Liebelei
box 12/8
—
eete scheankunsdun
0
eures asuraene# 1# Vnos-Ausagnner-scne
BERLIN SO 16, RUNGESTRASSE 22-3
Baarbeitet die deutsche und ausländische Presse #ich auf l###.
Lisfert Listen über geplante Bauten aller Art, Gesthäftseröffnungen.
Festlichkeiten usw.
National=Zeitung
(8=Uhr=Abendklatt) — Berlin NW. E.,
Ausschnitt aus der Rummer vom:
28
R. 3
Aus der Thealer- und Kunslwelt
Käle Dorsch.
Gibt es noch dieses süße Wiener Mädel der Liebelei? Gibt
#s noch deren kühlere Berliner Schwester, die Lore? Sind sie
nicht beide längst anderen Erscheinungen gewichen? Und liegt
nicht über Schpitzlers und Hartlebens Stücken schon leichte Patina
der Zeit? Mellzicht. Doch Christine und Lore werden zum
Leben erwegk undäte Dorsch putzt alle Patinaspuren hinweg.
Ergriffen, ichmerwieder erschüttert steht man vor dem Wunder
dieser Naturkraft. Kommt Käte Dorsch auf die Bühne, so wird
L hell. Es ist als ob die Sonne aufgeht. Als Wiener Mädel
faßt sie alles ganz zart, ganz behutsam an. So behutsam, daß
der Aufschrei des letzten Aktes fast zur Dissonance wird. Wenn
sie dann als Lore übermütig frech sein darf, so ist sie das so dis¬
kret, so zart. Sie ist. ein Wunder. — Liegt aber noch köstlicher
Duft über Schnitzlers „Lie belei“, so ist „die Lore“ des
guten Otto Erich Hartleben schon ein bißchen antiquiert. Im
Deutschen Künstlertheater führte Emil Lind behut¬
sam und bedächtig die Regie des Schnitzlerschen Werkes, vielleicht
allzu sehr ins Detail gehend, wie auch den Vater, den er selbst
gab, zu miniaturhaft fein hinpinselte. Adrienn: Geßner, ein
frisches Wiener Blut, unbekümmert und sorglos, Anton Edi¬
hofer mit zu Herzen gehenden Tönen und Ernst Pröckl
umraymten Käte Dorsch. In der „Lore“ fiel Walter Steinbeck
durch eie gutgesehene preußische Assessorfigur auf. Käte Dorsch
aber ist ein Stück Natu#der Welt der Bretter. H. S.
ADOLF SCHUSTERMANN
ZEITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
BERLIN SO 16, RUNGESTR. 22-24.
Zeuung: Der Reichsbote
Morgen-Rusgabe
vunn Sacen
Datum:
Theater und Musik.
Künstlerkheater.
„Liebelei“ und „Lore“.
Das Lassingtheater nutzt jetzt die Kraft seines teuren
„Stars“ Käste Doxsch in seiner auf Reihenaufführungen durch
Wochen eingestelltey Filiale in der Nürnberger Straße aus. In
der letzten Neuel##tudierung alter Stücke von Schnitzler und
Hartbehen bekam die vielgewandte Künstlerin, deren Erfolge
immer gläcklich auf die Arsprünglichkeit und gewinnende Natürlich¬
keit ihres Talentes gegründet sind, Gelegenheit, erst sentimental
bis zum Tragischen, dann ausgelassen übermütig zu werden. Sie
kann beides vortrefflich, und da mit dieser Feststellung die Bedeu¬
ung des gestrigen Theaterabends erschopft ist, bedarf es keiner
weitergehenden Besprechung. Denn der Versicherung, daß die
Hörerschaft begeistert dankbar war, ist der Kritiker enthoben, sobald
zurzeit Käthe Dorschs Naien auf dem Zettel steht. Nur das
eine sei doch noch einmal vermerkt, daß das Schnitzlersche Jugend¬
werk in seiner seinen und echten Psychologie doch wieder viel tiefer
zu packen wußte als seine späteren, mit den Kunstgrifsen des über¬
gewandt gewordenen Bühnentechnikers gearbeiteten Theaterstücke.
H. Wr.
Ze
ADOLF SCHUSTERMANN
ZEITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
BERLIN SO. 16, RUNGBSTR 22-24
Zeitung: Die Melt am Montag
re
Adresse: Berlin
8 0 0KT.192.
—Daramt — Kaihe Dorsch¬
2
(Künstier=Theater.)
*In Schnitzlexs „Liebelei“, diesem Stück, das, in den
meisten Einzem sentimental, theatralisch und veraltet, uns
doch immer wieder durch Echtheit seines Grundgefühls gewinnt,
spielt Käthe Dorsch jetzt Christine, das Wienerische Gretchen,
dessen sehr freu gezeichnete Gestalt in dem Wiener Lebejüngling
leider einenzso eber alle Maßen unfaustischen und uninteressanten
Gegenspielez hau Aber die Dorsch ist wieder herrlich mit dem
vom Gesü# verschleierten leisen und rauhen Tönen, mit dem un¬
geheuren Schrei tödlichen Erschreckens und mit jener schauerlichen
Echtheit aller physischen Details, die niemand „machen, die nug
als organische Wolge vollkommen seelischer Einfühlung en
stehen kann. Reines Beispiel größter Menschendarsiellungs¬
kunst. — Die übrige Aufführung mit den Herren Edthofeck,
Pröckel und Lind war ordentlich, aber nicht sehr stark; ein
neues Fräulein Adrienne Geßner hatte als leichtgeherzte
Mizzi eine angenehm bescheidene, herzensechte Munterkeit. —
Danach worf sich die Dorsch aus dem Wienerischen Moll noch in
das kräftigste Berliner Dur und spielte jenes Mädchen aus dem
Volke, welches bei Hartleben „die Lore“ heißt, sich hemmungs¬
#os amüsiert, fabelhaft flunkert, erstaunlich geschwollenes Zeug
reder und keinen Knopf annäht. So ganz angegossen sitzt die
Berliner Tonart der Dorsch nicht, aber ihr Temperament schuf
natürlich (übrigens von den Herren Steinbeck, Bettac und
Klein=Rogge bestens unterstützt) doch sehr Lustiges. Bb.
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eures asuraene# 1# Vnos-Ausagnner-scne
BERLIN SO 16, RUNGESTRASSE 22-3
Baarbeitet die deutsche und ausländische Presse #ich auf l###.
Lisfert Listen über geplante Bauten aller Art, Gesthäftseröffnungen.
Festlichkeiten usw.
National=Zeitung
(8=Uhr=Abendklatt) — Berlin NW. E.,
Ausschnitt aus der Rummer vom:
28
R. 3
Aus der Thealer- und Kunslwelt
Käle Dorsch.
Gibt es noch dieses süße Wiener Mädel der Liebelei? Gibt
#s noch deren kühlere Berliner Schwester, die Lore? Sind sie
nicht beide längst anderen Erscheinungen gewichen? Und liegt
nicht über Schpitzlers und Hartlebens Stücken schon leichte Patina
der Zeit? Mellzicht. Doch Christine und Lore werden zum
Leben erwegk undäte Dorsch putzt alle Patinaspuren hinweg.
Ergriffen, ichmerwieder erschüttert steht man vor dem Wunder
dieser Naturkraft. Kommt Käte Dorsch auf die Bühne, so wird
L hell. Es ist als ob die Sonne aufgeht. Als Wiener Mädel
faßt sie alles ganz zart, ganz behutsam an. So behutsam, daß
der Aufschrei des letzten Aktes fast zur Dissonance wird. Wenn
sie dann als Lore übermütig frech sein darf, so ist sie das so dis¬
kret, so zart. Sie ist. ein Wunder. — Liegt aber noch köstlicher
Duft über Schnitzlers „Lie belei“, so ist „die Lore“ des
guten Otto Erich Hartleben schon ein bißchen antiquiert. Im
Deutschen Künstlertheater führte Emil Lind behut¬
sam und bedächtig die Regie des Schnitzlerschen Werkes, vielleicht
allzu sehr ins Detail gehend, wie auch den Vater, den er selbst
gab, zu miniaturhaft fein hinpinselte. Adrienn: Geßner, ein
frisches Wiener Blut, unbekümmert und sorglos, Anton Edi¬
hofer mit zu Herzen gehenden Tönen und Ernst Pröckl
umraymten Käte Dorsch. In der „Lore“ fiel Walter Steinbeck
durch eie gutgesehene preußische Assessorfigur auf. Käte Dorsch
aber ist ein Stück Natu#der Welt der Bretter. H. S.
ADOLF SCHUSTERMANN
ZEITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
BERLIN SO 16, RUNGESTR. 22-24.
Zeuung: Der Reichsbote
Morgen-Rusgabe
vunn Sacen
Datum:
Theater und Musik.
Künstlerkheater.
„Liebelei“ und „Lore“.
Das Lassingtheater nutzt jetzt die Kraft seines teuren
„Stars“ Käste Doxsch in seiner auf Reihenaufführungen durch
Wochen eingestelltey Filiale in der Nürnberger Straße aus. In
der letzten Neuel##tudierung alter Stücke von Schnitzler und
Hartbehen bekam die vielgewandte Künstlerin, deren Erfolge
immer gläcklich auf die Arsprünglichkeit und gewinnende Natürlich¬
keit ihres Talentes gegründet sind, Gelegenheit, erst sentimental
bis zum Tragischen, dann ausgelassen übermütig zu werden. Sie
kann beides vortrefflich, und da mit dieser Feststellung die Bedeu¬
ung des gestrigen Theaterabends erschopft ist, bedarf es keiner
weitergehenden Besprechung. Denn der Versicherung, daß die
Hörerschaft begeistert dankbar war, ist der Kritiker enthoben, sobald
zurzeit Käthe Dorschs Naien auf dem Zettel steht. Nur das
eine sei doch noch einmal vermerkt, daß das Schnitzlersche Jugend¬
werk in seiner seinen und echten Psychologie doch wieder viel tiefer
zu packen wußte als seine späteren, mit den Kunstgrifsen des über¬
gewandt gewordenen Bühnentechnikers gearbeiteten Theaterstücke.
H. Wr.
Ze
ADOLF SCHUSTERMANN
ZEITUNGSNACHRICHTEN-BUREAU
BERLIN SO. 16, RUNGBSTR 22-24
Zeitung: Die Melt am Montag
re
Adresse: Berlin
8 0 0KT.192.
—Daramt — Kaihe Dorsch¬
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(Künstier=Theater.)
*In Schnitzlexs „Liebelei“, diesem Stück, das, in den
meisten Einzem sentimental, theatralisch und veraltet, uns
doch immer wieder durch Echtheit seines Grundgefühls gewinnt,
spielt Käthe Dorsch jetzt Christine, das Wienerische Gretchen,
dessen sehr freu gezeichnete Gestalt in dem Wiener Lebejüngling
leider einenzso eber alle Maßen unfaustischen und uninteressanten
Gegenspielez hau Aber die Dorsch ist wieder herrlich mit dem
vom Gesü# verschleierten leisen und rauhen Tönen, mit dem un¬
geheuren Schrei tödlichen Erschreckens und mit jener schauerlichen
Echtheit aller physischen Details, die niemand „machen, die nug
als organische Wolge vollkommen seelischer Einfühlung en
stehen kann. Reines Beispiel größter Menschendarsiellungs¬
kunst. — Die übrige Aufführung mit den Herren Edthofeck,
Pröckel und Lind war ordentlich, aber nicht sehr stark; ein
neues Fräulein Adrienne Geßner hatte als leichtgeherzte
Mizzi eine angenehm bescheidene, herzensechte Munterkeit. —
Danach worf sich die Dorsch aus dem Wienerischen Moll noch in
das kräftigste Berliner Dur und spielte jenes Mädchen aus dem
Volke, welches bei Hartleben „die Lore“ heißt, sich hemmungs¬
#os amüsiert, fabelhaft flunkert, erstaunlich geschwollenes Zeug
reder und keinen Knopf annäht. So ganz angegossen sitzt die
Berliner Tonart der Dorsch nicht, aber ihr Temperament schuf
natürlich (übrigens von den Herren Steinbeck, Bettac und
Klein=Rogge bestens unterstützt) doch sehr Lustiges. Bb.