II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1330

Liebel
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8. Bnnc1
-7. 4. 1978
Die Zeit, Wien
——
*9
Theater und Klenit.
d. Burgtheater. Gastspiel Emmerich
[Reimersz „Liebelei“ von Artur
Also Reimers der andere
Scuiher
känn auch das. Der Fritz in der „Liebelei“ ist
ein eleganter junger Mann aus guter
Familie; der Fritz von gestern abend war aus
guter Familie, war Mann, war jung — mit der
Eleganz war es so, so; aber mit eleganten
Schneiderpuppen ist das Buratheater ander¬
weitig versehen. Statt des in der Tiefe seiner
Höhlung unendlich wurstigen Fritz, den unser
beliebter Gekasch auf wohlgebügelte Hosenbeine
stellt, gibt Emmerich Reimers einen gemütvoll
veranlagten ganzen Kerl, etwas schwerblütig,
mit einer Physiognomie, mit
etwas eckig —
Eigenleben. Ein gewisser Hang zum Herum¬
lümmeln ist leicht verziehen; eine gewisse lehr¬
hafte Deutlichkeit der Nuancen muß noch ab¬
geschliffen werden; wenn dieser Fritz, was ihm
fortwährend passiert, sich beherrschen, verstellen
muß, beherrscht und verstellt sich Herr Reimers
geradezu krampfhaft. Da hätte ein feinfühliger
moderner Regisseur noch manches zu bilden
nur der
und zu erziehen — aber, wenn
An Stelle
Regisseur da ist, es steht dafür. —
des kranken Girardi gab Herr Baum¬
gab die
artner den alten Violinspieler:
Das,
Giraddi-Rolle wie eine Blasel=Rolle.
Publikum benahm sich ungemein freundlich
begen den jungen Gast des Burgkheaters.
9- S 1919
Brünner Murgenpost
Theater, tinust uud Tirernenr.
Brünn, 3. Mai.
(Brünner Stadttheater.) Zugunsten der Tages¬
ustätte Hutterteich fanden sich gestern mehrere
#glieder des k. k. Hofburgtheaters zu einem Ge¬
#mtgostspiele ein. Zur Aufführung gelangten das
Schauspiel „Liebelei“ von Schnitzlanund das
Mondscheinszenchen „Herbstzauber“ von Pres¬
ber. In dem Schauspiele interessieren den Zuschauer
am meisten das Liebespaar „Christine=Fritz" und
dann die resolute Freundin „Mizzi Schlager“ Fräu¬
lein Mayen (Christine) bot eine sympathische Lei¬
stung; im dritten Akte, in dem sie volles, kräftiges
Temperament entfoltete, wirkte sie auch durch ein¬
drucksvolles Mienenspiel. Ungemein wirkungsvoll
und lebenswahr war die „Mizzi“, des Fräuleins
Kutschera, wesensecht in jedem Zuge. Herrn
Rombergs „Fritz Lobheimer“ war unwienerisch
farblos geraten und schien von der Ahnung des be¬
fürchteten Zweikampfs zu sehr niedergedrückt. Herr
Huber packte seine Rolle, den „Theodor Kaiser“,
anfangs recht frisch an, ließ jedoch im dritten Akte
merklich nach. Herr Baumgartner bemühte sich
um den „Hans Weiring“, ohne jedoch die Rolle zu
vertiefen. Die kleine Rolle des „Herrn“ gab Herr
Herterich. Von unseren einbeimischen Kröfien
wirkte Frau Wiesner als „Katharina Binder“
verdienstlich mit. Das kleine Stückchen „Herbst¬
zauber“ wurde von Herrn Romberg (Pierrot)
und Fräulein Mayen (Colomhine) nicht frisch ge¬
geben zu ihnen gesellte sich Herr Herterich als
„Stathe des Dionysos“ Namentlich Fräulein
Mayen errang durch die reizende Schalkhaftigkeit,
mit der sie ihre Rolle ausstattete, großen Beifall.
Das Haus war ausverkauft und rief die Darsteller
wiederholt vor die Nampe.
Tagesbote aus Mähren u. Seh ##
Brünr¬
4- 5. 1918
Theater, Kunst und Literatur.

Liebelei. — Herbsisauber.
F#hmi=Gaftiztel von ##ihe# ey Fefburgtheaters. P.
Dr. H. F. #wohl nicht die legttime
Christine der Bußgtheate eaufführung, aber man entschließt sich
gern, sie dafür zu nehmen; ihre Christine ist weich und an¬
schmiegsam, das richtige süße Wiener Mädel, warm und herzlich
im schlichten Bekenntnisse ihrer Liebe. Ungewichtig gab sich ihr
jäher Schmerzausbruch, und gingen da auch vielleicht noch ein
paar leise Anklänge von Bühnenpathos mit, so verriet sich doch
in allem so innerliches Mitleben und Mitschwingen, daß und diese
Christine die freundlichste überraschung des Gesamtgastspielen
wurde. Von der Rolle des Weiring hat nach Girardis frühem
Scheiden Herr Baumgartner Besitz genommen; glaubhafte¬
sich seldst bescheidendes Alter, das sich mühelos in die Figur 5
kleinen, rechtschaffenen Musikers zu finden weiß. Der resolute¬
Mizzi Schlager des Fräuleins Kutschera gebrach es wel
mitunter an innerer Lustigkeit und Leichtlebigkeit, ebenso wir
ehrem Gegenspiel, dem sonst recht wienerischen Theobor de¬
Herrn Huber. Herr Romberg hat nichts von einem Fri#
Lobheimer — nicht Haltung, nicht Stimmung, nicht Dial##
Herr Herterich gab seiner kleinen Szene mehr Pathos, al¬
Schnitzlers „Liebelei“ verirägt. Unsere Wiesner vermocht¬
sich als Frau Binder recht gut zur Geltung zu bringen.
Ließ uns „Liebelei“ den rechten, festen Zug vermissen, so durst#
sich Presbers Mondscheinsgenchen „Herbstzauber“ auch im volle
Mondlicht sehen lassen. Fräulein Mayen bewegte sich mit al
der neckischen Anmut einer Colombine, plaubernd und singen
und zu baechantischer Schwärmerei verzückt, Herr Rombers
hier recht auf seinem Platze, hatte die schlenkernde, kecke, leicht
Komik des Pierrot und Herterich gab sich als Dionysos gan
statuenhaft auch im gehobenen. klingenden Sprechton.
Stück junges Burgtheater dieses „Szenchen“ und ein richtige
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rechtschaffenes dazu. ###