in dieser Beziehung weniger
Bloßen zu geben, wirkte aber doch immer noch etwas steif. Der
zweite Akt war schon besser. Hier war es zunächst Frau Bellau¬
Felda, die uns als spitzzüngige Frau Binder frische Wiener Luft
atmen ließ und dadurch die Handlung sozufagen erst richtig lokali¬
sierte. Herr Felda hatte es als Vater, in Maske und Spiel sehr
ansprechend, nicht allzuschwer, erfolgreich mitzutun. Bei Frl. Wel¬
ten (Christine) vergaß man das Fehlen des äußerlichen Wienertyps
bald über ihrem echten, aus dem innersten Empfinden dringenden
Spiel, das sich dann im letzten Akt in den leidenschaftlichen Schmer¬
zensausbruch Christinens zu hochdramatischer, erschütternder Wirkung
steigerte. (Angesichts dieser Leistung drängte sich die Frage auf, warum
man denn dem Frl. Welten, deren große Begabung auch von frühe¬
ren Erfolgen her hinlänglich erwiesen ist, in den letzten Monaten gar
so selten eine würdige Gelegenheit gibt, sich hervorzutun. Ein solches
Licht unter den Scheffel zu stellen, ist ein Luxus, den sich eine Spiel¬
leitung, die Ehrgeiz hat, nicht leisten darf.) Das volle Haus wurde
im Laufe des Abends warm und wärmer und spendete nach dem
zweiten und dritten Akte reichen Beifall.
1
16 MZ 1318
Innsbrucker Nachrichten
Liebelei. Schauspiel von Arthur Schnitzler. Die hier schon oft gege¬
jebene und immer mit großem Interesse ungmömmene Tragödie eines
Wiener „süßen Mädls“, das, für eine bloße Liebelet zu gut, an seiner
ersten, leidvollen Liebe zugrunde geht, war gestern in ihrer sonst
sicheren starken Wirkung anfänglich dadurch bedroht, daß es im ersten
Akte den Darstellern nicht recht gelingen wollte, Milien und Stim¬
mung (beides als Basis für die weitere Handlung sehr wesentlich)
richtig zu charakterisieren. Der Mangel lag vor allem an dem Un¬
vermögen aller Beteiligten, ihrer Sprache die gerade hier unerlä߬
liche leicht wienerisch: Färbung zu geben; durch den allzu merklichen
Zwang, diesen Ton möglichst ungezwungen vorzutäuschen, wobei jedes
natürlich erst recht aus der Rolle fiet, litt in logischer Folge auch das
allgemeine Tempo und Animo. Am ehesten fand sich noch Herr
Braun (Theodor) in seine Aufgabe, aber seine Partnerin Fräulein
Monee (Mizzi) konnte, so sehr sie sich auch bemühte, das leichtblü¬
tige, gemütliche und sorglosheiter liebelnde Wiener Mädel als Typus
im Gegensatz zur ernstgearteten und alles ernst nehmenden Christine
nicht zu überzeugender Geltung bringen. Herrn Ferstl gestattete
es zum Glück seine Rolle als Fritz, sich in dieser Beziehung weniger
Blößen zu geben, wirkte aber doch immer noch etwas steif. Der
zweite Akt war schon besser. Hier war es zunächst Frau Bellau¬
[Feida, die uns als spitzzüngige Frau Binder frische Wiener Luft
atmen ließ und dadurch die Handlung sozusagen erst richtig lokali¬
sierte. Herr Felda hatte es als Vater, in Maske und Spiel sehr
ansprechend, nicht allzuschwer, erfolgreich mitzutun. Bei Frl. Wel¬
ten (Christine) vergaß man das Fehlen des äußerlichen Wienertyps
bald über ihrem echten, aus dem innersten Empfinden dringenden
Spiel, das sich dann im letzten Akt in den leidenschaftlichen Schmer¬
zensausbruch Christinens zu hochdramatischer, erschütternder Wirkung
steigerte. (Angesichts dieser Leistung drängte sich die Frage auf, warum
man denn dem Frl. Welten deren große Begabung auch von frühe¬
ren Erfolgen her hinlänglich erwiesen ist, in den letzten Monaten gar
so selten eine würdige Gelegenheit gibt, sich hervorzutun. Ein solches
Licht unter den Scheffel zu stellen, ist ein Luxus, den sich eine Spiel¬
leitung, die Ehrgeiz hat, nicht leisten darf.) Das volle Haus wurde
im Laufe des Abends warm und wärnier und spendete nach dem
zweiten und dritten Akte reichen Beifall.