II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1373

Liebelei
5. box 12/7
WPD
12. Juni 1920.
Nr. 160

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Theater, Kunst und Titeratur.
Burgtheater.. Frau Mayen gab vorgestern g#
zum ##tinmaf (die Christine in Schnitzlers
„Liebeslei #nd die Komödie erschien auf einmal
so jung wich essten Tag. Die glaubhafte Jugend¬
lichkeit der Därstellerin und die schlichte Kunst, mit

der sie das süße Mädel zu überzeugendem Leben
rundete, ließen den Zauber des Werkes voll erblühen.
Ihre Innigkeit, aus der Tiefe einer echten
Empfindung quellend, halte nirgends einen sentimen¬
talen Beiklang, wozu die Rolle leicht verlockt. Aus #
dieser Innigkeit zitterte schon bei der Heiterkeit des
ersten Aktes ein zages Bangen. Diese leise zuckende
Angst wurde im zweiten Akt der dunkle Grund im —
Regenbogenglanz ihrer aus zarter Schämigkeit und —
heißer Hingebung, aus unsäglichem Glück und #
heimlichen Tränen gewobenen Liebe. Dann im
dritten Akt ihre scheu flatternde Hoffnung, ihre
ahnungsbange Qual und der Aufschrei ihrer Ver¬
zweiflung — wie ergreifend war das gestaltet! Wie
ergreifend bei aller Einfachheit der Mittel!
Schließlich noch eine technische Tugend der Frau
Mayen: ihre rein geprägte Diktion, so daß jedes
Wort dem Zuschauer klar und deutlich ins Ohr
fliegt. Eine elementare Bedingung der Sprechkunst,
die man aber heutzutage leider selbst bei bedeutenden
Schausvielern vermißt.

Theater, Kunst, Schrifttum.
Jubiläums=Stgdttheater.
„Liebelei.“ Komsd#e in drei Akten von
Artur Schnitzler
Dieseins Wienerische Vhertragene „Tragödie
junger Leute“ zählt lesmtlich zu den dramati¬
schen Erstlingswürfen Scitzlers, aber niemals
ist der Dichter dem Lebenund dem Theater näher
gekommen. Er ist zwar alsdramatischer Schilderer
einer moderneren Welt, die nicht die unsere ist,
geistreicher und komplizierker, aber so einfach und
klar im Handlungsaufbaussso überzeugend=mensch¬
lich, so natürlich in der Zeichnung der Charak¬
tere ist er später niemals geworden. Das packende
Stück, welches gestern nach längerer Pause hier
wieder aufgeführt wurde, gelangte unter
Schramms Spielleitung zur eindrucksvollen Wie¬
dergabe. Die beiden, so verschieden gearteten jun¬
gen Paare wurden von den Herren Grieg
(Fritz) und Schramm (Theodor) und den Da¬
men Rufer (Christine) und Jusa (Mizzi) treff¬
sicher und in scharfem Auseinanderhalten ge¬
zeichnet und auch zu voller Wirkung gebracht.
Besonders Frl. Rufer schuf wieder eine rührend¬
schlichte, tief=innerliche Gestalt. Auch die Neben¬
rollen waren durch die Herren Krois (Weining)
und Gibiser (Ein Herr) und Frl. Hen¬
drichs (Frau Binder) bestens besetzt. Das
Spieltempo hätte stellenweise allerdings geglät¬
terter sein können, was auch für das Zusammen¬
—r.
spiel von Vorteil gewesen wäre.
Spielplanänderung. Wegen Erkrankung
des Frl. Meinrad gelangt am Donnerstag
statt Strindbergs „Kameraden“ Otto Ernsts
„Flachsmann als Erzieher“ zur Auffüh¬
rung.
26. fl. 1920
Froh Süimmor, Ilagoniert