II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1337

lernen. Die sentimentale Liebhaberin Ftl. Kunner
spielte die Rolle der Christine in der äußeren Erscheinung
Liebelei
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gefälliger sowie in den Gefühlsäußerungen lebhafter und
3. LASLSEE
knniger als ihre Klärchen=Rolle im „Egmont“. Die
Christine lag ihr wirklich gut, auch sprachlich. Im leicht¬
fertigen Gegensatz, in der Rolle der Mizi zeigte sich Frl.
Mertens ebenfalls von einer ganz vorteilhaften Seite
und hübschen Komik. Herr Neufeld als Fritz verdient
Anerkennung für das richtige Erfassen seiner Rolle und
die vorteilhafte Durchführung. Als leichtfertiger Theodor
brachte Herr Schramm die witzigen Schlager der Plau¬
dereien schön zur Geltung. Auch in der traurigen Schlu߬
szene war sein Spiel von guter Wirkung. Die kleine
Rolle des betrogenen Ehemannes wurde mit Ausdruck von
Herrn Kirsch gegeben. Durch die beiden älteren Per¬
sonen, den Violinspieler und die Strumpfwirkerin, gewann
das ganze Stück insofern, als auch sie über die Jugend
und das Alter philosophieren — und zwar im Sinne des
bekannten Ausspruches: Im Alter bereut man, was man
getan hat oder aber, was man nicht getan hat. Die
alte Binder und Heiratsmacherin, von Frau Hedwig
May recht drastisch gespielt, hat ihre eigene Jugend mit
allen Verirrungen vergessen und ist in ihrem Urteil über
die Jugend moralisch wie ein Scharfrichter. Der alte
Weiring, von Herrn Sodek warmherzig gegeben, ist voll
Nachsicht und Liebe. Was hat so ein junges Menschen¬
lind von aller Entsagung, wenn es ins Alter nicht einmal
eine liebe Erinnerung hinüber retten kann?! So täuscht
sich selbst das besorgte und reflektierende Alter über das
merkwürdige Leben! Denn die „Erinnerungen“ werden
gewöhnlich nur von der bitteren Reue über ein verfehltes
Leben begleitet, wenn nicht auch im Alter noch der
Leichtsinn vorherrschet. Das Haus war zahlreich
besetzt.
Wie in den „Gespenstern“ und anderen Werken, so
wird auch in dem Schauspiel (Trauerspiel) „Rosmersholm“
von Henrik Ibsen eine Gesellschaft behandelt, die nicht
mehr gesund ist. Es sind Zeichen der Degenerierung, die
sich in den Hauptpersonen bemerkbar machen. Dazu ge¬
hört auch die Ueberempfindlichkeit und Willensschwäche bei
Johannes Rosmer. Auf Romersholm liegt etwas in der
Luft, was den Menschen das freie Aufatmen benimmt,
eine schleichende Krankheit. Die Kinder schreien nicht und
de Erwachsenen können nicht lachen, erzählt Madame
Helseth. Selbst eine gesunde und willensstarke Natur wie
##llo unterliegt schließlich der geistigen Ansteckungs¬
atmosphäte“ Wie sich in den Wänden alter Herrensitze
im Laufe der Zeit gern allerlei Giftpilzchen und andere
Gablonzer Stadttheater.
gesundheitsschädliche Dinge festsetzen, so auch in alten
Familien allerlei Gewohnheiten und Eigentümlichkeiten, die
(Bonnerstag: „Liebelei“ Komödie in 3 Akten von Arthur
sich von Geschlecht zu Geschlecht vererben und schließlich
Freitag. „Rosmersholm“, Schauspiel in

4 Akten von Henrik Ibsen.)
schädlich wirken. Vorurteile verhindern die rechte Zucht¬
Schnitzler plaudert unterhaltend. Die ernsten Fragen
wahl u. s. w. Aus Tugenden können Fehler werden.
„Und alle Schuld rächt sich auf Erden“ —
des Lebens werden förmlich spielend vorgeführt. Wenn
sich das Leben nur immer angenehm unterhaltend und
selbst die schlechten Gedanken über und gegen den Mit¬
spielend behandeln ließe! Leichtsinnigen Naturen wie
menschen Mit der sittlichen Weltordnung muß auch eine
Theodor Kaiser (Herr Franz Schramm) und Mizi
Gesellschaft von Freidenkern rechnet, wie sie in Rebekka,
Schlager (Frl Rita Mertens) fällt das nicht schwer.
in Rosmer, in Brendel und in dem „Feuerjournalisten“
Aber die anderen Menschen, welche auch leichtsinnig leben
Martinsgard, der zwar die Gegner angreift, aber doch
möchten, werden durch ihr Gewissen wie durch die
als kühler Geschäftspraktiker operiert und vielleicht auch
schweren Konflikte mit der Außenwelt leicht zu Grunde
denkt, daß die Rache ein Gericht ist, das kalt genossen
werden muß, wenn man sich nicht den Mund verbrennen
gerichtei. Solch eine tragische Menschennatur ist Christine
und das eigene Haus nicht in Brand stecken will. Auf
Weirikg (Frl. Olga Nunner) und bei aller Don
Juanerie auch Fritz Lobheimer (Herr Max Neufeld).
der Gegenseite stehen ebenfalls keine unschuldsvollen Engel,
wie uns der fanatische Rektor Kroll und das den Skan¬
HFritz macht sich über seine Liebelei mit einer verheirateten
dal und die Personenvernichtung gleich ihm liebende
Frau schwere Gedanken, die ihn aber nicht hindern, noch
mit anderen weiblichen Wesen Verhältnisse anzuknüpfen,
Parteiblatt zeigen. Ebenfalls eine kranke Gesellschaft!
so mit der Tochter des ehrsamen Violinspielers Weiring
Wenn man 4 lange Akte hindurch so viel Ungesundes,
im Josefstädter Theater in Wien. Die ganze Begebenheit
Unfrisches und Unerquickliches auf sich hat einwirken lassen
spielt natürlich in der Großstadt, wo sich die Menschen
müssen und um ½12 Uhr erst nach Hause gehen kann,
dann bedauert man vielleicht, daß Johannes und Rebekka
und Herzen leichter finden, weil man sich im großen Ge¬
nicht schon eine Stunde früher in den Mühlgraben ge¬
wühl eher verbergen kann. Aber trotzdem muß es einiger¬
maßen befremdend wirken, daß ein so ernstes Mädchen
sprungen sind, ja man würde auch ohne tieferes Mitgefühl
von besseren Grundsätzen und festerer Treue wie Christine
dem edlen Rektor den Mühlgraben gegönnt haben. Als
Deutscher wird man sich vielleicht auch noch darüber freuen,
mit der leichtsinnigen Mizi abends zu den jungen Leuten
Fritz und Theodor auf's Zimmer kommt, schwere Weine] daß unsere Kinder noch schreien und die Erwachsenen
uns in Maske, Spiel und H
vität entgegen. Selbst die
und der kühne Plan, aus de
„Adelsmenschen“ zu bilden,
dieses Helden nicht zu täusch
vorherrschend. Die bloße Au
Martinsgard (welcher von H
originell charakterisiert wurde
an dem fleckenlosen Lebensw#
und frommen Mannes irre
Rosmers Tatkraft zu lähmen
spenster. Das weiße Unglück¬
als „weiße Frau“ vorkomm
graben, in dem die Gattin A
überflutet das Empfindungs
lebenden. Johannes ist wed
„Blässe des Gedankens“ ist
Herr Kirsch hat diesen Charc
Sprache gut veranschaulicht.
West trat die bekannte Tragö
Frl. Frieda Steiger zu
gestaltete jene interessante Fig
warm. Es dauert lange, ehe
mit ihren Vorzügen und A
Ihre Vergangenheit wie ihre
ihrem Freunde Rosmer ein
klären muß. Der Schiffbruch
Zeitkinde, das, wie so manch
sich selbst und den weiblichen
die Stütze an dem geliebten
Mann ist. Der alte Moral
Leistung des Herrn Sodek
mutung, daß sie unehelich g
dem Konzept. Frl. Steig
Situationen völlig auf der H
eingestreute und überflüssigel
Ulrik Brendel, den Herr S#
stattete, daß man bedauern
gar nichts dahinter steckte.
die Waffen vor dem Gen
großen Zeitungslichtes gestrech
erscheint, die die Stützen der
gangen hat. Er rächt auch
Unrecht, von dem Madame
zu erzählen weiß. Ja, diese
ist die Schuld.“ — Das H
Spiel Beifall. Die fallen
waren wechsel¬