II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1404

Liebelei
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BERLIN SO 16, RUNGESTRASSE 22-24
Bearbeitet die deutsche und ausländische Presse auch auf I##erate.
Liefert Listen über geplante Bauten aller Art. Geschäftseröffnungen.
Festlichkeiten usw.

Germania
Abendausgabe — Berlin C. 2
Ausschnitt aus der Nummer vom:
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Deutsches Künstler-Theater.
Schnitzler: „Liebelei.“ — Hartleben: „Die Lore.“
Schnitzlers „Liebelei“, jenes echteste Wiener Stück, ganz
taucht in die leichte Atmosphäre der Donausiadt, die Trag. #e
vom süßen Mädel, erlehte gestern mit Käte Dorsch ihren großen
Erfolg. Die Dorsch als Christine ist eines der ganz wenigen und
ganz tiefech Theatererlebnisse. Ja, diese Christine liebt ihren Fritz
aus vollept Hizen ohne Phrasenhaftigkeit, ohne Ueberschwang,
ohne S#wärmeohne Sentimentalität. Diese Liebe ist ihr Leben,
ihrem
Tod. Wenn sie
ihr
Leid
anschaut, dann
die Stube tritt, wenn sie ihn
Fritz m
ihr ein Leuchten, eine Wärme, eine strahlende
###schlichkeit aus, daß man bis ins Tiesste erschauert. Be¬
zaubernd ist sie in ihrer schlichten, erquickenden Naivität, ihrem
zarten Mädchentum, ihrer ergebenen Scheu und Zurückhaltung,
dann plötzlich wieder evahaft zum Herzen des Geliebten vor¬
dringend. Und wenn er sie abwehrt, dann erschrickt sie fast un¬
merklich, und wie verhaltenes Zucken gleitet die Enttäuschung über
sie hin. Gedämpft, in diskretester Abtönung vollendet sich die Tra¬
gik, zunächst ein dämmerndes Ahnen und dann in Brutalität das
Wissen: Der Geliebte ist um einer anderen willen im Duell gefallen.
Ein markerschütternder Schrei entgellt ihrer Brust, entwurzelnd,
furchtbarg wahnstunig, bis er in ein schluchzendes Nöcheln über¬
geht. In diesem Schrei brach ein Herz. In dienn Schrei starb
eine Seele, wurde eine Liebe gemordet. Das war nicht mehr Spiel
war das
auf der Bühne, des war entsetzliches Urerlebnis, es
Letzte. „Liebelei“ dieses flüchtige und flatternde Wort, erstorrte zur
Grabinschrift, es bekam plötzlich Inhalt, es traf wie ein Keulen¬
schlag, es wurde „zur großen, unverzeihlichen Sünde“, wie es in
Ibsens „John Gabriel Borkmann“ heißt, „zur Sünde, die man
begeht, wenn man das Liebesleben mordet in einem Menschen“
Zur Klassizität hat Käte Dorsch das Stück emporgerissen. — Git
waren auch die übrigen Mitspieler. Anton Edthofer vem
Schicksal schon düster umwittert, Ernst Pröckl, der leichsiunige
Lebestuhent, Ausgezeichnet war Adrienne Geßner als des —
sypisch=süße Wiener Mädel, Marta Hartmann gab die alte
Tratschen und Emil Lind, der auch für die Regie zeichnete, den
im Lebensjoch resigniert gewordenen Vater.
Es war ein Mißgriff, daß nun Hartlebens „Lore“, die Ge¬
schichte vom abgerissenen Knopf, folgte. Diese Umstellung von
tiefster Tragik zu Hartlebens auekdotischer Posse tat weh, ver¬
langte Gewalt. Gewiß, auch hier war die Dorsch als frecher
Racker sprühend und sprudelnd. Aber sie war vorher zu echt,
als daß man wieder an ihr Schauspielertum erinm sein möchte.
Walter Steinbeck war der von der Fußsohle bis zum Scheitel
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BERLIN SO 16 RUNGESTRASSE 22-24
Bearbeitet die deutsche und ausländische Presse auch auf Inserate.
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Festlichkeiten usw.
Neue Dreußische=Zeitung
(Kreuz=Zeituna) Abendausgabe: Berlin SW.-48
Ausschnitt aus der Nummer vom:
& 79K7.1929
Kunstchronik.
Deutsches Künstlertheater. Schnitzlers „Ziebelei“ ist eine
Frührende Verhältnisgeschichte mit tränenreichem Ausgang.
Der sentimentale Stimmungszauber des versunkenen Wien ist
harüber gebreitet und tut seine Wirkung. Daß sie erschütternd
wäre, können wir nicht behaupten. Gefesselt hat das Milien der
noch gemüstoll dohinlebenden und träumenden Kaiserstadt mit
ihren MenzhenBuben und Mädeln, die das Schicksal ihrer
zweifellos Kragischen Motiven nicht entbehrenden Liebe erleiden.
Käte Dersch findet sich in die Rolle des aus der Einsamkeit
„wachenden, durch den Mann geweckten Mädels der Vorstadi
hinein. Sie gibt einen sentimentalen, grundgütigen Charakter,
Mutter und eines ohne Vorbehalt und Bedenken liebendes Kind
zugleich. Und doch — man spürt den Zwang der Schauspielerin,
ihr Temperament zügeln zu müssen. Dieses Temperament, das
losbricht in dem frischen, kecken Einakter „Lore“ von Otto Erich¬
Hartleben. Hier braucht sie auch nicht zu „wienern“, das ihr in
Schnitzlers Schauspiel trotz mancher Versuche nie gelingt. Und.
sprudeln kann sie und lachen, keck sein und doch lieb zugleich, daß
es eine Freude ist, ein besonderer Genuß, diesem Mädel als Käte
Dorsch auf der Bühne wieder zu begegnen. Denn wie vielen ist
sie schon über den Weg gelaufen, wie viele dürften doch in dieser
glücklichen Zeit einer vergangenen Epoche, von der der Einakter
ein trefflicheres, mit allen Nuancen ausgestattetes kulturhistorisches
Bild gibt, ihre Jugend verbringen. Und hier sprach die
sprudelnde Lebensfreude und Jugendlust des Dichters Otto Erich
Hartleben zu uns selbst. Befreiendes Lachen schwingt sich aus
einer selbstquälerischen Zeit von jüngst vergangenen Tagen zurück.
Wir atmen für kurze Stunden auf und danken außer den Dichtern

den Darstellern und ihrer Kunst dafür.
ADOLE SCHUSTERMANN
ZETTUNGS-AUSSCHNITTE
Größtes deutsches Zeitungs-Ausschnitt-Büro
Berlin SO 16, Rungestr. 22/24
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Berliner Volksblatt
Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
Morgen- Ausgabe Nr. ##e ue
Ausschnitt aus der Abend¬
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vom
„Kite Dorsch als süßes Wiener Mädel und Berliner Range.
Men spielt die „Liebelei“ Schnitzlers und Otto Erich Hartlebens
mtiges „Lore“=Dramulett im Künstlar=Theater, damir Käte
Dorsch zu Rollen kommt. Die Zartheit, die Molligkeit, die merk¬
würdige Gebrochenheit ihrer Stimme, wenn sie tragisch umsinkt, die
Lieblichkeit ihres Blickes, wenn sie sich anschmiegt, das große die
Schmerzenbewigkeit absuchende Auge, wenn sie dem Tod begegnet,
das sind Tugenden, die von ihrer Künstlerschaft bewältigt werden.
Aber man mutes ihr zu, die Natur in Dressur zu verwandeln. Sie
soll an einen Abend ihren ganzen Schatzkasten auskramen. Sie
ssoll nach denzstragsschen Fähigkeiten auch noch ihre Operettenlustig¬
keiten zeigen und nach dem betrübtesten Mädchen das kesseste sein.
Derartige Ausnutzung schadet natürlich. Die Künstlerin übertreibt,
die wird sentimental, wo sie nur weichherzig sein müßte, sie wird
Posse, wo eine fröhliche Heiterkeit überschnappen müßte.
Dabei ist etwas Herbstreif auf das Schnitzlersche Stück gefallen.
Man sieht heute, daß die schlimmen Ereignisse, die den Liebhaber im
Duell fallen lassen und dem süßen Mädel das letzte Zipfelchen der
Hoffnung entreißen, allzu scharf, allzu schnell nach der Zeitungs¬
chronik zusammengestellt worden sind. Die Dichtung lilt etwas dabei.
Hartlebens Ulk veraltete weniger, weil der Spott eigentlich mitten
in die Katerstimmung hineintritt, unter der wir heute grau werden.
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