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5. L. 1e1
box 12/7
9-Ur
Gablonzer Tagblatt
„Liebelei“.
Schauspiel in 3 Akten von A. Schnitzler.
(Aufführung 6. Dezember 1918
Pie müde und welk ist diese Welt, wie weit liegt es zurück,
dieses wehmütig leichtsinnige Wienertum. Wie entnervend der
füßlich schwere Duft, der über ihm liegt, Hemmungsloser
Drang nach Luft keimt nur zu schnell verdorrenden Gefühl¬
chen die sanft dem frühen Tod entgegenlächeln, gesünderer
Tiefe entsprossene Blüte vergeht leidvoll und jäh in dieser
Giftluft. — Daß es der Aufführung gelang, ein gut Teil
der leisen, intimen Wirkungen Leben gewinnen zu lassen,
beweist des Leiters Karl Schröder Geschmack und Ge¬
schick, es zeigt aber auch, daß unsere Darsteller in treuer Be¬
mühung eine anerkennenswerte Höhe ihres Könnens erklom¬
men haben. Ganz aus dem Gemüt heraus geschaffen, ge¬
wann Vera Skidelskys Christine bezwingenden Aus¬
druck weicher Innigkeit, dem es an Wandlungsfahigkeit nicht
gebrach. Kleine Unebenheiten, das Nachlassen der Intensi
tät des Spiels, ruckweise einsetzende Willensimpulse, die sich
als Zwang und Absicht fühlbar machen, kann die Zeit, kann
ein Ausreifen der Leistung, das eben einiger Zeit bedarf,
beheben. Anny Graumann (Mizi Schlager' und Karl
ühner (Theodor Kaiser) fanden sich recht gut in die
Milie####mung. Eduard Maslein aber lag der #ie
ner Lebemann (Fritz Lobheimer) nicht recht. Mit überzeu¬
gender Wärme und feiner Nuancierung gab Friedrich
ol den alten Violinspieler Weiring. Ebenso befriedigte
Ernestine Kühnau als Katharina Binder.
„Das tapfere Schneiderlein“.
Kindermärchen von J. Burger.
Auch das zweite Märchen brachte der Allotria und des
Hallos eine schwere Menge. Die Darsteller taten das ihre,
alle waren eifrig und erfolgreich bemüht, die Gunst der Ju¬
belnden zu erringen. Das Schneiderlein (F
Stei¬
ner) war wirklich recht wacker und der Märchenköni#
Friedrich Pistol) setzte Trumpf auf Trumpf. Er gas
dem kleinen Volk gelinden, von leicht faßlicher Melodie ge¬
tragenen Unsinn mit auf den Weg. Das werden sie zuhause
in Bruchstücken vor sich hinsummen und von viel Schönem zu
zu erzählen wissen.
O. C.
5. L. 1e1
box 12/7
9-Ur
Gablonzer Tagblatt
„Liebelei“.
Schauspiel in 3 Akten von A. Schnitzler.
(Aufführung 6. Dezember 1918
Pie müde und welk ist diese Welt, wie weit liegt es zurück,
dieses wehmütig leichtsinnige Wienertum. Wie entnervend der
füßlich schwere Duft, der über ihm liegt, Hemmungsloser
Drang nach Luft keimt nur zu schnell verdorrenden Gefühl¬
chen die sanft dem frühen Tod entgegenlächeln, gesünderer
Tiefe entsprossene Blüte vergeht leidvoll und jäh in dieser
Giftluft. — Daß es der Aufführung gelang, ein gut Teil
der leisen, intimen Wirkungen Leben gewinnen zu lassen,
beweist des Leiters Karl Schröder Geschmack und Ge¬
schick, es zeigt aber auch, daß unsere Darsteller in treuer Be¬
mühung eine anerkennenswerte Höhe ihres Könnens erklom¬
men haben. Ganz aus dem Gemüt heraus geschaffen, ge¬
wann Vera Skidelskys Christine bezwingenden Aus¬
druck weicher Innigkeit, dem es an Wandlungsfahigkeit nicht
gebrach. Kleine Unebenheiten, das Nachlassen der Intensi
tät des Spiels, ruckweise einsetzende Willensimpulse, die sich
als Zwang und Absicht fühlbar machen, kann die Zeit, kann
ein Ausreifen der Leistung, das eben einiger Zeit bedarf,
beheben. Anny Graumann (Mizi Schlager' und Karl
ühner (Theodor Kaiser) fanden sich recht gut in die
Milie####mung. Eduard Maslein aber lag der #ie
ner Lebemann (Fritz Lobheimer) nicht recht. Mit überzeu¬
gender Wärme und feiner Nuancierung gab Friedrich
ol den alten Violinspieler Weiring. Ebenso befriedigte
Ernestine Kühnau als Katharina Binder.
„Das tapfere Schneiderlein“.
Kindermärchen von J. Burger.
Auch das zweite Märchen brachte der Allotria und des
Hallos eine schwere Menge. Die Darsteller taten das ihre,
alle waren eifrig und erfolgreich bemüht, die Gunst der Ju¬
belnden zu erringen. Das Schneiderlein (F
Stei¬
ner) war wirklich recht wacker und der Märchenköni#
Friedrich Pistol) setzte Trumpf auf Trumpf. Er gas
dem kleinen Volk gelinden, von leicht faßlicher Melodie ge¬
tragenen Unsinn mit auf den Weg. Das werden sie zuhause
in Bruchstücken vor sich hinsummen und von viel Schönem zu
zu erzählen wissen.
O. C.