II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1407

Liebelei
box 12/8
nn 1u. iun dn — . —. au un

3310
2-24
neugiervoll betrachten wir diese müden Menschen ohne Gefühl,
ohne Seele, diese von Selbstverhätschelung Angekränkelten und
nd lacht.
Verdorbenen, die das Leben so stolz zu meistern wähnen, wäh¬
rend das Leben sie wegwirft, beiseite stößt und zerbricht.
artlebens
unmöglich schade
Wir können um diesen Zusammenbruch
finden, weil nichts an ihnen war, was das Erhalten verdiente.
Der trauerumflorte letzte Akt mit dem Blick auf ein eben ver¬
schüttetes Grab und ein anderes vernichtetes, kaum reifes
chtem Können, a#
Menschenleben dünkt uns allenfalls rührsam, keineswegs aber
zkeiten der vor¬
vermag er uns als Tragik##er als Schicksal irgendwie näher
im Läufe des
anzugehen und zu ergreifen. Das alles erhebt uns nicht, und
einst führend ge¬
wir sind froh, als es endlich vorüber.
nschenalter das
Auch die von Emil Lind in Feinheit zusammengestlmmte
beherrschten, für
Aufführung kann den Versuch der Wiederbelebung nicht recht¬
eine dicke
fertigen. Alle geben sie sich die redlichste Mühe, aus dieser
ere Verhältnisse.
Wenigkeit einen Inhalt zu schöpsen: Anton Edthofer und
m kaum je
st Pröckl, die beiden in Liebe flanierenden „jungen
mitbestimmende
Leute“ vom Typ des Schnitzlerschen Nichtstuers Anatol, Emil
art eingreifender
Lind als das Recht auf „Erinnerung“ bejahender und so die
wenigen Jahren
Tochter in ihr Verderben entlaufen lassender Vater Weiring
nders gewordenen
und Adrianne Gessner als frechnasig fesche Modistin. Sie
littenen Epoche.
alle brachten nicht fertig, aus einem Stück, das Dichtung nicht
längst überwunde¬
und nie tiefere Wirklichkeit war, den Funken des Lebens zu
us der Schaffens¬
schlagen. Und wäre nicht Käte Dorsch das süße Mädel ge¬
ines uns zeitlich
wesen — der Abend hätte in Trockenheit einstauben müssen.
onderg auch uns
Sie allein holt mit lieber Stimme und lieber Gebärde aus dem
Offenbarungen
Wiener Kind, das dem ersten Schicksal zum Opfer fällt, Mensch¬
für uns demnach
lichkeit vor, zumal im letzten Aufzug mit einem erschütternden
eines Ibsen
ßten,
Schreien wilder, gänzlich fassungsloser Verzweiflung, das in ein
lbst vermag uns
leiser und leiser werdendes hilfloses Weinen verebbt. Bis
tmann etwa ober
dahin die Ausdrucksmittel klug zurückhaltend, wird sie in dieser
t. Richtet das nicht
Schlußszene vollendete Künstlerin und unerreicht groß. Ge¬
denten Geschmäck¬
dämpftes Saitenkviel, jäh aufkreischend und zerreißend in der
ie geringe Geistig¬
Grelle der vom Leben her in alle Traumschönheit erbarmungs¬
los hineinfahrenden Dissonanzen. So täuscht sie über die Leere
Mädeln und jun¬
des Werks, daß man fast vermeint, Tragik in ihm zu ver¬
öglichst genußreich
nehmen.
ng eines fremd ge¬
Gleichwohl ist sie uns in des Otto Erich nachfolgender
Liebelei“ Er¬
burlesker Komödie „Die Lore“, dieser lustigen Geschichte vom
n Gefühl, das uns
abgerissenen, ein Liebeserleben zu jäher Vergänglichkeit ent¬
te als bittere Tra¬
scheidenden Knopf, ungleich willkommener gewesen. Diese gän¬¬
Hier etwas Gewele¬
lich unerzogene, aus der Rolle der Dame immer wieder ent¬
mals rechte Jugend
- nicht etwa) gleisende leckere Nange, die immer erm## denden Mundweiis
ihre Geschichten, die ihr doch keiner glaubt, nur so herunter¬
nes Schöpfers Ge¬
flunkert und im Erzählen, hingerissen von ihrem Temperament,
angenehm
vom Sofasitz sich höher und höher versteigt, bis auf die geschweifte
Schwermut ge¬
Lehne, die ihre sertige Erfahrung in die unbestreitbare Lebens¬
Plätschern in
weisheit zusammenfaßt, daß ein abgerissener Knopf an der eigenen
tsarme Schwär¬
es uns an, da die Bluse noch immer weit weniger schlimm, als eine im Hirn des
den. Ein wenig Nächsten locker gewordene Schraube — das ist doch etwas Hand¬
e
festes wenigstens, woran man zu knabbern hat. Und wenn sie
sich dann von dem einstigen Liebhaber Fred, der „nicht schlecht,
bloß verdorben“ mit einem holde Erinnerung heraufbeschwören¬
den minnigen Kuß, sodann von dem Freu de der eben verflossenen
„Gegenwart“ mit ausgestreckter Zunge so recht gassenjungenhaft
verabschieden tut, um mit dem Freunde der nächsten Zukunft Arm
in Arm sich der neuen Liebe entgegenzuschwindeln, so ist man bewäl¬
tigt von so viel selbstverständlicher Ruchlosigkeit, der in allen
Wandlungen doch niemals vom Gefühl verlassenen Rackerhaftig¬
keit dieses süßen Krötchens. Ullrich Bettac als rasch vom
Feuer zu lichterlohem Brande entzündeter „Kleiner“, Rudolf
als aus den Stürmen des Lebens
R o
lächelnd erhabene Flegelei gestrandeter Fred. Otto
Erichs mit ganz besonderer Liebe gezeichnetes Selbst¬
bild, und Walther Steinbeck als steifleinener
Vetter mit der aufgebürsteten „Raserei“ seiner Liebesvertollt¬
heit: das ergab für den flüchtigen und flüssigen Scherzosatz ein
Quartett, dessen lustigen Kapriolen zu lauschen gar wohl ein
ungemeines Vergnügen bereiten konnte. Nur wünscht man dem
Gretchen“ des Lessing=Theaters andere Aufgaben, die der Er¬
füllung mit so viel entzückender Poesie und naturwahrer Mensch¬
A. Wi
lichkeit würdiger entsprächen.