II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1362

5. Liebelei
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— Aureee e teeereene
Theiter, Kunst und Aiteratut.
Troppauer Stadttheater.
Liebelei.
Schauspiel in 3 Aufzügen von Arlur Schnitler.
Je älter dieser erste große Theatererfolg Schnitzlers wird
jetzt steht die „Liebelei“ schon vor ihrem 25jährigen Jubi¬
läum — desto durchsichtiger wird das abgetragene Kleid ihrer
oberflächliche Milleuschulderung, hinter der uns eine recht
inhaltlose Leere angähnt. Christine Weiring, eines braven
Musikus Tochter die weiland Lüise Milkerin, hat einem jun¬
gen Studenten Herz und Leib geschenkt, der sich für eine
endere Irau totschießen läßt. Daß das tiefe, liebende Mädchen
im ersten fraglosen Liebesglück alles freudig hingibt wie
Goethes Klärchen und Gretchen, daß es an dieser Liebe zu¬
grunde geht, könnte den Stoff einer Tragödie geben. Aber
sie muß lich geliebt wissen, wirklich und echt geliebt, sonst
wirft sich ein fs #del gedachtes Geschöpf nicht weg. Diesen Glau¬
ben an seine Liebe har Christine aber nie, und wenn er einmal
aufkeimen will, wird er raf# wieder zertreten. Auch der freund¬
schaftilchen Umgang mit der Mizzi Schlager, einem regelrechten
Dirnchen, das aus einer Hand in die andere geht, stimmt nicht
zu dem Bilde eines Mädchens, das nur einmal im Leben
lieben kann und dann euttäuscht und zerbrochen in den Tol
geht. Noch weniger bemühte sich der Dichter bei den anderen
Gestalten, eine feelische Vertiefung anzustreben. Es ist beschäl—
mendund unheimlich, wie seicht und rein körperlich diese
ganze Gesellschaft durch Leben und Tod tänzell — mit ein¬
ziger Ansnahme des alten Weiring, in dem etwas stiefere
Menschlichkeit zu Worte kommt. Dazu die ganz undrama¬
tische, ganz undichterische Lösung von außen her, durch einen
Zufall: Fritz fällt im Duell für eine verheiratete Frau —
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Deutsche Post Nr. 342.
dadurch wird Chrißtinens Gefühl, das ihr ohnehin immer
die Wahrheit sagte, nur bestätigt: es war keine Liche, nur
Liebelei. Der darauffolgende Selbstmord des Müdchens, den
uns der Dichter ahnen läßt, ist darum keineswegs zwingend
motiviert. Wie unendlich erhebt sich selbst im schwächsten
Stücke Schönherrs die Tragik über diese seelenlose Theater¬
mache, deren Dichter im Verein mit einigen anderen Lieblin¬
gen der Presse die „Wiener Note“ in der ganzen literarischen
Welt inMiißtrediebenhik.
Irau Schartmüller wändte ihren innigen Gefühls¬
ton auf, ihr: feine Kunst, das Anschmiegsame, H'ngebungsvolle er¬
greifend zum Ausdruck zu bringen, ohne die Figur der Christine
ganz reiten zu könnkn. In der letzten Szene stark im harten,
starren Entsetzen über die klare Erkenntnis ihrer Entwürbigung
fest ganz der Schmerz um den Toten, der doch auch, namert¬
lich anfangs, erschütternd aufschluchzen muß. Von ergreifen¬
der Echtheit und schlichtester Gesühlstiefe war hingegen in
hieser Szene wie im ganzen Stücke Vater Weiring (Herr
Hübnèr. Ausgezeichnet war Fräulein Enzinger als
leichte Schlagermizzi; von liebenswürdigstem Spiel und leichter
Sicherseit die Herren Neuhardt und Lichtenberg, der
letztere freilich in den tolien ersten Szenen nicht ohne Ueber¬
treibung. Auch Fräulein Proßnitz als neu= und klatsch.
gierige Strumpfwirkersgattin war gut, die Inszenierung sehr
Dr. E. H.
Leschmackvoll.

Das Konzert des Troppauer Männergesang¬
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