Liebelei
box 12/7
nnen enen nen 1
Klose & Seidel
Bureau für Zeitungsausschnitte
Berlin NO. 43, Georgenkirchplatz 21
—
Zeitung:
Berhn
Ort:
Datum: —
B
„Liebelet“ als Oper.
Volksbühne.
(Man kann ein kleines Pastellbild nicht als Sujet für ein breit
angelegtes Oelgemälde verwenden. Der Duft des Kolorits würde
unter der Vergröberung empfindlich leiden. Man kann aber auch
nicht das Geplauder von Anthur Schnißlers bittersüßer Liebes¬
episode zum Text einer dreiaktigen Oper auswalzen. Die lässig¬
harmlose Diktion in ihrer flüchtigen, skizzenhaften Manier wird
durch die Musik mit Zentnergewichten belastet, die sie zu tragen nicht
fähig ist, und oft kommen eher komische Wirkungen zustande, wenn
der Liebhaber an der Wand hängende Oeldrücke oder das Konver¬
sationslexikon im Zimmer der Geliebten bewundernd aufingt. Zu¬
dem bietet die konventionelle Sprache nur selten dem Komponisten
Gelegenheit, sein Herz auszuschütten. So hat denn Franz Neu¬
mann, dessen „Herbststurm“ wir im Charlottenburger Opernhause
sahen, zur „Liebelei“ eine mehr als konventionelle Musik geschrieben,
die sich durch gezwungene Melodik und reichlich öde Stellen aus¬
zeichnet. Die Gegensätzlichkeit echt Wiener Charaktere, wie sie die
Abendgesellschaft des ersten Aktes zusammenführt, Heiterkeit. Humor
und Frohsinn gegen Schwermut und Liebesseligkeit mußte vie plasti¬
scher gestaltet werden. Die Impulse, die der Handlung Bewegung
und Fortschritt geben, sind dafür mit übertriebenen Mitteln unter¬
strichen und wirken dadurch unnatürlich grotesk. Einzig die Zwie¬
sprache der beiden Liebenden im zweiten Akt ist zu einer hübschen,
auch melodisch gut fundierten Szene entwickelt worden. Die Orchester¬
behandlung ist, von den Derbheiten im Affekt abgesehen, sauber und
glatt. Aber die Erfindung ist totenbleich. Und die stumme Duell¬
szene zu Beginn des letzten Aktes nähert sich stark dem Kinomäßigen.
Die Darstellung hatte demgegenüber einen schweren Stand. Das
erwähnte Duett wurde von dem frischen Tenor Hans Heinz Boll¬
manns und der nur zu schwerblütigen Margarete Schle¬
müller, die im übrigen herzlich wenig von einem Wiener „süßen
Mädel“ hatte, mit Erfolg durchgeführt. Desider Zador war ein
guter, beweglicher Theodor, Friedel Schwarz eine muntere Mizi.
bei den übrigen aber allzu Bedeutsames nicht festzustellen. Die
sichere und feine Regie Maximilian Moris' hob das Ganze
auf eine beachtenswerte Stufe künstlerischer Einheitlichkeit. Eugen
Gottlieb leitete das Orchester, ließ sich aber nur zu gern ver¬
führen, jedem Gefühlsausbruch des Komponisten willig und sehr
weit nachzugeben. Den Erfolg dankt die Oper dem Schauspiel. Ohne
lbd.
Musik ist es mir lieber.
Rlose & Seidel
Bureau für Zeitungsausschnitte
Berlin NO. 45, Georgenkirchplatz 21
Zeitung: Berliner Morgenpost
Berlin
Ort:
Datum:eseeessessseteeeeeeeeee u
„Liebelei“.
Volksbühne am Bülowplatz.
Was vor einigen Jahren noch ein zweifel¬
haftes, wenn auch sehr ernst gemeintes künst¬
lerisches Experiment war: die Vertonung von
Schnitzlers Schauspiel „Liebelei“ als Operntezt
durch den Frankfurter Kapellmeister Franz
Neumann, ist heute ein mit Beifall auf¬
genommenes Inventarstück der modernen Opern¬
literatur geworden. Die Sommerdirektion
Heinrich Neft brachte das Werk unter Maximilian
Moris künstlerischer Oberleitung in der
Volksbühne in einer sehr guten Aufführung
heraus. Franz Neumanns Melodien geben C###
fühltes wieder und unterstreichen in nieme
aufdringlicher, doch wirkungsvoller Weise 6#¬
Vorgänge auf der Bühne. Sie sprechen deshalb
zum Herzen, und auch der kühler wagende Ver¬
stand ist gern mit dieser tüchtigen Arbeit ein¬
verstanden.
Viel zum Erfolge trug die Darstellung bei:
Hans Heinz Bollmann ein Spieltenor von
nicht geringen Qualitäten, dem auch der heldische
Klang des wohlgeschulten Organs zur Ver¬
fügung steht, Desider Zador, dessen stimmliches
und schauspielerisches Können sich in erfreu¬
lichem Wettstreit die Wage hielten, Hermann
Kant, der seit seinen Wiener Lehrjahren gute
Fortschritte gemacht hat und Helmuth Berndsen,
der sich geschickt mit der dankbaren Rolle des
alten, guten Vaters Weiring abfand. Die Damen
hatten es am schwersten in dieser so leicht ins
Ohr gehenden und so schwer zu singenden Oper.
Aber auch sie, Margarete Schlemüller und
Friedel Schwarz, trugen mit redlichem
Wollen und ausreichendem Können zu dem Er¬
folg der Aufführung bei.
E. N—r,
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Klose & Seidel
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Berlin NO. 43, Georgenkirchplatz 21
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Zeitung:
Berhn
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B
„Liebelet“ als Oper.
Volksbühne.
(Man kann ein kleines Pastellbild nicht als Sujet für ein breit
angelegtes Oelgemälde verwenden. Der Duft des Kolorits würde
unter der Vergröberung empfindlich leiden. Man kann aber auch
nicht das Geplauder von Anthur Schnißlers bittersüßer Liebes¬
episode zum Text einer dreiaktigen Oper auswalzen. Die lässig¬
harmlose Diktion in ihrer flüchtigen, skizzenhaften Manier wird
durch die Musik mit Zentnergewichten belastet, die sie zu tragen nicht
fähig ist, und oft kommen eher komische Wirkungen zustande, wenn
der Liebhaber an der Wand hängende Oeldrücke oder das Konver¬
sationslexikon im Zimmer der Geliebten bewundernd aufingt. Zu¬
dem bietet die konventionelle Sprache nur selten dem Komponisten
Gelegenheit, sein Herz auszuschütten. So hat denn Franz Neu¬
mann, dessen „Herbststurm“ wir im Charlottenburger Opernhause
sahen, zur „Liebelei“ eine mehr als konventionelle Musik geschrieben,
die sich durch gezwungene Melodik und reichlich öde Stellen aus¬
zeichnet. Die Gegensätzlichkeit echt Wiener Charaktere, wie sie die
Abendgesellschaft des ersten Aktes zusammenführt, Heiterkeit. Humor
und Frohsinn gegen Schwermut und Liebesseligkeit mußte vie plasti¬
scher gestaltet werden. Die Impulse, die der Handlung Bewegung
und Fortschritt geben, sind dafür mit übertriebenen Mitteln unter¬
strichen und wirken dadurch unnatürlich grotesk. Einzig die Zwie¬
sprache der beiden Liebenden im zweiten Akt ist zu einer hübschen,
auch melodisch gut fundierten Szene entwickelt worden. Die Orchester¬
behandlung ist, von den Derbheiten im Affekt abgesehen, sauber und
glatt. Aber die Erfindung ist totenbleich. Und die stumme Duell¬
szene zu Beginn des letzten Aktes nähert sich stark dem Kinomäßigen.
Die Darstellung hatte demgegenüber einen schweren Stand. Das
erwähnte Duett wurde von dem frischen Tenor Hans Heinz Boll¬
manns und der nur zu schwerblütigen Margarete Schle¬
müller, die im übrigen herzlich wenig von einem Wiener „süßen
Mädel“ hatte, mit Erfolg durchgeführt. Desider Zador war ein
guter, beweglicher Theodor, Friedel Schwarz eine muntere Mizi.
bei den übrigen aber allzu Bedeutsames nicht festzustellen. Die
sichere und feine Regie Maximilian Moris' hob das Ganze
auf eine beachtenswerte Stufe künstlerischer Einheitlichkeit. Eugen
Gottlieb leitete das Orchester, ließ sich aber nur zu gern ver¬
führen, jedem Gefühlsausbruch des Komponisten willig und sehr
weit nachzugeben. Den Erfolg dankt die Oper dem Schauspiel. Ohne
lbd.
Musik ist es mir lieber.
Rlose & Seidel
Bureau für Zeitungsausschnitte
Berlin NO. 45, Georgenkirchplatz 21
Zeitung: Berliner Morgenpost
Berlin
Ort:
Datum:eseeessessseteeeeeeeeee u
„Liebelei“.
Volksbühne am Bülowplatz.
Was vor einigen Jahren noch ein zweifel¬
haftes, wenn auch sehr ernst gemeintes künst¬
lerisches Experiment war: die Vertonung von
Schnitzlers Schauspiel „Liebelei“ als Operntezt
durch den Frankfurter Kapellmeister Franz
Neumann, ist heute ein mit Beifall auf¬
genommenes Inventarstück der modernen Opern¬
literatur geworden. Die Sommerdirektion
Heinrich Neft brachte das Werk unter Maximilian
Moris künstlerischer Oberleitung in der
Volksbühne in einer sehr guten Aufführung
heraus. Franz Neumanns Melodien geben C###
fühltes wieder und unterstreichen in nieme
aufdringlicher, doch wirkungsvoller Weise 6#¬
Vorgänge auf der Bühne. Sie sprechen deshalb
zum Herzen, und auch der kühler wagende Ver¬
stand ist gern mit dieser tüchtigen Arbeit ein¬
verstanden.
Viel zum Erfolge trug die Darstellung bei:
Hans Heinz Bollmann ein Spieltenor von
nicht geringen Qualitäten, dem auch der heldische
Klang des wohlgeschulten Organs zur Ver¬
fügung steht, Desider Zador, dessen stimmliches
und schauspielerisches Können sich in erfreu¬
lichem Wettstreit die Wage hielten, Hermann
Kant, der seit seinen Wiener Lehrjahren gute
Fortschritte gemacht hat und Helmuth Berndsen,
der sich geschickt mit der dankbaren Rolle des
alten, guten Vaters Weiring abfand. Die Damen
hatten es am schwersten in dieser so leicht ins
Ohr gehenden und so schwer zu singenden Oper.
Aber auch sie, Margarete Schlemüller und
Friedel Schwarz, trugen mit redlichem
Wollen und ausreichendem Können zu dem Er¬
folg der Aufführung bei.
E. N—r,